Rosenheim – Die Luegbrücke der Brennerautobahn ist nicht eine einfache, kleine Brücke, die über Nacht an ihren Standort gehoben werden könnte. Sie ist ein kilometerlanges Großbauwerk, das aufwendig saniert, beziehungsweise neu gebaut werden muss. 1,8 Kilometer ist sie lang, Abertausende von Fahrzeugen nutzen sie. Die Arbeiten werden Jahre dauern. Wie soll der Austausch dieser Hangbrücke gelingen, ohne dass die wichtigste Nord-Süd-Verbindung Europas weitgehend abgeschnürt wird? Es drohen Staus, auch ganz ohne Blockabfertigung.
Doch die Österreicher haben sich etwas einfallen lassen. Dieser Einfall betrifft die Bauphase eins, die vom Frühjahr 2025 bis Anfang 2028 dauern könnte. In diesen drei Jahren lässt der Autobahnbetreiber Asfinag talabwärts neben der bestehenden Brücke eine neue Hangbrücke bauen. Wenn diese einzelne Hangbrücke mal fertiggebaut ist, ist die Phase der Beschränkung auf eine Spur ohnehin überstanden. Doch das haben die Österreicher für die erste Zeit vor: Während an der neuen Brücke gebaut wird, fließt der Verkehr weiter über die bestehende Brücke. Meistens einspurig. Die Brücke ist hoffnungslos in die Jahre gekommen und einfach nicht mehr in der Lage, die volle Last des Verkehrs zu stemmen. Aber – eine bestimmte Zahl von Fahrzeugen geht noch.
Und darauf basiert der Plan. An normalen Tagen fließt der Verkehr auf der Luegbrücke seit Beginn des Jahres in jede Richtung auf nur noch einer Spur. An Tagen mit starkem Verkehr – in Richtung Süden sollen das 170 Tage sein, 160 Tage Richtung Norden – wird in die betreffende Richtung oder gar in beide Richtungen eine zweite Spur geöffnet.
Dazu werden Busse und Lkw auf die innere Spur, also die linke Spur geführt. So können sie die Spur direkt über den Pfeilern nutzen. Und so wird die statische Belastung niedrig gehalten. So zumindest der Plan der Asfinag. Der allerdings nicht nur im Entgegenkommen für den Schwerverkehr besteht, sondern auch in Fahrverboten: Schwere Lastwagen dürfen unter anderem am heutigen Samstag nicht passieren.
Heute steigt die Premiere. Ab 8 Uhr wird die Luegbrücke ganz wie in der guten alten Zeit in beide Richtungen auf zwei Spuren zu befahren sein. Das bedeutet für Busse und alle sonstigen Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, die auch am Samstag unterwegs sind, dass sie auf der Luegbrücke über die linke, zentrierte Fahrspur der Brücke fahren müssen. Die Asfinag beschildert diese Verschwenkung und stellt Personal ab, um sicherzustellen, dass kein Fahrzeug über 3,5 Tonnen die rechte, äußere Spur benutzt. Zusätzlich gilt heute ab 7 Uhr auch ein Fahrverbot für Lkw über 7,5 Tonnen. Wann in eine oder beide Richtungen Zweispurigkeit angesetzt wird, wann Lkw-Fahrverbote Last von der Brücke nehmen sollen, ist im Kalender der Asfinag zu finden. Vor allem ab April 2025 lohnt sich der Blick auf diesen Überblick, ab da häufen sich die Tage mit hohem Verkehrsaufkommen. Asfinag-Geschäftsführer Stefan Siegele spricht von einem „Meilenstein“. Möglich mache das die Witterung, weil kein Schnee zu erwarten sei. Freilich könne es dennoch zu Staus kommen, gerade in den ersten Tagen, sagt Siegele. Mit zwei Spuren könnten zumindest lange Verzögerungen vermieden werden. Geplant ist, dass am heutigen Samstag ab 8 Uhr die Luegbrücke in beiden Richtungen mit jeweils zwei Spuren befahrbar sein wird. Die Zweispurigkeit wird dann zum ersten Mal aktiviert. Die Erfahrungen aus den ersten Einsatztagen werde man analysieren, um das System für die verkehrsstärksten Tage weiter zu optimieren, heißt es seitens der Asfinag.
Michael Weiser