Seeon – Als Topmeldung in den Hauptnachrichten bei öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern hat es die CSU-Winterklausur im Kloster Seeon zwei Tage lang nicht geschafft, wohl aber am Schlusstag gestern, als Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz zum großen Finale kam. Das Medienaufkommen war so groß wie nie. Selbst als die CSU noch Regierungspartei war, kamen nicht so viele Berichterstatter ins Kloster. 165 akkreditierte Journalisten und Techniker waren jetzt vor Ort, 13 TV-Sender hatten ihre Übertragungswagen geschickt. Polizei, lokale Projektleiter und die CSU-Landesgruppe zogen am Nachmittag ein überaus positives Fazit, obwohl der Zeitplan wegen des Wahlkampfes ganz schön durcheinandergewirbelt wurde.
Sicherheitskonzept
der Polizei geht auf
„Wir sind sehr zufrieden, alles ist gut verlaufen, unsere Kräfte waren hoch motiviert, unser Konzept hat funktioniert“, bilanzierte Einsatzleiter Bernhard Dusch, der wegen einer internen Umstrukturierung sogar weniger Beamte im Einsatz hatte als im Vorjahr. Seine Kollegen aus Trostberg wurden unterstützt von Kräften der Dienststellen aus Traunstein, Burghausen, Altötting, Mühldorf und Waldkraiburg. Mit dabei waren auch wieder die Kripo und Verkehrspolizei Traunstein, die Bereitschaftspolizei München und die Zentralen Einsatzdienste (ZED) aus Bad Aibling und Traunstein. Auf Drohneneinsatz wurde wie im letzten Jahr verzichtet.
„Wir hatten polizeieigene Überwachungskameras eingesetzt, das war ausreichend“, so Dusch. Auffällig waren Polizeifahrzeuge, die bei der Kloster-Zufahrt in die Straße hinein parkten. So war es vor allem für die Fahrer von Friedrich Merz oder Markus Söder ein kleines Kunststück, vorbeizukommen. Millimeterarbeit war gefragt.
Bis zwei Tage vor Klausurbeginn herrschte noch reges Treiben auf dem Eis am Seeoner See. Dann aber bremsten Tauwetter und Regen den Spaß aus. Mit Klausurbeginn war das Eis nicht mehr tragfähig. Für die Wasserschutzpolizei, die das Kloster stets von der Seeseite her bewacht, hatte das zur Folge, dass sie ohne Boot gekommen war. Benötigt wurde sie aber wegen einer eventuellen Eisrettung, wozu sie einen Schlitten der DLRG mitbrachte. Zum Einsatz kam der aber nicht. Anders bei der Reitergruppe aus Bad Aibling, die zu den ZED zählt. Mehrere Male täglich wurde rund um das Kloster hoch zu Ross patrouilliert.
Stramm steht er da, eingefroren im See, ganz nahe am Ufer: Herakles. Die Figur erklärt sich aus dem antiken Mythos des griechischen Halbgottes. Er sollte laut Legende einem Sterblichen dienen, was ihm aber unter seiner Würde erschien. So lehnte er sich gegen den Willen des Göttervaters Zeus auf und wurde bestraft. Erst nachdem er, dank seiner Stärke und Intelligenz, eine Reihe schwieriger Aufgaben bewältigt hatte, wurde er in den Olymp aufgenommen. Es handelt sich in Seeon um einen Bronzeguss, eine Stele aufrecht stehend, die zweite im Boden eingelassen. „Geschaffen wurde sie von Erwin Wiegerling, einem freien Künstler und Restaurator“, erklärt Geschäftsführer Gerald Schölzel.
Ablaufplan gerät
völlig durcheinander
Minutiös hat Inge Ederer-Posch, die Projektleiterin vor Ort, zusammen mit der Berliner Landesgruppe den Ablaufplan erstellt. Hier ist exakt aufgeführt, wann die Abgeordneten tagen, wann Pressekonferenzen stattfinden, wann gegessen wird. Aber: „Man hat gemerkt, dass Wahlkampf ist. Der Zeitplan kam komplett durcheinander, weil viel Gesprächsbedarf bestand“, berichtet Gerald Schölzel. Man sei aber darauf eingestellt gewesen, habe deshalb kein Gala-Menü serviert, sondern Essen vom Buffet. „Unser Team ist eingespielt, wir arbeiten ja schon seit Jahren zusammen“, ergänzt Ederer-Posch, die immer in engem Kontakt mit Alexander Hoffmann, dem parlamentarischen Geschäftsführer der Landesgruppe, und seinem Büroleiter Dr. Martin Hiermeyer stand. Beide waren erstmals in führender Funktion in Seeon am Start.
