Tuntenhausen – Sie sind ein Dream-Team wie aus dem Bilderbuch: das Doppel-Olympia-Gold-Duo Jessica von Bredow-Werndl und die dunkelbraune Trakehner-Stute Dalera. Gemeinsam feierten die beiden in den vergangenen Jahren Erfolge um Erfolge auf den Dressursport-Bühnen der Welt. Höhepunkte sicherlich die jeweils zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 und Paris 2024. Für die 17-jährige Dalera haben die Auftritte vor großem Publikum und das damit verbundene Reisen aber nun ein Ende. Ihr letzter großer Auftritt war Ende November beim Trakehner Hengstmarkt in Neumünster, wo sie zusammen mit Jessica von Bredow-Werndl als Stargast begrüßt wurde. Nun wird es, wie die 38-jährige Aubenhausenerin Jessica von Bredow-Werndl bereits angekündigt hatte, ruhiger um Dalera. Sie wird in Aubenhausen bleiben, soll Mama werden. Im Interview mit dem OVB blickt die Reiterin auf die bisherigen rund zehn gemeinsamen Jahre mit Ausnahme-Stute Dalera zurück.
Daleras aktive Laufbahn ist vorbei. Aber man wird sie noch einmal sehen können?
Sie begleitet mich im Januar nach Basel. (Dort finden vom 9. bis 12. Januar die Longines CHI Classics statt. Anm. d. Red.)
Wie verliefen Ihre erste Begegnung und später der erste Ritt mit Dalera? Welche Gedanken gingen Ihnen dabei durch den Kopf?
Dalera war damals achtjährig, und ich habe schon von Anfang an ihre besondere Aura gespürt. Sie war sehr eifrig, und das Gefühl war besonders, sie zu reiten. Aber ich konnte damals noch nicht erahnen, wie weit wir es zusammen schaffen könnten.
Wie würden Sie das Besondere an Ihrer Beziehung beschreiben, das ja auch für Außenstehende sofort spürbar ist?
Wenn man uns beide beobachtet, spürt man einfach diese tiefe Freundschaft. Das geht vor allem über Energie, nicht über Worte, und man merkt uns an, dass wir einfach wahnsinnig gern Zeit miteinander verbringen.
Was ist der größte Unterschied zwischen Dalera und allen anderen Pferden, die Sie bisher geritten haben oder reiten?
Zum Glück gibt es keine sehr großen Unterschiede, aber ich habe einfach einen ganz besonderen Zugang zu ihr. Sie ist unfassbar intelligent, und ich wusste immer, wenn ich einreite, dass sie alles für uns gibt.
Wie oft waren Sie beide in den vergangenen Jahren zusammen, und wie war es, wenn Sie im Urlaub oder anderweitig unterwegs waren und sich einmal länger nicht gesehen haben? Wie hat Dalera reagiert?
Sie mag es nicht so gerne, wenn ich nicht da bin. Das zeigt sie mir aber eher durch mehr Kuschelbedürfnis als durch irgendwelche Zickereien.
Abgesehen von Olympia natürlich – was waren bisher Ihre schönsten, bewegendsten Momente mit Dalera?
Es gibt so viele bewegende Momente mit ihr. Ein ganz besonderer war, als ich wie so oft in der Hängematte bei ihr in der Box geschlafen habe; sie ließ mich aber nicht fest schlafen vor dem Finale in Paris, ganz nach dem Motto: Wir haben noch einen Auftrag zu erledigen.
Dalera wird bei Ihnen in Aubenhausen bleiben? War das von Haus aus so geplant oder wie hat sich das ergeben? Könnte man Sie beide überhaupt trennen?
Ich bin ihrer Besitzerin Beatrice Bürchler-Keller sehr dankbar, dass Dalera auch nach unserer aktiven Karriere bei mir/uns bleiben darf. Wir genießen einander nach wie vor sehr und ich möchte, dass sie ganz glücklich und gesund bei uns alt werden darf.
Wie wird Daleras Alltag künftig aussehen? Darf sie zum Beispiel nun auch etwas fressen, was bisher aus sportlichen Gründen nicht so erlaubt war? Hat sie eine Lieblingsmahlzeit?
Dalera liebt Fressen grundsätzlich und darf genauso viel fressen wie vorher auch. Ich werde sie auch weiterhin im Training behalten, denn Dressur soll ja auch die Pferde mit der gymnastizierenden Arbeit gesund erhalten.
Wie geht es nun weiter in Sachen Pferdenachwuchsplanung – wann ist geplant, sie zu besamen, und wer wird der Vater sein?
Wenn es so sein soll, darf sie nächstes Jahr tragend werden. Ich werde das aber nicht auf Biegen und Brechen versuchen. Entweder es klappt oder es klappt nicht. Ich möchte auch versuchen, ihre Freundin Zaire tragend zu bekommen, damit die beiden mit ihren Fohlen bei uns in Aubenhausen bleiben können. Einen Hengst haben wir noch nicht ausgewählt.
Und wenn es nicht gleich klappt?
Dann darf sie weiterhin ein genauso glückliches Leben bei uns führen wie bisher. Ob sie einmal ein Baby bekommt oder nicht, ändert nichts daran, dass wir sie gesund und glücklich die nächsten Jahre begleiten möchten.
Und wie würde es weitergehen, wenn Dalera trächtig wird – wie wird ihr Leben mit dem Fohlen aussehen? Wie würde die Namensgebung vor sich gehen?
Das hängt davon ab, ob wir ein bis zwei weitere Stuten tragend haben bei uns. Dann kann sie mit dem Fohlen bei uns bleiben; das ist der Plan. Um die Namensgebung kümmern wir uns, wenn wir wissen, ob es ein Stut- oder Hengstfohlen wird. Aber zunächst einmal schauen wir, ob sie überhaupt trächtig wird.
Wenn Dalera sprechen könnte: Welche Frage würden Sie ihr stellen, auf die Sie gerne eine Antwort hätten?
Dalera kommuniziert schon so gut, dass ich glaube, dass ich sie sehr gut verstehe in ihren Lieblingsaktivitäten. Aber da gibt es viele alltägliche Sachen, die ich sehr gerne fragen würde, um ihr Leben noch schöner gestalten zu können.
Wer darf außer Ihnen noch auf Dalera reiten?
In meinen Schwangerschaften hat eine sehr enge Freundin von mir namens Julia Karl sie geritten. Sie reitet sie auch jetzt, wenn ich einmal mehr als zwei Tage weg bin. Ansonsten hat sie seit Jahren ihre Besitzerin Beatrice einmal geritten und es war so schön zu sehen; es war fast so, als wüsste Dalera, dass sie ihr unsere gemeinsame Zeit zu verdanken hat.
Wie ist das Verhältnis zwischen Dalera und Ihrer eigenen Familie?
Alle bewundern und lieben Dalera!
Gab es Momente, wo Sie sich große Sorgen um Dalera machen mussten und welche waren das?
Zum Glück nicht. Toi toi toi.
Hat Dalera wie jeder Mensch auch Macken, einen Tick oder spezielle Vorlieben?
Es kann nicht schnell genug zur Koppel gehen morgens. Interview: Eva Lagler