Gehirntumor: Maxis Leiden geht weiter

von Redaktion

Sechsjähriger Bub aus Bad Aibling kämpft zum zweiten Mal tapfer gegen den Krebs

Bad Aibling – Neuroblastom in der linken Nebenniere, Metastasen im ganzen Körper. Mehr als ein Jahr kämpfte der kleine Maxi Schmidt (6) aus Bad Aibling nach dieser niederschmetternden Diagnose im April 2022 gegen den Krebs an, dann galt sein Körper als frei von entarteten Zellen. Jetzt traf den Buben ein weiterer Schicksalsschlag: Gehirntumor. Sehr tapfer kämpft Maxi erneut gegen die schwere Krankheit an.

Kopfschmerzen
immer unerträglicher

Es waren immer unerträglicher werdende Kopfschmerzen, die bei seinen Eltern Florian (40) und Maria Schmidt (37) die Alarmglocken schrillen ließen. Nachdem das Kind keine neurologischen Ausfälle aufwies und die Konsultation eines Kinder- sowie eines Augenarztes keine Besserung erbrachte, kam der Sechsjährige zur Magnetresonanztomografie (MRT) ins Klinikum Traunstein, wo bereits 2022 die Erstdiagnose gestellt worden war.

Auch diesmal konnten die Ärzte den besorgten Eltern leider keine guten Nachrichten überbringen. Im Gegenteil. „Für uns brach eine Welt zusammen. Ich hatte auch einen körperlichen Zusammenbruch, bin auf dem Boden gesessen und habe nur noch geweint.“ So schildert Maxis Mama den Moment, als sie und ihr Mann mit der bitteren Wahrheit konfrontiert wurden, dass sich im Gehirn ihres Sohnes ein Tumor gebildet hatte.

Drainage beseitigt
den Hirndruck

Wie sehr das Leben des Kindes bereits in diesem Moment an einem seidenen Faden hing, wurde ihnen erst bewusst, als die Radiologen nach ihrer Diagnose unverzüglich einen Neurochirurgen hinzuzogen. Der erkannte sofort die große Gefahr, die von dem vorhandenen Hirndruck für den Buben ausging, und legte in Maxis Kopf unverzüglich eine Drainage. Sie ermöglichte den durch die Geschwulst bereits eingeschränkten Abfluss des Hirnwassers. Der Eingriff sorgte rasch für eine Druckentlastung und die damit unmittelbar einhergehende Schmerzlinderung.

„Ohne diese Drainage hätte unser Maxi die Nacht nicht mehr überlebt“, erzählt sein Vater rückblickend mit stockender Stimme. Trotz aller Fassungslosigkeit machte sich eine Erkenntnis beim Ehepaar Schmidt bereits am nächsten Tag breit. „Wir müssen als Familie wieder funktionieren wie im Jahr 2022. Und so haben wir praktisch von einem Tag auf den anderen wieder auf Kampfmodus zur Rettung des Lebens unseres Kindes umgeschaltet“, sagt Maria Schmidt.

Bereits einen Tag nach dem MRT in Traunstein lag Maxi auf dem OP-Tisch im Klinikum München-Großhadern. In einer rund sechsstündigen Operation machte sich ein rund 20-köpfiges Team, zu dem unter anderem drei erfahrene Neurochirurgen gehörten, an die Entfernung des Tumors. Er hatte die Größe eines Golfballes, wie die Eltern später erfuhren. Zu 95 Prozent konnte er chirurgisch entfernt werden. Die Zerstörung des restlichen Gewebes setzt sich der für Maxi aufgestellte Therapieplan zum Ziel, der sich über große Teile des Jahres 2025 erstrecken wird. Ein Plan, der bei den Eltern sowie Maxis Geschwistern Moritz (4) und Ludwig (2) all jene Erinnerungen schlagartig wieder lebendig werden ließ, die den Leidensweg des Kindes nach der Operation des Nierentumors im Jahr 2022 pflastern. Der Bub galt als „Hochrisikopatient“.

Chemotherapien, Bestrahlungen, eine Stammzellen-Übertragung mit vorausgehender Knochenmark-Entnahme sowie abschließend eine mehrmonatige Immuntherapie waren neben zahlreichen weiteren, zum Teil sehr belastenden Untersuchungen erforderlich, ehe die Ärzte Maxi als „krebsfrei“ einstuften.

