Milchpräsident befürchtet Hungersnöte

von Redaktion

Karsten Schmal spricht beim Kreisbauerntag über künftige Ernährung der Weltbevölkerung

Rosenheim – In seiner Rede beim Kreisbauerntag, zu dem einen Tag vor Lichtmess, dem traditionellen Beginn des Bauernjahrs, rund 400 Landwirte und Vertreter aus Politik und Wirtschaft in die Auerbräu-Festhalle gekommen waren, ging Karsten Schmal auf ein globales Problem ein.

Die Weltbevölkerung nehme weiter zu und gleichzeitig nehme die Anbaufläche für Lebensmittel ab. 2050 werde es voraussichtlich 9,5 Milliarden Menschen geben, und die Anbaufläche für Lebensmittel würde von einst 4000 Quadratmetern auf 1500 Quadratmeter pro Kopf schrumpfen. Die große Herausforderung sei also, die Ernährung der Menschen zu sichern.

Verantwortungslose
Flächenstilllegungen

Der Milchpräsident des Deutschen Bauernverbands hält daher Flächenstilllegungen für verantwortungslos, da diese zwangsläufig zur Reduzierung der Lebensmittelproduktion führen würden. Hungersnöte könnten die Folge sein. Da die Ackerflächen begrenzt sind, müssten in den Grünlandregionen mehr Lebensmittel produziert werden.

Dies sei aber nur durch die Haltung von Milchkühen möglich, die das Gras verwerten können. Hier mache ihm die aktuelle Entwicklung Sorgen. In den vergangenen zehn Jahren habe die Zahl der Milchkühe in Deutschland um 700000 auf 3,6 Millionen abgenommen. Die Zahl der Milcherzeuger habe 2024 erstmals unter 50000 gelegen, heuer würden voraussichtlich weitere 3000 aufgeben.

Schmal sieht eine Möglichkeit zur Steigerung der Milchproduktion im Einsatz von Melkrobotern. Kühe, die mehr als zweimal pro Tag gemolken werden, würden mehr Milch geben. Auf seinem Hof in Hessen sei so ihre Milchleistung um vier Liter pro Tag gestiegen. Inzwischen seien vier Melkroboter installiert, was auch den Arbeitsaufwand reduziere. „Das nenne ich Bauernbefreiung“, so Schmal.

Auf die Bauern sieht er jetzt neue Probleme zukommen. Maul- und Klauenseuche, Blauzungenkrankheit und Afrikanische Schweinepest bedrohten den Tierbestand.

Es müsse darauf geachtet werden, Übertragungen zu vermeiden. Aber: „Dem Hundebesitzer klarzumachen, dass der Fiffi an der Leine bleiben muss, ist schon verdammt schwierig“, so Schmal.

Von den Politikern erwartet sich Schmal den „überfälligen Wechsel zur ideologiefreien Politik“ und verlässliche langfristige Regelungen. So könnten Bauern wieder planen und ökonomisch sinnvoll wirtschaften. Dies müssten sie, denn „Landwirte sind Unternehmer“.

Diese Forderung wurde auch in der anschließenden Diskussion gestellt. Ein Landwirt beklagt, dass er vor 20 Jahren einen neuen Stall gebaut hat, der die Anforderungen erfüllte. Diese seien geändert worden, sodass er jetzt die Anforderungen des Handels hinsichtlich der Haltungsstufe knapp verfehle. Das grundlegende Problem sei, dass die Anforderungen ständig geändert würden, ein Landwirt aber nicht ständig neue Ställe bauen könne.

Ein anderer Milcherzeuger fordert, dass die Tierhaltung attraktiver gestaltet werden müsse, auch im Sinne einer Work-Life-Balance. Denn: „Wer will das Gras fressen, wenn wir keine Rinder mehr haben?“ Weitere Forderungen zielen auf einen Bürokratieabbau und Vereinfachung der Zertifizierungen. Zu diesem Problem meint Schmal: „Mir sind deswegen auch schon ein paar Haare ausgefallen.“

Anlässlich des Bauerntags wurden 30 Junglandwirte für ihren Bildungsabschluss geehrt. Landwirtschaftsmeister: Sebastian Bauer (Frasdorf), Georg Baumann (Großkarolinenfeld), Magdalena Julia Blinninger (Pfaffing), Lea Fabri (Rimsting), Georg Gartmeier (Bad Aibling), Michael Gruber (Bruckmühl), Christoph Kaufmann (Bernau), Johannes Krug (Babensham), Anton Neumayr (Schechen), Josef Obermüller (Prien), Martin Pfaffinger (Bernau), Marinus Pröbstl (Pfaffing), Andrea Schlamb (Prutting), Simon Schmelzer (Bad Aibling), Martin Seebacher (Bad Feilnbach), Johann Voit (Raubling); Hochschule Triesdorf: Manuel Schwendner (Brannenburg); Agrarbetriebswirte: Josef Nikolaus Blank (Höslwang), Bernhard Huber (Bruckmühl), Josef Huber (Griesstätt), Josef Huber (Bad Aibling), Franz Michael Jackl (Schechen), Maximilian Kalteis (Ostermünchen), Quirin Kiener (Schechen), Emanuel Koller (Bad Aibling), Anton Stigloher (Bad Aibling); Techniker für Landbau: Elias Hüttl (Tuntenhausen), Markus Moser (Feldkirchen-Westerham), Tobias Wagner (Oberaudorf), Marinus Weber (Feldkirchen-Westerham).

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