Der Club der „Unentwegten Idealisten“

von Redaktion

Wie der Verein Inntalhilfe mit einem „Herzsolo“ Menschen aus der Region hilft

Raubling – „Es geht immer mehr“, so meinten die Gründer der „Inntalhilfe“ Hilfe für behinderte Kinder und Jugendliche im Inntal , Herbert John, Tabitha Licht und Thomas Stingl, die die Idee und den Verein 2016 aus der Taufe hoben. 200 Mitglieder zählt der Verein inzwischen.

Als „Unentwegte Idealisten“, so bezeichnet Vorsitzender Herbert John sein Team. Er sitzt seit einem Schlaganfall vor 20 Jahren selbst im Rollstuhl und weiß, was es bedeutet, wenn sich die Lebens- und Familiensituation sprichwörtlich auf einen Schlag ändert.

Auf einen Schlag
verändert sich alles

Ein Unfall, eine schwere Krankheit und nichts ist mehr so, wie es vorher war. Er selbst sei dankbar für seine drei Töchter und fünf gesunde Enkel und wolle einfach etwas zurückgeben. Auch habe er sich sein Leben lang neben seiner Tätigkeit als Anwalt sozial engagiert.

Und außerdem: Den Verein, so John, könne er auch vom Rollstuhl aus leiten. Nicht mehr gehen zu können sei wohl das Schlimmste, mit dem er nach seinem Schlaganfall konfrontiert war, angewiesen zu sein auf Hilfsmittel und Sonderausstattungen, die nicht immer selbstverständlich von den Krankenkassen übernommen würden.

So ging es auch der Familie Lindner aus Thansau. Ihre achtjährige Tochter Giulina leidet an der Krankheit Cerebralparese und ist in ihren Aktivitäten stark eingeschränkt.

Es kann bei dieser Krankheit immer wieder zu epileptischen Anfällen kommen, weswegen sie für Autofahrten einen speziellen Rehabilitationssitz benötigt. Auch für die Busfahrt zur Schule in Aschau, die das Mädchen seit einiger Zeit besucht. „Wir haben einen solchen Sitz für unser Auto“, so Mama Bianca Lindner, „den mussten wir täglich umbauen, samt Rollstuhl, Schulranzen und Kind aus dem Schulbus ausladen bei Wind und Wetter und in den ersten Stock wuchten.“ Ein Antrag bei der Krankenkasse wurde abgelehnt. 3000 Euro kostet ein solch spezieller Rehabilitations-Autositz. „Wir haben uns schon damit abgefunden, dass wir das selbst bezahlen müssen, da hat uns jemand auf die Inntalhilfe aufmerksam gemacht“, erzählt die Mutter, die sich im Hauptberuf um Giulina kümmert und in Teilzeit als Verkäuferin arbeitet. „Herbert John von der Inntalhilfe hat einfach Ja gesagt, als wir unser Anliegen vorbrachten. Wir konnten es gar nicht glauben“, so Papa Christian, der als Elektrotechniker in einem Maschinenbauunternehmen beschäftigt ist. Eine enorme Erleichterung für die ganze Familie Lindner, eine unbürokratische schnelle Hilfeleistung aus der Nachbarschaft in Raubling. Die Raublinger Inntalhilfe versteht sich als „Hilfe aus dem Inntal für die Region“, die im Bedarfsfall großzügig ausgelegt wird. So wurde auch schon einmal ein Kind in Schongau unterstützt, um ihm eine Therapie zu ermöglichen. „Natürlich wird jeder Fall genauestens unter die Lupe genommen,“ so Herbert John. „Aber so wie bei der Familie Lindner können wir auch sehr spontan sein.“

Und dass die Raublinger ihren Verein unterstützen, versteht sich von selbst. Aus allen Ortsteilen kommen Spenden, zum Beispiel von den Frauengemeinschaften oder den Kommunionkindern, einem Benefizlauf der Schüler der Michael-Ende- Schule oder der Schafwollspinnerei Höfer aus Litzldorf, die anlässlich ihres Tages der offenen Tür 1500 Euro für die Inntalhilfe überreichte. „Es gibt Geburtstagsfeiern, bei denen auf Geschenke verzichtet und stattdessen eine Spendenbox zu Gunsten der Inntalhilfe aufgestellt wird, und jede Menge Unterstützung von Raublinger Vereinen und Firmen,“ so Barbara John. Eine große Vereinsveranstaltung ist das alljährliche Benefiz-Preis-Schafkopfen beim „Alten Wirt“ in Pfraundorf. Am 31. Januar 2025 heißt es wieder „I spui a Herzsolo“, oder „da Ober sticht an Unter“, und hier kann „auf den Tisch hauen“ wirklich helfen.

Mehr als 20 Partien nahmen beim Schafkopfturnier 2024 teil und die Organisatoren hoffen auf eine ähnlich hohe Teilnehmerzahl, bei dem es am Ende darum geht, eine Familie wie die Lindners aus Thansau zu unterstützen.

„Jeden kann es treffen“, so Bianca Lindner, „von einem auf den anderen Tag ist nichts mehr, wie es vorher war“. Ein Hilfsmittel wie ein Autositz unterstützt Familien im Alltagsleben. Krankheiten wie die von Giulia sind im Moment nur behandelbar aber nicht heilbar. „Deswegen lassen wir den Aspekt Forschung auch nicht außen vor“, betont Barbara John, die ihrem Mann im Verein unterstützend zur Seite steht. Viele Menschen seien auf der sogenannten Sinnsuche, der Suche nach dem Sinn des Lebens. In einem Verein wie der Raublinger Inntalhilfe sei diese Frage schnell beantwortet, so Herbert John.

Alles, was man hier mache, habe einen Sinn. Sowohl im Geben als auch im Nehmen, in persönlichen Begegnungen und der Freude, die man bereiten kann, wie das Beispiel der Familie Lindner zeigt. Auch wenn Giulina nicht selbstständig laufen kann und nur wenige Worte spricht, öffnet sie ihr Herz und lacht, wenn sie sich freut.

„Was tun und
nicht nur reden“

„Was tun und nicht nur reden“, lautet die Devise des Vereins und so ist es selbstverständlich, dass der Vorsitzende Herbert John jeden, den er trifft, zur Mitgliedschaft „nötigt“. Kürzlich konnte so der katholische Pfarrer Martin Gehringer als 200. Mitglied begrüßt werden, wurde doch der evangelische Pfarrer Thomas Löffler das 100. Mitglied.

Man kann gespannt sein, wer das 300. Mitglied wird. Wenn jedes zweite Mitglied ein neues Mitglied anwirbt, könnte es bald soweit sein. Denn auch eine Mitgliedschaft kann dazu beitragen, Gutes zu tun. Die Raublinger wissen, wie es geht!

Benefiz- Schafkopfturnier

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