Rosenheim/Wasserburg – Nach mehr als 35 Jahren ist in Deutschland die Maul- und Klauenseuche (MKS) zurück. Laut Medienberichten verendeten drei Wasserbüffel in Hönow in Brandenburg an dem hochansteckenden Virus. Die Folgen sind für die Landwirtschaft gravierend: Großbritannien, Südkorea und Mexiko haben bereits Importverbote für deutsche Produkte beziehungsweise besonders gefährdete Tierarten verhängt. Weitere Länder könnten folgen. Für die Landwirtschaft könnten die Beschränkungen gravierende Folgen haben.
Übertragungswege
lauern überall
Auch im Wasserburger Land sind die Bauern deshalb in Habachtstellung. „Wir hatten am selben Abend noch eine Versammlung mit einem Veterinär“, erklärt Gerhard Feckl, Ansprechpartner der Viehzuchtgenossenschaft Wasserburg vom Zuchtverband Miesbach.
Sorgen, dass die Seuche auch in die Region komme, mache sich der Zuchtverband noch nicht. „Aber die Stimmung ist sehr angespannt.“ Das Problem ist vor allem die hohe Ansteckungsgefahr des Virus. Durch das große Verkaufsnetz, das ganz Deutschland umspanne, könne sich der Erreger leicht verbreiten und in die Region geraten. Praktisch „alles“ könne ein Übertragungsweg sein. Der Kontakt zwischen den Tieren, das Futter, Tierprodukte wie Fleisch und Käse. „Es reicht ein Urlauber, der ein infiziertes Tier an einer Weide füttert“, sagt Feckl. Zwar stecke sich der Mensch nur äußert selten an, aber er könne leicht zum Überträger der Seuche werden.
Auch Josef Andres, Kreisobmann vom Bayerischen Bauernverband, spricht von einem „mulmigen Gefühl“. Natürlich sei die Maul- und Klauenseuche in Afrika und Asien vorhanden, „aber sie mehr oder weniger vor der Haustüre zu haben, ist noch mal etwas anderes“.
Der Bauernverband rät deshalb jetzt schon den Landwirten in der Region zu „extremer Vorsicht“, obwohl die Seuche noch nicht in der Gegend angekommen ist. „Aktuell lasse ich keine Besuchergruppen auf meinen Betrieb“, erklärt Andres, der selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb in Pfaffing führt. Das rate er auch den anderen Bauern, er empfehle zudem, für Tierärzte und Techniker eigene Stallkleidung anzuschaffen, um die Gefahr einzudämmen. „Das ist eines der gefährlichsten Viren, das wir haben“, erklärt Andres, hörbar angespannt. Die Hoffnung sei, dass es sich bei dem Ausbruch der Seuche um einen Einzelfall handle. „Die Antwort der Behörden vor Ort war gut. Sie haben jeglichen Verkauf in der Region eingefroren und auch alle Rindermärkte abgesagt“, sagt Andres. Dennoch meint er: „Aktuell wissen wir zu wenig. Wir können es nicht einschätzen. Wir wissen noch nicht, woher genau das Virus stammt und wie viele Tiere betroffen sind.“
Auswirkungen sind
bereits spürbar
Entsprechend sei auch in der Gegend Vorsicht geboten, obwohl Brandenburg weit weg erscheine. Ähnlich sieht es auch Feckl. Es gelte nun abzuwarten und zu schauen, wie sich die Sachlage entwickle. Wirtschaftlich seien die Auswirkungen aber bereits jetzt zu spüren. „Es gibt Verträge, die darauf basieren, dass wir in Deutschland seuchenfrei sind, das können wir nun nicht mehr behaupten“, sagt Andres. Das sagt auch Feckl.
Sollte es zu einem Ausbruch in der Region kommen, wäre dies eine „wirtschaftliche Katastrophe“. Kühe, die an der Seuche erkranken, bilden laut Feckl Blasen um Maulbereich „ähnlich wie eine Mundfäule beim Menschen“. Sie würden nichts mehr fressen und keine Milch mehr geben, bei Schweinen, Schafen und Ziegen seien eher die Klauen betroffen. Aufgrund der Ansteckungsgefahr sei ein Verkauf des Fleckviehs und der anderen Produkte wie Fleisch und Milch nicht mehr möglich.