Mangfalltal – Am Wochenende herrschte erneut Rätselraten um ein angebliches Erdbeben in der Region. Bereits Mitte Januar hatten entsprechende Meldungen die Runde gemacht, Bürger berichteten von „starken Erschütterungen“, die sie insbesondere im Bereich von Bruckmühl und Feldkirchen-Westerham gespürt hätten. OVB-Recherchen ergaben damals jedoch, dass weder ein Erdbeben von Behörden aufgezeichnet wurde, noch konnte die Erschütterung auf andere Ursachen zurückgeführt werden. Doch nun, am vergangenen Samstag, ploppte das Thema erneut auf.
So soll es am Samstagmorgen gegen 6 Uhr ein „leichtes Erdbeben“ südlich von München, genauer gesagt in Otterfing im Landkreis Miesbach, gegeben haben. Das zumindest vermeldete die nicht wissenschaftliche Homepage „Erdbebennews“ und spricht dabei von der Stärke 2.1, die „kaum spürbar“ für Menschen gewesen sei. Dementsprechend blieben auch Rückmeldungen aus der Region aus.
Auswirkungen auf das Mangfalltal?
Auch in der nahegelegenen Mangfalltal-Gemeinde Feldkirchen-Westerham hat man bislang keine Meldungen aus der Bürgerschaft vernommen, erklärt Pressesprecherin Karolin Lohwasser. Ebenso gingen in Bruckmühl keine Meldungen über ein Erdbeben ein.
Noch am Sonntag hatte auch eine Sprecherin des deutschen Erdbebendienstes auf OVB-Anfrage mitgeteilt, dass in der Region südlich von München kein Erdbeben aufgezeichnet worden sei. Dies schließe jedoch nicht gänzlich aus, dass es ein entsprechendes Ereignis im Landkreis Miesbach vielleicht doch gegeben hat. Denn: „Manche ganz leichte Erdbeben werden bei uns zunächst nicht aufgezeichnet und von den betreffenden Stellen händisch erst nachträglich eingetragen.“ Nach genauerer Überprüfung teilte Dr. Stefanie Donner, Seismologin an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Hannover, nun jedoch mit: „Es gab tatsächlich ein Erdbeben, wenn auch nur ein sehr kleines.“ Sie sprach dabei von einer „Lokalmagnitude“, also dem Maß für die Stärke von Erdbeben, von 1,6. Heißt: „Der Wert liegt eigentlich unter der Schwelle des Spürbaren.“ Allerdings stellen ihr zufolge sehr sensible Menschen in völliger Ruhe immer wieder Ausnahmen dar.
Kein ungewöhnliches Ereignis
Das Erdbeben in Otterfing, rund 14 Autominuten von Feldkirchen-Westerham entfernt, sei „sehr flach und nur ein paar Kilometer tief“ gewesen, erklärt Donner. Doch auch wenn das Erdbeben ohne Schäden und weitgehend unbemerkt vorüberging, stellt sich die Frage, ob es ein besonders ungewöhnliches Ereignis für die Gegend war. „Überhaupt nicht“, stellt die Expertin klar. Die Alpen seien nach wie vor im Wachstum, die afrikanische Platte drücke auf die eurasische Platte. „Deshalb sind kleine Erdbeben auch in dieser Region nicht ungewöhnlich.“ Laut Angaben der Ludwig-Maximilians-Universität München sind Erdbeben ein „unvermeidbares Georisiko“. Jährlich würden in Bayern im Schnitt etwa 200 Erdbeben auftreten. Etwa vier bis fünf davon seien stark genug, um von der Bevölkerung gespürt zu werden.