Traumberuf Försterin

von Redaktion

Interview Christine Zahnbrecher ist einzige Revierleiterin im Landkreis Traunstein

Chiemgau – Eine kleine Kreuzung in der Nähe von Traunreut. Hierher führen uns die Koordinaten, die Christine Zahnbrecher im Vorfeld geschickt hat. Wir sind zum Interview verabredet. Im Wald, wo sonst, denn: Christine ist Försterin. Sie hat gerade das Revier Altenmarkt von ihrer Vorgängerin Petra Bathelt übernommen. Damit bleibt Eines unverändert: Es gibt wieder eine Frau als Revierleiterin im Landkreis Traunstein.

Den Beruf des Försters wählen nach wie überwiegend Männer. Warum eigentlich?

Viele haben den Beruf gar nicht im Blick. Es ist ja nicht jeder zweite Nachbar Förster. Und es ist schon ein traditioneller Männerberuf. Vielleicht auch, weil bei uns ein Jagdschein Pflicht ist. Aber das sind nur Vermutungen.

Warum haben Sie sich für den Beruf entschieden?

Also tatsächlich wollte ich als Kind nicht Försterin werden. Aber ich kannte damals schon einen, der Vater einer Freundin. Vielleicht hat das später dazu beigetragen. Aber ich bin zuerst einen ganz anderen Weg gegangen. Ich habe Arzthelferin gelernt nach der Realschule und dann erst mein Abitur nachgeholt und studiert.

War Ihnen dann nach dem Abitur gleich klar, dass Sie Försterin werden wollen?

Ja, ich wollte einfach etwas mit Sinn machen, wo ich aber auch mit Menschen zu tun habe. Außerdem war ich immer schon gerne draußen in der Natur. Meine Eltern haben einen Wald, da war ich schon als Kind mit dem Opa draußen und habe beim Holz machen mitgeholfen. Da war also auch schon Bezug dazu da.

Sie haben an der Universität in Weihenstephan Forstwirtschaft studiert. Waren Sie da als Frau in der Minderheit?

Ich würde schätzen, wir waren so ein Fünftel Frauen.

Nach dem Studium haben Sie den Weg der Verbeamtung eingeschlagen und sind seitdem beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft uns Forsten eingestellt. Wollten Sie von Anfang an wieder zurück in den Chiemgau?

Ich wollte tatsächlich immer hierbleiben. Es ist einfach meine Heimat, und sind wir ehrlich, wo ist es schöner als im Chiemgau? Aber zunächst muss man als Försterin in der sogenannten Anwärterzeit, ähnlich dem Referendariat als Lehrer, in ganz Bayern Erfahrung sammeln. Zuletzt war ich dann neun Jahre im Landkreis Altötting Revierleiterin und jetzt konnte ich das Revier Altenmarkt im Landkreis Traunstein übernehmen.

Neues Revier in alter Heimat: Es erstreckt sich über Altenmarkt, Seeon, Seebruck, Obing, Kienberg und Traunreut. Was genau ist hier Ihre Aufgabe?

In allererster Linie bin ich dafür zuständig, private Waldbesitzer zu beraten. Das heißt, mich rufen zum Beispiel Landwirte an, denen ein Wald gehört, machen einen Termin mit mir aus und wir fahren gemeinsam raus. Das können Fragen zu Borkenkäferbefall sein, oder Aufforstung. Ich übernehme aber auch den fachlichen Anteil von Subventionsanträgen. Das sind einige Beispiele meiner Aufgaben.

Sie sind ja auch im Landkreis Traunstein die einzige Revierleiterin. Die Waldbesitzer sind wohl vornehmlich Männer. Werden Sie ernst genommen?

„Ja, auf jeden Fall. Zum einen ist meine Vorgängerin, Petra Bathelt, ja auch schon eine Frau gewesen, hier ist man das also gewohnt. Mir wäre aber tatsächlich noch nie aufgefallen, dass mich jemand anders behandelt, weil ich eine Frau bin, weder die Kollegen, auch nicht im vorherigen Revier, noch die Waldbesitzer. Es kommt, denke ich, vielmehr auf den Charakter an, ob eine Zusammenarbeit gut klappt.“

Was braucht man denn für Fähigkeiten, um eine gute Försterin zu werden, außer einen Rauhaardackel?

„Ja, ich habe einen Dackel, und ja, der kommt auch mit in die Arbeit. Aber man sollte sich den Beruf nicht zu romantisch vorstellen. Es ist nicht nur ein sonniger Spaziergang im Wald mit Hund. Wer gern draußen ist, bei jedem Wetter, den Umgang mit anderen Menschen schätzt und sich für Natur und Umwelt interessiert, hat schon mal gute Voraussetzungen.

Beruf Försterin – eine gute Perspektive auch für junge Frauen?

„Definitiv. Wie gesagt, man sollte sich ein realistisches Bild machen. Vielleicht auch ein Praktikum absolvieren, auch das geht bei uns. Viel Flexibilität, Abwechslung, Kontakt mit Leuten, Umweltschutz, es ist ein super Beruf und ich kann es nur empfehlen.

Thema Umwelt: Im Zuge der Klimaerwärmung brisanter denn je, auch in Ihrem Beruf?

Absolut. Unsere Waldbesitzer erfüllen ja einen wichtigen Job, indem sie sich um unsere Wälder kümmern, auch für die Allgemeinheit: als Ort der Erholung, Sauerstofflieferant, Ökosystem, Kohlenstoffmonoxid-Binder. Wir müssen perspektivisch auch wegkommen von den, bei uns verbreiteten Fichten-Monokulturen. Wir Förster beraten hier gerne, letztlich entscheidet aber der Waldbesitzer.

Welche Baumarten wären empfehlenswert?

Das kommt auf den einzelnen Standort an, trocken oder feucht. Ein Beispiel: Bei uns in der Region wächst die Stieleiche, in Franken die Traubeneiche. Letztere ist besser an Hitze und Trockenheit angepasst. Wird es bei uns künftig auch trockener und wärmer, würde die Traubeneiche sich also besser eignen. Wir beraten hier gern auch vor Ort und kostenlos.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Ich bin jetzt einfach da, wo ich hingehöre. Hier ist mein Schwerpunkt, persönlich und auch beruflich bin ich hier am besten aufgehoben.

Interview: Katrin Langenwalter

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