Seeon – Er hat CSU-Winterklausuren selbst organisiert und mitorganisiert, ist aber seit dem Ortswechsel von Kreuth ins Kloster Seeon „nur“ ein ganz normaler Abgeordneter: Peter Ramsauer aus Traunwalchen. In dieser Funktion war der 70-Jährige jetzt zum letzten Mal dabei. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt der ehemalige Verkehrsminister, warum er weiterhin teilnehmen wird, warum er von Friedrich Merz so begeistert ist, was Seeon auszeichnet, welche die spannendste Klausur und welche die langweiligste war, wie er in der Region weiterhin aktiv bleiben will, wann er sein Büro in Berlin räumen wird und welche Wünsche er für 2025 hat.
Herr Ramsauer, es war Ihre letzte Klausurtagung in Seeon. Wie ist sie aus Ihrer ganz persönlichen Sicht verlaufen?
Es war schlicht und einfach der Wahlkampf-Auftakt von CSU und CDU schlechthin, und zwar durch und durch positiv. Es gab klare politische Ansagen für einen echten Politikwechsel!
Welcher Gast hat Sie
am meisten begeistert?
Mit Begeisterung ist es bei mir immer so eine Sache, da bin ich politisch zu abgebrüht. Aber der Star war natürlich mein alter Freund und Wegbegleiter Friedrich Merz als hoffentlich künftiger Bundeskanzler, der kein Blatt vor den Mund genommen hat. Faszinierend war aber auch Marie-Christine Ostermann als Präsidentin des Verbandes der Familienunternehmer, die uns einiges ins Stammbuch geschrieben hat.
Was hat Ihnen an Friedrich Merz so gefallen?
Er hat Klartext geredet, und das wird ihm von gewissen Medien schon wieder vorgehalten; dieselben Medien zum Teil, die sich sonst darüber beschweren, dass Parteien kaum mehr unterscheidbar sind. Klartext ist erforderlich! Zum Beispiel: Thema Ausländerkriminalität: Er hat recht mit seinem Vorschlag, die deutsche Staatsbürgerschaft sofort abzuerkennen, wenn ein Zuwanderer straffällig wird. Und hier ist auch klar, dass – zumal in Wahlkampfzeiten – in der Wortwahl Klartext geredet und nicht nur mit semantischen Wattebällchen geworfen wird.
Hat es eigentlich für Sie eine offizielle Verabschiedung bei Ihrer
Heimklausur gegeben?
Nein, das wäre noch etwas zu früh, schließlich endet mein Mandat ja nicht mit der Bundestagswahl, sondern erst mit der Konstituierung des neuen Bundestags, also gegen Ende März. Die Verabschiedung findet dann im Juli bei unserer Sommerklausur in Kloster Banz statt.
War etwas Wehmut dabei bei Ihrer letzten Klausur, die ja seit 2017 in Seeon, also direkt vor Ihrer Haustüre, stattfindet?
Wehmut kommt eigentlich nicht auf, denn Seeon bleibt ja vor meiner Haustüre und ich kann als ehemaliger Landesgruppenchef und künftig ehemaliger zuständiger Wahlkreisabgeordneter ohnehin auch in Zukunft an der Seeon-Klausur teilnehmen. Darauf freue ich mich schon: mit allen Gastrechten ausgestattet, aber ohne irgendwelche Pflichten zu haben. Ist doch schön, oder?
Ziehen Sie doch mal Bilanz über die Tagungen in Seeon. Welche war die spannendste? Und welche war die, wo Sie sagen, na ja, so prickelnd war es nicht.
Die erste Tagung nach der Kreuther Zeit hier in Seeon war im Januar 2017. Die folgende Bundestagswahl wurde dann gewonnen. 2021 war auch alles mit Adrenalin aufgestaut im Hinblick auf die bevorstehende Wahl, also durchaus positiv, weil wir ja Anfang Januar noch sehr gute Umfragewerte hatten und der fatale Streit zwischen Laschet und Söder erst in den Monaten danach so richtig ausbrach. Und die am wenigsten prickelnde folgte dann direkt danach, das war die nach der verlorenen Bundestagswahl 2021, als wir hier in Seeon im Januar drauf mit hängenden Köpfen da saßen.
