Rosenheim/Mühldorf – Gesünder essen, mehr Sport treiben, das Rauchen aufhören, gelassener sein: Gute Vorsätze fürs neue Jahr, keine Frage. Doch es geht noch viel besser. Markus Schaub (16) und Manuela Greuer (58) wollen 2025 Leben retten.
Zwischen „retten wollen“ und „retten können“ ist allerdings ein großer Unterschied. Deshalb haben Greuer und Schaub, der ihr Enkel sein könnte, 2024 monatelang als Sitznachbarn die „Schulbank“ gedrückt – er der Jüngste, sie die Älteste im Fachsanitäterkurs der BRK-Bereitschaft Feldkirchen-Westerham. „Weil es fürs Helfen und Retten nie zu früh und nie zu spät ist“, sagen sie.
Bald Premiere beim
Hallenfußball
Jetzt fiebert Markus seinem ersten Einsatz als Sanitätsfachkraft entgegen. In ein paar Tagen wird es so weit sein, bei einem Hallenfußballturnier in Feldkirchen-Westerham. Ob Platzwunde, Nasenbluten oder etwas Schlimmeres – der 16-Jährige wird schnell zur Stelle sein und wissen, was zu tun ist.
Manuela Greuer hat ihre rettungsdienstliche Premiere schon am ersten Weihnachtsfeiertag gemeistert. Bei einem Sanitätswachdienst in Rosenheim kam es zu einem Zwischenfall mit Nachalarmierung, Transport ins Krankenhaus – und letztlich gutem Ausgang.
Ob es ein Happy End gibt in kritischen Situationen, das hängt häufig von einer schnellen und rechtzeitigen Erstversorgung ab. Je mehr Zeit verstreicht, je zögerlicher das Eingreifen von verunsicherten Menschen, die nichts falsch machen wollen – umso schlechter stehen die Chancen.
Deshalb kann es für Patienten in Not ein Glücksfall sein, wenn ehrenamtliche Sanitäter wie Manuela Greuer und Markus Schaub in der Nähe sind. Und das ist häufig der Fall, weil sich allein beim Roten Kreuz im Landkreis Rosenheim rund 2300 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer engagieren.
Das ist nicht selbstverständlich. Es ist bewundernswert, kommt jedoch in der öffentlichen Wahrnehmung häufig zu kurz. Das ist einer von vielen Gründen, warum die Weihnachtsaktion „OVB-Leser zeigen Herz“ den unverzichtbaren Einsatz der BRK-Kräfte in den Fokus rückt. „Dass sich die OVB-Aktion dafür einsetzt, uns ehrenamtliche Retter besser auszustatten, begreifen wir auch als Wertschätzung“, sagen Greuer und Schaub. Zwei spezielle Einsatzfahrzeuge sollen mit den Spendengeldern angeschafft werden, um Betroffene in größeren Katastrophenlagen, etwa bei einem Hochwasser, schneller betreuen und versorgen zu können.
Manche sind schon Jahrzehnte dabei – andere kommen mit 58 ganz neu dazu. So wie jetzt Manuela Greuer, deren späte Helferkarriere beim BRK im Oktober 2024 mit der Bereitschaft für den Hausnotruf im westlichen Landkreis Rosenheim beginnt. Ehemann Heinz (60) und Tochter Celina (24), selbst beim BRK, hatten ihr zuvor den entscheidenden Schubs gegeben: „Das wäre ganz sicher was für dich!“
Zum Engagement im Hausnotruf kommt parallel im Herbst der Fachsanitäter-Kurs mit theoretischer und praktischer Prüfung am Ende. „Knackig, aber zu schaffen“, formuliert es die älteste Kursteilnehmerin. Dass alle 18 Teilnehmer bestehen, liegt auch an den pädagogischen und fachlichen Qualitäten von BRK-Ausbilder Gery Puhl von der Bereitschaft Feldkirchen-Westerham. Zweieinhalb Monate lang wird erklärt, gezeigt, gelehrt, gefragt, geübt und gelernt: Jeden Dienstag und Donnerstag von 19 bis 22 Uhr, dazu an fünf kompletten Samstagen – alles ehrenamtlich.
Erste Hilfe statt Pizza
bei Notfall in Florenz
Aber die Mühe lohnt sich – auch für den Jüngsten, der sich schon als kleiner Bub für medizinische Notfallversorgung interessiert hat. „In meinen Adern fließt halt Retterblut“, lacht Markus, der gerade ein FSJ, ein Freiwilliges Soziales Jahr, am Romed-Klinikum Rosenheim leistet und im Herbst eine Ausbildung zum Notfallsanitäter machen möchte.
Als Schulsanitäter an der Wirtschaftsschule Bad Aibling, die er im Frühjahr 2024 mit der Mittleren Reife abschließt, ist Markus über die Jahre hinweg eine gefragte Kraft, wenn es um das Verarzten von allen möglichen Wehwehchen geht. Zum kniffligsten Einsatz kommt es ganz am Ende, auf der Abschlussfahrt nach Florenz im Juli 2024: Markus lässt sich mit seinen Mitschülern gerade eine Pizza schmecken, als plötzlich der Kellner hinterm Tresen zusammenbricht und um Luft ringt – ein Kreislaufkollaps. Der junge Oberbayer leistet Erste Hilfe, kümmert sich um den Mann, beruhigt das Umfeld – und übergibt den italienischen Patienten schließlich in einem stabilen Zustand dem wenig später eintreffenden Rettungsdienst.
2025, als geprüfter Fachsanitäter, werden für Markus einige vergleichbare Einsätze dazu kommen – etwa auf Großveranstaltungen wie Volksfest, Echelon oder Oldtimer-Festival in Maxlrain. Vielleicht mit Manuela Greuer an seiner Seite. Weil Retten Teamarbeit ist. Weil Retten verbindet. Und weil Retten keine Frage des Alters ist.
Überweisungsträger
in dieser Ausgabe
Überweisungsträger (Zahlscheine) für die Weihnachtsaktion „OVB-Leser zeigen Herz“ liegen letztmals einem Großteil dieser Silvester-Ausgabe unserer Zeitung bei.
OVB-Leser zeigen
Herz, Seite 36/37