Aus Erfahrung wird man misstrauisch

von Redaktion

Ates Gürpinar (Linke)

In der vergangenen Legislatur habe ich die Planungen zum Nordzulauf kritisch begleitet. Um nicht missverstanden zu werden: Ich halte die Verlagerung von Personen- und Güterverkehr von der Straße auf die Schiene für dringend nötig. Rosenheim liegt an einer wichtigen Schnittstelle, die Region ist Zuzugsgebiet in der Metropolregion München.

Stuttgart 21
lässt grüßen

Nach vielen schlechten Erfahrungen bei Großprojekten wie Stuttgart 21 und der Zweiten Münchner Stammstrecke bin ich allerdings misstrauisch. Denn solche Projekte waren weitaus teurer und ineffizienter als bei den jeweiligen Planungen versprochen. Bauprojekte müssen kosteneffizient und nachhaltig sein.

Die bisherigen Planungen, übrigens unter Dobrindt als Verkehrsminister in Auftrag gegeben, entsprechen diesen Kriterien nur bedingt, noch weniger die aktuellen Ideen, eine neue Trasse nahezu komplett unter die Erde zu legen.

Eine solche Untertunnelung mag erst einmal schön klingen, würde allerdings viel teurer als bislang prognostiziert und wäre massiv klimaschädlich. Für die Region ist eine solche Untertunnelung schließlich völlig unnütz, weil weder Personen zusteigen noch Güter der Region verladen werden könnten. Von daher habe ich das Alternativkonzept des Brennerdialogs interessiert verfolgt, das gemeinsam mit dem Bund Naturschutz entwickelt wurde.

Der Brennerdialog ist eine Verbindung unterschiedlicher Bürgerinitiativen aus der Region, die mit den bisherigen Planungen unzufrieden waren. Ich habe im Dezember die Regierung befragt, inwiefern die Deutsche Bahn dieses Alternativkonzept nun prüft. Hierbei konnten wir erfreut feststellen, dass dieses Konzept in die Prüfung einbezogen wird. Für mich wird es entscheidend sein, dass die Region auf effiziente und klimafreundliche Weise besser angebunden wird. Das gilt übrigens nicht nur für den Nordzulauf.

Wir brauchen einen 30-Minuten-Takt auf den Strecken im Chiemgau, die Elektrifizierung der Strecke nach Mühldorf mit einem Bahnhof in Wasserburg Stadt. Die Bahnhöfe in Stephanskirchen, Rimsting und Pfraundorf müssen gebaut beziehungsweise wieder in Betrieb genommen werden. Bei einer gründlichen Überarbeitung des Verkehrswegeplans sind die Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen. Neue Planungen dürfen bei der Ertüchtigung der bestehenden Trassen den Lärmschutz nicht vergessen.

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