Günther Felßner
Rosenheim – Optimistisch blickt Günther Felßner in die Zukunft der Landwirte. Nicht nur, dass die wachsende Weltbevölkerung immer mehr Lebensmittel braucht, aufgrund des angestrebten Klimaschutzes würden künftig auch mehr CO2-neutrale Energieträger für den Ersatz von Erdöl und Erdgas und Rohstoffe für die Herstellung von biogenen Kunststoffen benötigt.
In der Verdreifachung des Aufgabengebiets – bisher sei es fast nur um die Ernährung der Bevölkerung gegangen – sieht der Präsident des Bayerischen Bauernverbands eine wesentliche Steigerung der Bedeutung der Landwirtschaft. Für seine Ausführungen wurde Felßner, der am vergangenen Dienstag auf Einladung der CSU-Bundestagsabgeordneten Daniela Ludwig im Gasthof „Höhensteiger“ vor rund 80 Besuchern sprach, mehrfach durch Applaus unterbrochen.
Felßner hat Verständnis dafür, dass vor 40 Jahren angesichts von Butterbergen und Milchseen landwirtschaftliche Flächen aus der Produktion genommen wurden. Heute sei die Stilllegung von Flächen hingegen abzulehnen. Im Gegenteil: Die für die Landwirtschaft nutzbare Fläche, die nur rund vier Prozent der Erdoberfläche ausmache, müsse möglichst intensiv genutzt werden.
Auch die landwirtschaftlichen Produkte müssten intensiver genutzt werden. Was nicht als Lebensmittel für Menschen tauge, müsse als Viehfutter verwendet werden, etwa für Kühe, die dann mit Milch und Fleisch der menschlichen Ernährung dienen. Die Gülle müsse für die Erzeugung von Biogas verwendet werden, der Gärrest dann auf die Felder ausgebracht werden. Auf diese Weise durchlaufe der Kohlenstoff, der in der durch die Photosynthese aus Wasser und Kohlendioxid entstandenen Biomasse gebunden ist, mehrere Nutzungsstufen. Dies sei „echter Klimaschutz“, auch wenn man Fleisch esse. Einen Zwang zur rein veganen Ernährung lehnt Felßner ab, er wolle sich „nicht in den Teller hineinregieren lassen“.
Die Energiewirtschaft sieht Felßner als zweite Aufgabe nach der Produktion von Lebensmitteln. Solaranlagen müssten dabei vorrangig auf Dächern und Flächen, die sich nicht für die Lebensmittelproduktion eignen, installiert werden. Auch die Nutzung von Holz als Baumaterial und Energieträger müsse gesteigert werden. Außerdem müssten mehr Pflanzen angebaut werden, aus denen biogene Kunststoffe hergestellt werden. Damit ausreichend Fläche für die Landwirtschaft bleibe, müsste flächensparend gebaut werden. Beispiel Supermärkte: Diese dürften nur noch mit Tiefgarage und darüberliegender Gewerbenutzung und Solaranlagen auf dem Dach gebaut werden.
„Wer sich nur noch einen Kopf macht, ob er Männlein oder Weiblein ist – weil das kann man ja jedes Jahr wechseln“, wer nur noch an Woke und Work-Life-Balance denke, der sei „am Ende jeder intellektuellen Leistungsfähigkeit“, so Felßners Ampel-Kritik. Er fordert: „Wir brauchen einen echten Politikwechsel.“
Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl bekamen die Gäste auch Wahlempfehlungen. „Meine Lieblingskoalition heißt CDU-CSU, wir müssen auf Sieg spielen“, so Felßner. Wenn es nach den nächsten Wahlen eine starke demokratische Mitte gebe, werde es Politik zum Wohl der Bürger geben, und es werde nicht die Gefahr bestehen, „dass sich 33 die Geschichte wiederholt“.
Warnung
vor der AfD
Felßner, der eine Zusammenarbeit mit der AfD ablehnt, warnte: „Wer rechts wählt, wird linke Politik bekommen.“ Wenn die Unionsparteien nicht stark genug seien, müssten sie eine Koalition mit einer Partei von links eingehen. Die Wähler sollten auch keine Stimme an Parteien verschenken, die keine Chance haben. Daniela Ludwig, die wieder für den Bundestag kandidiert, meinte zu Abschluss der Rede des Landwirts: „Es tut gut, jemandem zuzuhören, der versteht, wovon er redet.“ In der abschließenden Diskussion, bei der Besucher ihre aktuellen Probleme wie den Flächenverbrauch für den Brenner-Nordzulauf, die Wiedervernässung von Mooren und die Ausweisung von Ausgleichsflächen ansprachen, sicherte sie den Bauern zu, sich für ihre Interessen einzusetzen. Zu ihrer politischen Verantwortung meint sie: „Sich hinstellen wie die drei Affen, das geht nicht.“