Lebenin Überfülle

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Eine chinesische Parabel erzählt von einem armen Brautpaar, das seine Gäste bei der Einladung zur Hochzeit darum bat, jeder möge eine Flasche Wein mitbringen und diese in das Fass am Eingang schütten. So könnten alle ein schönes Fest feiern. Jeder sollte Freude und Anteil haben an der Gabe des anderen. Als der Wein ausgeschenkt wurde, gab es aber betretene Gesichter, denn im bereitgestellten Behälter befand sich nur Wasser. Jeder der eingeladenen Gäste hatte dasselbe gedacht: Die eine Flasche Wasser, die ich hineingieße, wird niemand merken. Das Fest, so endet die Geschichte, hat nicht stattgefunden.

Die Bibelstelle, die am kommenden Sonntag im Gottesdienst vorgelesen wird, berichtet vom Gegenteil. Der Inhalt von sechs Wasserkrügen verwandelt sich auf einer Hochzeit zu 600 Liter Wein. Das bedeutet ausreichend Freude nicht nur für das Brautpaar und alle Gäste, sondern für ein ganzes Dorf. Dieses Evangelium ist kein Märchen und steht auch nicht als Verheißung am Beginn des Faschings, in den wir jetzt durchaus ausgelassen starten. Es ist eine Zusage für unser ganzes Leben. Es braucht das Vertrauen, dass die große Überfülle für alle reicht, wenn jeder das eigene dazu einbringt. Verwandeln können wir einen echten Mangel in unserem Leben dabei ohnehin nie allein aus eigener Kraft! Mir persönlich gibt das den Mut, anzupacken wo es möglich ist und die Gelassenheit auf Gott zu vertrauen, dass alles einen guten Weg gehen wird. Auch da, wo sich mir der Sinn nicht immer gleich erschließt. Wie meinte der große Mystiker Bernhard von Clairvaux: „Gott ist Licht wegen seiner Helligkeit, Friede wegen seiner Ruhe und die Quelle wegen seiner überfließenden Fülle.“

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