Wie ist die Stimmung bei Ihren Kollegen? Als das Kloster Tagungsort wurde, hatte es im ersten Jahr geheißen: „Alle sind von Seeon begeistert.“
Das ist nach wie vor so, absolut! Von denen, die Kreuth noch kannten, sind ja nur noch ganz wenige da. Das heißt, die allermeisten kennen den sogenannten Kreuther Geist überhaupt nicht mehr, sondern nur den Geist von Seeon. Und das ist ein ganz guter Geist. Ich höre nicht nur von meinen Kolleginnen und Kollegen, sondern auch von allen unseren Mitarbeitern, aber auch von den hunderten Journalisten nur Gutes über den Tagungsort, über die Unterbringung, die hervorragende Dienstleistung des ganzen Seeon-Teams inklusive exzellente Küche. Einfach alles klasse!
Wie sind Sie ins neue Jahr rübergekommen, wo wurde Silvester gefeiert?
Meine Frau Susanne und ich mögen es an Silvester eher ruhig. Dieses Mal waren wir in einem großartigen Silvesterkonzert des Philharmonischen Orchesters in Bad Reichenhall. Man muss nicht in die ganz großen globalen Konzertsäle, wenn man so ein fantastisches, professionelles Sinfonieorchester im eigenen Wahlkreis hat. Da kann man unserer Heimat nur gratulieren. Also: Das alte Jahr hat wunderbar musikalisch geendet, und das neue dann mit dem Traunwalchener Feuerwerk gut begonnen.
Wie sieht Ihre
persönliche Planung
nach der Klausur aus?
Erstmal eine Woche mit meiner Familie Skifahren. Und dann bringe ich mich natürlich noch helfend und beratend und werbend in den laufenden Bundestagswahlkampf ein. Meinen Wahlkreis-Nachfolger Siegi Walch werde ich nach besten Kräften und mit voller Energie unterstützen. Er hat das bestmögliche Zeug, meine Nachfolge im Bundestag anzutreten.
Wie lautet Ihre Prognose für die vorgezogenen Bundestagswahlen am 23. Februar?
Aus heutiger Sicht natürlich ein Wahlsieg von CDU und CSU. Aber: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, heißt es. Es darf sich keinerlei Selbstzufriedenheit oder Selbstgefälligkeit breitmachen, sondern wir müssen hart kämpfen. Die Wahl ist noch lange nicht gewonnen.
Haben Sie in Berlin eigentlich schon alles aufgelöst und aufgeräumt? Sie sind seit 1990 Abgeordneter, da gibt es ja wohl viel zu tun.
Tja, die Uhr tickt natürlich, und über die Jahrzehnte hat sich natürlich massenhaft Zeug angesammelt, was man nicht einfach wegwerfen kann. Ein Beispiel: Viele Unterlagen, darunter viele zu Auslands-Dienstreisen, die ich als Bundesminister unternommen habe, und das waren ja hunderte, habe ich jetzt dem Archiv der Hanns-Seidel-Stiftung übergeben, soweit es die Vertraulichkeit zuließ. Und da werden in den kommenden Wochen noch viel Aufräumungsarbeiten zu leisten sein. Aber klar ist auch, von vielen Dingen trennt man sich natürlich nur schwer und ungern.
Wie stark bleiben Sie noch in der lokalen
Politik oder in Vereinen und Verbänden in der Region engagiert?
Ich bin in 100 Vereinen und Verbänden Mitglied, die Zahl 100 war für mich immer die Obergrenze. Ich bin immer nur in einen neuen Verein eingetreten, wenn ich woanders raus bin. Und gegenüber diesen Vereinen hat man natürlich auch zumindest die ideellen Verpflichtungen, denen ich auch in Zukunft gerne nachkomme. Die haben mich schließlich stets auch unterstützt. Das gehört alles zu Heimat, Geborgenheit und Nestwärme.
Abschließend Ihre
drei Wünsche für 2025.
Zunächst natürlich: die Bundestagswahl ordentlich gewinnen und mit einer neuen unionsgeführten Bundesregierung eine echte politische Wende herbeizuführen. Zum Zweiten wünsche ich mir endlich Frieden oder zumindest Waffenruhen im Nahen Osten und in der Ukraine. Und drittens ganz persönlich Gesundheit und Fitness, schließlich werde ich ja demnächst 71 und Polit-Pensionär (lacht).
Interview: Karlheinz Kas