Ein Jahr
voller Lebensfreude

Es folgte ein Jahr, in dem der Sechsjährige „einfach Kind sein durfte“, wie es seine Mama Maria formuliert. Familienausflüge, Schwimmvergnügen im Sommer, das geliebte Radfahren – vieles, worauf Maxi lange verzichten musste, war plötzlich wieder möglich und bescherte dem Buben ein hohes Maß an Lebensfreude.

Dass er zusammen mit seinem Bruder Moritz zwischenzeitlich auch den Kindergarten besuchen konnte und dort rasch neue Freunde gewann, das machte ihn besonders glücklich.

Jetzt, wo der Klinikalltag für viele Monate wieder seinen und den Lebensrhythmus der Eltern prägen wird, ist es vor allem der tägliche Besuch des Kindergartens, den Maxi sehr vermisst. Den sogenannten Hickman-Katheter hingegen, den er noch bestens von seinem ersten Kampf gegen den Krebs kennt, hat er längst schon wieder als „seinen besten Freund“ akzeptiert.

Hierbei handelt es sich um einen dünnen Kunststoffschlauch, der von der Halsvene bis zum Vorhof des Herzens geschoben wurde. Über ihn erhält der Bub während der Therapie jede Menge Infusionen sowie Narkose- und Schmerzmittel. Außerdem erfolgen die notwendigen Blutentnahmen und die Verabreichung der Wirkstoffe im Rahmen der Chemotherapie über diesen Zugang. Er vermindert bei diesen Eingriffen das Infektionsrisiko und bewahrt das Kind davor, dass dessen Venen ständig neu punktiert werden müssen.

Auch auf seine neue Mutkette ist der Bub, der trotz allen Leids sein fröhliches Lächeln nicht verloren hat, sehr stolz. Die erste, die er 2022 zu Beginn der Krebstherapie erhalten hatte, weist jede Menge Perlen auf. Jede Einzelne ist ein Beleg für überstandene Therapieschritte, die allesamt schwere medizinische Eingriffe darstellen.

Sieht man auf den aktuellen Therapieplan, den die Ärzte für Maxi ausgearbeitet haben, wird die zweite Mutkette am Ende dieses Zeitraums nicht weniger üppig bestückt sein. Fünf Chemotherapie-Blöcke, von denen jeder mit der entsprechenden Erholungsphase 21 Tage dauert, sieht er unter anderem neben 20 Bestrahlungen vor.

Diese Strahlentherapie erfolgt derzeit in der Heidelberger Kinderklinik und soll noch im Januar abgeschlossen sein. Die Form der Bestrahlung, die Maxi benötigt, kann bundesweit nur hier und in einer Spezialklinik in Essen angeboten werden. Um ihm beizustehen, wohnt die gesamte Familie Schmidt bis zum Ende dieses Zyklus‘ in Heidelberg.

Vater feierte seinen
40. Geburtstag in Klinik

„Wenn sie auch manchmal streiten, sie haben sich doch alle sehr lieb“, sagt Papa Florian Schmidt über den unglaublichen Zusammenhalt seiner drei Söhne. Florian Schmidt feierte kürzlich seinen 40. Geburtstag an Maxis Seite in der Klinik. Sehr gerührt waren die Eltern von einem spontanen Vorschlag, der von Maxis Bruder Moritz kam. „Maxi muss bei uns bleiben. Wir sägen ihn auf, reißen den Krebs heraus und kleben ihn wieder zusammen.“ Die Eltern sind sich einig: „Das zeigt, wie sehr die Diagnose auch den Vierjährigen beschäftigt.“

Stammzellen, die der Bub entweder von seinem Vater oder seiner Mutter erhält, sollen etwa im April dann ein ganz wesentlicher Schritt auf dem Weg zu Maxis abermaliger Genesung sein. Noch überlegen die Ärzte, welcher der beiden Ehepartner der geeignetere Spender ist.

„Das ist ein höchst riskanter Schritt, weil er eine hohe Abstoßungsreaktion hervorruft. Die ist in diesem Fall aber medizinisch gewollt“, weiß Maxis Mama zu berichten. „Mindestens acht Wochen lang muss Maxi dafür stationär in der Haunerschen Kinderklinik in München bleiben und vollkommen isoliert werden“, sagt Maria Schmidt. „Das ist ein Leben wie im Glashaus“, ergänzt Papa Florian – wohlwissend, dass die mit der Stammzellenspende für das Kind verbundenen Belastungen praktisch alternativlos sind.

