Ganz wohl ist mir nicht, als ich auf den Abgrund zulaufe. Mit dem Gleitschirm kann man aber nicht einfach nur „losspringen“, man muss vor der Absprungkante auch noch gehörig Anlauf nehmen. Schließlich laufe ich doch los, denn ich vertraue der Pilotin, die mit mir springt. Sie macht das schließlich nicht zum ersten Mal und will ja auch heil unten ankommen. Viele Jahre liegt das nun schon zurück. Der Tandemsprung mit dem Gleitschirm von der Hochries war das Abschiedsgeschenk meiner früheren Pfarrgemeinde und nach der Hürde des Absprungs tatsächlich ein besonderes Erlebnis.
Oft erinnere ich mich heute noch daran. Manchmal muss man im wahrsten Sinn des Worts einfach den Absprung wagen. Nicht nur beim Fliegen mit dem Gleitschirm, sondern auch, wenn Veränderungen anstehen, die man nicht mehr hinausschieben kann. Die Geschichte vom Petrus, dem Fischer aus der Bibel, ist so ein Beispiel: „Fahr hinaus auf den See, wo es tief ist, und wirf dein Netz zum Fang aus“, sagt Jesus zu Petrus, der an diesem Morgen vom ergebnislosen Fischfang der Nacht bereits müde und erschöpft ist. Dass Petrus mit seinem Bruder und weiteren Freunden das alte Leben am See ganz zurücklässt und ab diesem Tag mit Jesus mitgeht, liegt aber nicht an der plötzlichen Überfülle von Fischen in seinem Netz. Es ist die Erfahrung eines tiefen Vertrauens und der Ruf zu einem neuen Weg.
Mit dem Gleitschirm werde ich lieber nicht mehr fliegen, aber das Leben stellt uns täglich vor kleinere und auch größere Entscheidungen. Glaube bedeutet dann, nicht nur „Gottvertrauen“ zu haben, sondern auch den inneren Wegweiser für den nächsten Schritt.