„Moralisch zutiefst verwerflich!“

von Redaktion

Wer kommt auf so eine Idee? In Bad Feilnbach entwendete ein Unbekannter am helllichten Tag einen Beutel mit 25 Blutproben vor einer Hausarztpraxis. Für Dr. Daniel Darga und sein Team wurde da absolut eine moralische Grenze überschritten. Die Folgen sind weitreichend.

Bad Feilnbach – Von einem kuriosen Vorfall spricht auch die Polizei Brannenburg in ihrer Pressemitteilung samt Zeugenaufruf, in der sie das Geschehen schildert, das das Team der Praxis „Hausärzte Bad Feilnbach“ fassungslos zurücklässt. Am vergangenen Montagmittag wurde unmittelbar vor deren, von der Straße aus nicht einsehbaren, Eingangstür ein für den Kurier zur Abholung bereitgelegter Beutel mit 25 Blutproben entwendet. Von diesem fehlt nach wie vor jede Spur.

Rätselraten
über das Motiv

Was den Dieb dazu bewogen hat und was er mit dieser „Beute“ beabsichtigt, darüber könne man nur spekulieren, so die Polizei und die Mediziner.

„Das ist aus therapeutischer und moralischer Sicht ein Drama“, fasst es Dr. Daniel Darga von der betroffenen Praxis zusammen. „Diese kriminelle Tat ist auch ein massiver Angriff auf das soziale Miteinander. Sie ist für mich vergleichbar mit den immer weiter zunehmenden Angriffen auf Rettungskräfte. Damit werden Grenzen in einem absolut inakzeptablen Maß überschritten“, sagt der Feilnbacher Mediziner.

„Dass an medizinischen Blutproben auch lebenswichtige Entscheidungen hängen können, muss eigentlich jedem klar sein, der noch einen letzten Funken Verstand hat.“ Schließlich gehe es dabei auch um Leben von Menschen, die beispielsweise tumorerkrankt sind, deren Laborergebnisse entscheidend für die weiteren Behandlungen sind – ganz abgesehen von den psychischen Auswirkungen, die solch ein Vorfall nach sich ziehen kann. Nicht nur für die Patienten, sondern auch die Praxisbelegschaft. Zu zehnt sei man auch sofort ausgeschwärmt, nachdem man den Diebstahl bemerkt hatte. In der Regel hole ein Fahrer zu einer festen Zeit die Blutproben in der Praxis ab, um diese ins Labor nach Raubling zu bringen.

In 98 Prozent der Fälle erfolge die Übergabe persönlich, lediglich wenn der Kurier sich etwas verspäte, lege man den Beutel in Sichtweite vor der Praxistür ab, wenn man diese außerhalb der Sprechzeiten abschließe. Ein Vorgehen, das laut Darga allerorten gang und gäbe ist und bei dem es sich nur um Minuten handle. In der Praxis an der Kufsteiner Straße liege dieser Bereich – ein Windfang hinter der Glastür – in der Sichtachse vom circa drei Meter entfernten Empfangstresen aus, und ist von der Straße aus überhaupt nicht zu sehen. „Da muss man schon aktiv reingehen“, ist für den Mediziner klar.

Unklar für alle Beteiligten ist, ob es sich um eine zufällige oder gezielte Tat gehandelt habe. Und was mit den Proben geschehen ist. „Für jeden ist sofort erkennbar, worum es sich bei der Tüte handelt. Der Inhalt hat für den Dieb überhaupt keinen Wert. Wenn so jemand noch irgendwo einen Hauch Anstand hat, dann lässt er den Beutel wenigstens auf einer Bank liegen, wenn er das dann doch noch irgendwann merkt“, so Darga.

Enges Tatzeitfenster: Polizei sucht Zeugen

Die betroffenen Patienten wurden umgehend kontaktiert und hätten mit großem Verständnis reagiert; mittlerweile seien in allen Fällen erneute Blutproben erfolgt. Persönliche Daten seien mit Ausnahme des jeweiligen Namens und Geburtsdatums auf den Röhrchen nicht in die Hände des Diebes gelangt. Weder im Kollegenkreis Dargas noch bei der Polizei kann man sich an einen derartigen oder ähnlich gelagerten Fall erinnern. Vielleicht ergibt die Ergreifung des Täters Aufschluss über sein Motiv.

Die Polizei Brannenburg bittet Zeugen des Diebstahls, der sich am Montag, 13. Januar, zwischen 12.15 und 12.30 Uhr ereignet haben muss, oder Personen, die weiterführende Hinweise geben können, sich unter der Telefonnummer 08034/ 90680 zu melden.

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