Horror-Crash auf der A93

von Redaktion

Ein schrecklicher Unfall und erstmals ein Todesopfer: Die Blockabfertigung am gestrigen Montag sorgte für Chaos wie selten zuvor auf der A93. Wie Rettungskräfte den furchtbaren Unfall und seine Folgen erlebten.

Rosenheim – Das Inntal ist Stress und Ärger durch den Verkehr auf der A93 gewöhnt. Der gestrige Blockabfertigungsmontag sprengte jedoch Maßstäbe: Nach einem schweren Unfall mit einem Toten am frühen Morgen zogen sich zwischen Reischenhart und Brannenburg die Aufräumarbeiten. Bis zum Nachmittag waren Rettungskräfte damit beschäftigt. Die Staus zogen sich diesmal in beide Fahrtrichtungen.

Die Autobahn musste Richtung Kiefersfelden ganz gesperrt werden, Richtung Rosenheim war nur noch eine Spur zu nutzen. „Ein Wahnsinn“, sagte Spediteur Georg Dettendorfer, der die Katastrophe vom Firmensitz in Nußdorf aus der Ferne beobachten konnte. Allgemein herrschte Betroffenheit. „Es tut mir unendlich leid, dass bei diesem Unfall ein Mensch verstorben ist“, sagte beispielsweise Brannenburgs Bürgermeister Matthias Jokisch.

Drei Lastwagen
ineinandergeschoben

Verkeilte Trucks, Trümmer noch auf der Gegenfahrseite: So sah es aus, nachdem gegen 6.30 Uhr ein 44-jähriger Ukrainer mit seinem Lkw kurz vor der Ausfahrt Brannenburg ins Stauende gerast war. Beim Aufprall schob er einen mit Gefahrgut beladenen Truck auf einen dritten Lastwagen, der mit Milchprodukten beladen war. Schließlich fuhr noch ein Pkw ins Heck des zuerst aufgefahrenen Trucks. Offenbar schaffte es dieser Fahrer in letzter Sekunde, noch etwas nach links auszuweichen: Während der Motorraum vor allem auf der rechten Seite eingedrückt wurde, kam der Fahrer des Pkw mit leichten Blessuren davon.

Bergungsarbeiten
waren aufwendig

Binnen weniger Minuten kamen die ersten Hilfskräfte an der Unfallstelle an. Dem Fahrer des Unfall-Lkw aber konnten sie nicht helfen. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des Ukrainers feststellen. Was die Ursachen angeht, ermittelt die Polizei noch. „Fahrer sind immer wieder abgelenkt oder übermüdet“, sagte Markus Jerger, Einsatzleiter der Verkehrspolizeiinspektion, dem OVB vor zwei Monaten. „Auch für unsere Kollegen schafft das gefährliche Situationen.“

Die Leiche zu bergen, sei schwierig gewesen, berichtete Kreisbrandrat Richard Schrank. Die Lkw seien durch die Wucht des Aufpralls ineinandergeschoben und verkeilt worden, sodass Spezialisten der Feuerwehr das Cockpit des Trucks Stück für Stück auseinandernehmen mussten. Erst danach gelangten sie an den Ukrainer. „Keine angenehme Arbeit“, sagte Schrank. Die psychische Belastung bei solchen Einsätzen ist hoch. „Es stehen für den Bedarfsfall Teams der Psychosozialen Notfallversorgung zur Verfügung“, so Schrank.

Einsatz, der Rettern
im Gedächtnis bleibt

Schrank musste in seiner Erinnerung weit zurückgehen, um auf vergleichbare Szenen des Chaos zu stoßen. „Im Dezember 2021 gab es einen Unfall mit einem Lastzug, der Diesel und Benzin geladen hatte. Da musste die Autobahn noch länger gesperrt werden.“

Was gefährliche Chemikalien betrifft, hatten die Retter und die Anwohner im Inntal Glück: Einer der in den Unfall verwickelten Lastwagen hatte Trimethylphenyl geladen, ein Gefahrgut, das Wasser hätte verunreinigen können. „Doch damit hatten wir keine Probleme“, sagt Schrank, „die Chemikalie war sogar über die Vorgaben hinaus gut abgesichert.“

Insgesamt beziffert er die Zahl der eingesetzten Kräfte der Feuerwehren aus Oberaudorf, Nußdorf, Raubling, Reischenhart, Pfraundorf und Degerndorf auf 100.

Das Chaos erstreckte sich auch auf die Nebenstraßen. Ab Reischenhart wurde der Verkehr in Richtung Süden von der Autobahn abgeleitet, ohnehin waren viele Autofahrer schon auf Nebenstraßen ausgewichen. Auch in Richtung Rosenheim bildeten sich Staus, dort war nur eine Spur geöffnet.

Für die Bewohner der Ortschaften im Inntal ist der Blechinfarkt ein fast schon gewohntes Ärgernis. Nur eben nicht in diesem Ausmaß. „Ich hab schon gesehen, dass man von den Nebenstraßen aus nicht mehr auf die Hauptstraße kommt“, sagte Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher. „Und irgendwann stand dann fast alles.“ Auch für ihn und seine Kollegen bedeutete das Stress: Zu einer Besprechung mit Landrat Otto Lederer in Rosenheim kamen Lederwascher und andere Bürgermeister mit Verspätung.

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