Auf den Jubel folgt der Druck

von Redaktion

Die Region hat gewählt: Die CSU ist im Wahlkreis Rosenheim mit Abstand stärkste Kraft, Direktkandidatin Daniela Ludwig gewinnt mit über 40 Prozent der Stimmen. Vieles anderes blieb vorerst noch in der Schwebe. Wer am gestrigen Sonntag sonst noch feierte. Und wer seine Wunden leckte.

Rosenheim – Anders als sonst gab es nachmittags nicht einmal Prognosen, auch Daniela Ludwig von der CSU musste sich gedulden. Erst am frühen Abend fiel die Spannung langsam ab. Und als sich herauskristallisierte, dass Ludwig gegenüber 2021 beträchtlich zulegen würde, stellte sich endgültig gute Laune ein. „Ich glaube, ich kann ich sehr, sehr zufrieden sein“, sagte sie dem OVB am Sonntagabend. „Doppelt so stark wie der zweite Platz bei den Erststimmen, das ist auf jeden Fall super.“

Klarer

Regierungsauftrag

Auch wenn viele Details noch offen sind, etwa, ob FDP und BSW noch in den Bundestag gelangen, ist für Ludwig eines sicher: „Wir haben einen klaren Regierungsauftrag.“ Die Zeit dränge. „Ich bin relativ sicher, dass diese Woche die ersten Gespräche laufen müssen“, sagte Ludwig.

„Sieben Prozente plus im Verhältnis zur letzten Bundestagswahl in Bayern – das ist großartig, wirklich. Es ist definitiv mehr, als wir uns am Anfang erhofft hätten. Der Rest bleibt spannend. Das wird eine lange Nacht. Wir hoffen natürlich, dass wir mit einer Zweierkoalition rausgehen. Doch das hängt nun am Abschneiden von BSW und FDP.“

Die von Friedrich Merz forcierte Abstimmung in der Migrationsfrage sei richtig gewesen, „sonst wären wir heute nicht bei 29 Prozent.“ Der designierte Kanzler habe den Ton gut getroffen, indem er sich auch bei den Mitbewerbern bedankt habe. „Die Leute erwarten jetzt natürlich, dass konstruktiv miteinander gesprochen wird. Und das vor allem schnell.“

Also werde man sich keine Wochen- oder monatelangen Koalitionsverhandlungen leisten, schon gar nicht ein Desaster wie 2021, als Deutschland ein Dreivierteljahr verloren habe. „Wir müssen schnell in die Puschen kommen. Wir haben einen klaren Regierungsauftrag. Das ist überhaupt keine Frage. Wir sind fast doppelt so stark wie die SPD. Da müssen sich jetzt alle natürlich am Riemen reißen. Aber ich denke, da sind wir Profis genug, um das hinzukriegen.“ Schließlich warteten nicht nur deutsche Probleme, auch Europa erwarte wieder klaren Kurs von Deutschland.

Daniela Ludwigs Ergebnis von über 40 Prozent ist beachtlich. Um so mehr, da die AfD auch in der Region Rosenheim kräftig zulegte. Leyla Bilge erreichte 18,5 Prozent der Stimmen.

Damit hat sich das Erststimmenergebnis gegenüber 2021 (8,3 Prozent) mehr als verdoppelt. Auf dem dritten Platz landete Victoria Broßart von den Grünen mit 12,6 Prozent. Überraschend Ates Gürpinar von der Linken: Er holte 4,5 Prozent und bestätigte damit den Trend seiner Partei sogar in der eher konservativ geprägten Region Rosenheim.

Die Wahlbeteiligung war mit knapp unter 85 Prozent im Wahlkreis Rosenheim sehr hoch. Spitzenreiter war (Stand 20.50 Uhr) Feldkirchen-Westerham mit 91,6 Prozent. Neben der CSU profitierte die AfD in der Region besonders von diesem neu erwachten Interesse an der Politik. Im Stadtgebiet Rosenheim erreichte die „Alternative“ beispielsweise 31,7 Prozent der im Bürgerhaus Miteinander abgegebenen Stimmen. Auch in anderen Wahllokalen kam die AfD auf Spitzenwerte. Im Gasthaus Seiderer in Kolbermoor kam Leyla Bilge auf 32,2 Prozent, nur drei Prozentpunkte hinter Daniela Ludwig. In Vogtareuth (Außenbezirk) kam sie auf 37,2 Prozent – und damit auf mehr als Ludwig (36,2).

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