Herausforderungen und Chancen für die heimische Automobilindustrie

von Redaktion

Automobilexperte Ralf Speth zu Gast in Raubling – Sorge um schwindende Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hersteller

Raubling – Unter dem Titel „Die Zukunft der Automobilindustrie“ fand kürzlich eine hochkarätig besetzte Veranstaltung bei AVG-Mercedes-Benz in Raubling mit 230 Gästen statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Wirtschaftsbeirat Bayern im Bezirk Rosenheim sowie der Mittelstands-Union Rosenheim-Land und Rosenheim-Stadt. Zahlreiche Gäste kamen, um den Ausführungen des Automobil-Experten Ralf Speth, ehemaliger CEO von Jaguar Land Rover, zu lauschen.

Tobias Jonas, der neue Vorsitzende des Wirtschaftsbeirats Bayern im Bezirk Rosenheim, eröffnete den Abend mit einer Einleitung, in der er die Bedeutung der Mobilität für die Gesellschaft hervorhob und zugleich die drängende Frage zur Zukunft der Branche stellte: „Haben wir in Deutschland zu lange geschlafen? Setzen wir mit unserem deutschen und europäischen Ansatz ein starkes Zeichen auf der Weltbühne oder werden wir von globalen Wirtschaftskräften diktiert?“

Ralf Speth warf in seinem Vortrag anschließend einen umfassenden Blick auf die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Automobilindustrie. Er betonte, dass die Automobilindustrie vor einem tiefgreifenden Wandel steht, der von mehreren entscheidenden Faktoren geprägt wird. Er hob insbesondere die zunehmende Bedeutung der Software-Entwicklung für die Wettbewerbsfähigkeit hervor und erläuterte, dass Fahrzeuge immer stärker durch Software definiert werden. Zudem wies er darauf hin, dass neue Technologien, wie das autonome Fahren, ohne die Expertise aus dem Silicon Valley kaum vorstellbar seien. Dies verdeutliche die zunehmende Verzahnung von Automobilindustrie und IT-Branche.

Ein weiteres zentrales Thema seines Vortrags war die Rolle Chinas in der globalen Automobilindustrie. Speth zeigte auf, wie chinesische Hersteller in Bezug auf Technologie und Marktanteile aufgeholt haben und in einigen Bereichen bereits führend sind. Die stark gestiegene Nachfrage nach individueller Mobilität in China habe dazu geführt, dass chinesische Fahrzeuge heute europäischen Standards entsprechen und in Bereichen wie Infotainment und Fahrerassistenzsystemen oft wegweisend sind, so der Experte.

Mit Sorge betrachtet er den Abwärtstrend der deutschen Automobilproduktion und die schwindende internationale Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland sei von seiner einst führenden Position verdrängt worden und liege nun nach Produktionsvolumen nur noch auf Platz vier. Die Herausforderungen für die deutsche Automobilindustrie seien vielfältig und reichten von hohen Lohnkosten über Fachkräftemangel bis hin zu steigenden Energiekosten.

Dennoch, so machte Speth deutlich, sieht er auch Chancen für die deutsche Industrie, dazu notwendig seien Investitionen in Forschung und Entwicklung. Deutschland verfüge über hervorragende Hochschulen und Spitzenunternehmen. Um den Anschluss nicht zu verlieren, sei es essenziell, verstärkt in diese Bereiche zu investieren.

In einer anschließenden Podiumsdiskussion unter Moderation von Dr. Max von Bredow, Vorsitzender der Mittelstands-Union Rosenheim-Land, wurden die angesprochenen Themen vertieft und aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Ein besonderer Fokus lag dabei auf regionalen Projekten wie „Almoda“, einem Förderprojekt zum autonomen Fahren von Lkws auf der Inntalautobahn. Projekte wie dieses zeigten, dass die Region Vorreiter sein könne, wenn es um innovative Mobilitätslösungen gehe, so das Credo.

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