Rauschendes Doppelfest im Theaterzelt

von Redaktion

„Himmegugga“ trifft „Boandlkramer“ beim Flötzinger-Familienfest – 1543. Aufführung restlos ausverkauft – Freibier für alle

Riedering – Wenn zwei starke Frauen mit Fantasie aufeinandertreffen und sich noch ein origineller Einfall dazugesellt, kommt gerne etwas Besonderes heraus. Elfriede Ringsgwandl zählt seit 2006 die Zahl der Aufführungen ihres legendären Theaterstücks „Da Himmegugga“. Irgendwann waren es 1000, im Mai 2024 dann 1500 und kürzlich stand die Zahl 1543 im Raum. Weil sich die Flötzinger-Chefin Marisa Steegmüller und die Theater-Chefin Elfriede Ringsgwandl kennen, war die Idee schnell geboren. Denn im Jahr 1543 erteilte der Bayernherzog Wilhelm IV. dem Rosenheimer „Bräu in der Wiesengasse“ die Genehmigung zum Bierbrauen. Das gilt seitdem als Flötzinger-Geburtsjahr. Weil sowohl die Chefin der Brauerei als auch die vom Riederinger Theaterzelt einiges von Marketing verstehen, hatte die Zahl 1543 plötzlich einen brauchbaren Doppelsinn.

Als einzige Privatbrauerei in Rosenheim nennt sich Flötzinger mit seinen rund 90 Mitarbeitern gerne auch Familienbrauerei. Dass die Ringsgwandls samt großer Verwandtschaft eine Theaterfamilie sind, weiß ohnehin jeder. „Feiern wir also mit dem 1543. Himmegugga ein Familienfest im Zelt“, so der Entschluss der beiden Chefinnen. Die Ideen für diesen denkwürdigen Theaterabend ließen nicht lange auf sich warten. Der erste Eindruck für den ahnungslosen Gast: So voll war es noch nie! Die Flötzinger-Mitarbeiter-Familie war im Bus angereist und auch sonst waren die guten Parkplätze Mangelware. Geschlossene Gesellschaft sozusagen, inklusive Landrat Neiderhell, Bürgermeister Vodermaier und viel Prominenz unter den zahlreichen Gästen. Die Flötzinger-Biere waren im Riederinger Theaterzelt immer schon Standard, am 22. Februar gingen sie jedoch als Freibier über die Theke, darunter auch die „Flötzinger 1543 Hefe Weiße“. Die vier vom Onkel Bazi Orchester spielten auf, im Hintergrund bereitete sich die Mannschaft von Prinzipal-Catering für die Bewirtung vor, beides freundliche Fest-Mitbringsel von Marisa Steegmüller. Und dann waren da noch die Gerüchte über besondere Bühnengags, die gab es dann auch reichlich und eine echte Überraschung war auch dabei.

Bevor sich der Vorhang hob, korrigierte Marisa Steegmüller unter Anleitung der Theaterchefin die Zahl 1542 auf der Anzeigentafel mit der korrekten drei am Ende, der Flötzinger-Betriebsrat überreichte Geschenke, Blumen und launige Worte und die Vorstellung vom Himmegugga konnte beginnen. Am Applaus merkte man, dass im Publikum mehr Erstbesucher als üblich saßen; die gibt es zum Glück immer noch, trotz der Rekordzahl an Aufführungen. Nicht nur die Flötzinger-Anspielungen im Stück, versteckt oder auch nicht wie bei den roten T-Shirts, bekamen reichlich Beifall. Der steigerte sich dann zum wilden Jubel, als der Überraschungsgast aus einem anderen bayerischen Theaterklassiker erschien: der Boandlkramer aus dem Brandner Kaspar! Kein anderer als Maxi Brückner vom Münchner Volkstheater versuchte, den Himmegugga zum Mitkommen zu überreden. Der Huber Wast wollte in der Rolle aber schon noch ein paar Hundert Mal auftreten und weil er keinen Kirschgeist zur Hand hatte, griff er hinter sich und brachte als Abwehrzauber gegen Tod und Teufel und schlechte Laune einen knallroten Kasten Flötzinger ins Spiel. Dem konnte der Boandlkramer nicht widerstehen, sie stießen an, dass es nur so schäumte, der Himmegugga durfte weiterspielen und sich am glücklichen Ende mit einer Außerirdischen austauschen, die keine listigen Hintergedanken hegte.

Beim langen Schlussapplaus für alle Mitspieler stand auch Marisa Steegmüller mit auf der kleinen Himmegugga-Bühne, schließlich hatte sie engagiert mitgespielt, als eine „aus dem Volk“, wie man beim Theater solche Szenen wohl nennt. Ihr Familienfest dauerte bei Freibier, Gulasch und Musik bis in die Nacht, nur langsam leerte sich das Zelt, aus der Flötzinger-Familie wird es sicher bald einige wiedersehen. Auf dem Flyer hatten sie gelesen, dass dort noch andere Stücke gespielt werden, auf einer richtig großen Bühne. Und im Foyer gibt es das zu trinken, was man kennt.

Klaus Bovers

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