Wenn Maxi diesen Eingriff überstanden hat, erfolgt abschließend eine abermalige Immuntherapie, die seine Überlebenschancen erhöhen soll. Dass sich die Prognose für seinen Sohn nach dem schweren Rückschlag nicht verbessert hat, ist Florian Schmidt und seiner Ehefrau sehr wohl bewusst. „Beim ersten Ausbruch der Krankheit lag die Überlebenswahrscheinlichkeit bei 60 bis 70 Prozent, jetzt reden wir von unter 50 Prozent.“

Dennoch betont der Vater, dass er mit dieser Gewissheit besser umgehen kann als mit der Ungewissheit in jenen drei Wochen, die zwischen dem OP-Termin und dem Beginn der Therapie ins Land zogen. Grund hierfür: Um den für Maxi am besten geeigneten Behandlungsplan entwickeln zu können, mussten die Mediziner erst einmal genaue Erkenntnisse über die Beschaffenheit des Gehirntumors gewinnen.

Hierfür waren unter anderem pathologische und gentechnische Untersuchungen erforderlich. Als das Ergebnis feststand, bedeutete es einen weiteren Tiefschlag für die Familie. Die Geschwulst im Kopf war ein Rezidiv des Neuroblastoms, das einst in Maxis Niere entdeckt wurde. „Das ist die schlechteste aller möglichen Varianten“, sagt Florian Schmidt. Einziger Lichtblick: Metastasen in Maxis Körper wurden nicht entdeckt.

Welch außerordentliches Pech der Bub hatte, wurde den Eltern wenig später bei einem Gespräch klar, welches sie mit einem erfahrenen Professor führten, der unter anderem auf Kinderonkologie spezialisiert ist. „Der hat uns erklärt, dass er in 35 Jahren Klinikerfahrung einen Fall, wie Maxi einer ist, noch nie erlebt hat“, erzählt Maria Schmidt.

Psychologische
Betreuung

Um mit der aktuellen Situation bestmöglich umgehen zu können, hat die Familie wieder psychologische Betreuung in Anspruch genommen und will ganz fest zusammenstehen. Auch Verdrängen ist als ein Rezept im Kampf gegen den Krebs nicht ausgeklammert. So verbrachte Maxi zusammen mit seinen Eltern und den Geschwistern zwischen Operation und Therapiebeginn nach Auskunft von Maria Schmidt „ein paar wunderschöne Tage“ im Europapark Rust und konnte auch in den Kindergarten gehen.

„Wir schieben nichts mehr auf“, sagt sie und nimmt ihre drei Buben ganz fest in den Arm. Zusammen erscheinen sie in diesem Moment beinahe wie eine verschworene Kampfgemeinschaft. Unter „#Maxis Kampf“ schreiben sich die Schmidts ihre Sorgen und das Auf und Ab in der aktuellen Therapie regelmäßig im Internet von der Seele. „Den Zuspruch und die Hilfe, die wir erfahren, tut uns richtig gut“, bekennt Florian Schmidt freimütig.

Nichtstun wäre das
sichere Todesurteil

„Manchmal zerreißt es mir das Herz, wenn ich sehe, welch schweren Weg Maxi wieder gehen muss“, beschreibt seine Ehefrau ihre aktuelle Gefühlswelt, um dann ganz schnell wieder auf die Ebene der Sachlichkeit und der Vernunft zurückzukehren. „Nichtstun ist für uns im Moment keine Option. Das wäre das sichere Todesurteil für Maxi“, spricht Maria Schmidt mit tränenerstickter Stimme eine bittere Wahrheit aus.

Etwas Zuversicht gibt dem Ehepaar neben dem Therapieplan die Einschätzung eines erfahrenen Krebsspezialisten, der ihr Kind behandelt. „Es ist ein harter Weg für Maxi, aber er hat eine Chance. Wenn ich einem zutraue, dass der es schafft, dann ihm“, sagt der Mediziner nicht zuletzt mit Blick auf den ungeheuerlichen Lebenswillen, die Tapferkeit und den Mut, mit dem der Sechsjährige seinen Leidensweg nach der ersten Krebsdiagnose gemeistert hat. Ein Funken Hoffnung, der so manche Träne trocknet.

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