Gut gefüllt war die Kapelle im Kloster bei der ökumenischen Andacht am Dreikönigstag. Dekan Dr. Florian Schomers hielt die Liturgie, Pfarrer Wolfram Hoffmann die Predigt. Die Lesung trug Bundestagsabgeordnete (MdB) Katrin Staffler vor, die Fürbitten lasen MdB Dorothee Bär und MdB Susanne Hierl. Für das Totengedenken war MdB Michael Frieser zuständig. Für die musikalische Umrahmung sorgte wieder ein Duo, Kirchenmusikerin Andrea Wittmann an der Orgel und Leonhard Dandl, Trompete. Wittmann, lange Jahre an vorderster Front für die Freien Wähler, legte Wert auf die Feststellung, dass sie parteilos sei. „Ich bin vor 15 Monaten bei den Freien Wählern ausgetreten, nachdem es einige unschöne Vorfälle gegeben hat“, sagte sie der Redaktion.
Auch heuer machten die Sternsinger am Dreikönigstag den Abgeordneten ihre Aufwartung. Als sie der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, Alexander Dobrindt, kurz vor der ökumenischen Andacht begrüßte, läuteten die Kirchenglocken. „Ihr wisst ja, dass es bei uns auch immer etwas abzuholen gibt, daran hat sich nichts geändert“, sagte Dobrindt. Die Sternsinger erhielten vier prall gefüllte Säcke. „Ich kann ja verraten, was drin ist, es sind ganz viele Süßigkeiten“, sagte Dobrindt und lud die Sternsinger in die Andacht ein. Mit kräftigem Beifall einiger Abgeordneter wurden die „Heiligen“ verabschiedet und für 2026 wieder eingeladen. Organisiert hatte sie Mesner Matthias Lincke.
Küche arbeitet drei
Tage am Anschlag
Drei Tage lang arbeitete Küchenchef Dieter Fembacher mit seinem 23-köpfigen Küchenteam am Anschlag, galt es doch, täglich 120 Frühstücke, bis zu 130 Mittagessen und nochmals 130 Abendessen auf den Tisch zu zaubern. Hinzu kamen nochmals 150 Mittagessen für die Journalisten, die im Klosterstüberl und im gotischen Keller verköstigt wurden.
Seit 30 Jahren ist der 59-Jährige im Kloster in der Gaststätte Ex Libris daheim und damit seit 2017 auch bei allen CSU-Klausuren. Von den Tagungsteilnehmern und den Journalisten gab es nur Lob, kein Wunder, Fembacher, der in Fridolfing daheim ist, produziert vieles selbst. Er backt Brot, räuchert die Fische, zerlegt sämtliche Fleischzukäufe, stellt Soßen her und lobt die „hohe Qualität an Lebensmitteln“. Anfang November begann er mit der Menü-Zusammenstellung, die in Berlin abgesegnet wurde, hatte bis 2. Januar die komplette Ware im Haus. Danach durften nur noch der Gemüsehändler und der Bäcker liefern.
Abgeordnete und Journalisten fühlten sich wie im Schlaraffenland, wobei Fembacher aber nicht von einem Luxusessen sprechen will. Zum Auftakt am Montagmittag gab es gemischten Salat, Rinderkraftbrühe, hausgebeizte Saiblinge, Kalbsragout, Safranrisotto, dazu Joghurtmousse und Blutorangensalat. Am Abend folgten eine bayerische Brotzeitplatte, hausgeräucherte Forellen, Erbsensuppe, Speckkrusteln, gebackener Reisauflauf, Apfelkompott und Schokoladenmousse. Dienstagmittag: Tafelspitzkraftbrühe, Lachsforellentranche, gefüllte Maispoulardenbrust und Schupfnudelpfanne. Am Abend: Tomatensuppe, Chicoree überbacken, flache Schulter vom Weidochsen, Zanderfilet, Kaspressknödel, Nougatknödel und Preiselbeerragout. Und zum Abschluss am Mittwochmittag: Salat, Leberknödelsuppe, pochiertes Saiblingsfilet, Wurzelgemüse, kleines Wiener Schnitzel in Butterschmalz gebraten, ofenfrischer Leberkäs, Kartoffelnudeln, Paprikaragout, Kaiserschmarrn und Zwetschgenröster.
Hochspannung
im Technik-Team
Seit Beginn der Klausur 2017 ist im Kloster Seeon für die Technik Stefan Mayer zuständig. Der 55-Jährige, der aus Chieming kommt und seine Firma in Nußdorf bei Traustein hat, baut mit fünf Kollegen im Tagungsraum und im Freien zwei Tage lang alles auf. Er installiert 50 Konferenz-Mikros, vier Kameras, fünf Screens, also Bildschirme im Großformat, stellt ein Digitalpult auf, dazu einen Videomischer, um die Präsentationen bestens ins Licht zu rücken. Während der Tagung ist Mayer dann mit seinem Steuer-Equipment allein vor Ort, wobei das Audio-Signal bei den Pressekonferenzen im Freien störungsfrei funktionieren muss. Schließlich wollen die Fernseh- und Hörfunkreporter beste Qualität bei den Statements der Politiker und Gäste.
Nach der Klausur heißt es dann, ganz schnell zusammenpacken und ab nach Ruhpolding. Auch dort ist Mayer während der Biathlon-Weltcup-Tage für die Technik zuständig. Start ist am 15. Januar in der Chiemgau-Arena.