Mettenheim – Ein Minderjähriger ist am Freitag gegen 22.30 Uhr mit dem Wagen seines Vaters auf der A94 in das Heck eines Sattelschleppers gefahren und hat dabei schwerste Verletzungen erlitten. Der Heranwachsende musste nach der schwierigen Rettung aus den Trümmern des Autos mit dem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden.
Lkw-Fahrer bemerkte eingekeilten Pkw nicht
Der Fahrer des Lkw war auf der rechten Spur in Fahrtrichtung München unterwegs, als er auf Höhe von Mettenheim plötzlich von hinten einen Ruck verspürte. Weil er nicht ausmachen konnte, woher dieser kam, fuhr er einige Hundert Meter weiter – bis ihn andere Verkehrsteilnehmer überholten und andeuteten, was passiert war: Ein Opel Kombi hatte sich unter dem Heck verkeilt. Der Wagen sei bis zur B-Säule unter dem Auflieger zusammengepresst worden, der Fahrer sei eingeklemmt gewesen, bestätigte Einsatzleiter Michael Jäkel von der Mößlinger Feuerwehr auf OVB-Anfrage.
Der Lkw-Fahrer stoppte sein Gespann daraufhin sofort. Rettungs- und Bergungskräfte wurden an die Unfallstelle beordert. Die Autobahnpolizei Mühldorf nahm den Verkehrsunfall mit Unterstützung umliegender Polizeidienststellen auf, hieß es in einer Pressemitteilung der Polizei. Die Informationen waren zurückhaltend formuliert, ohne eine Altersangabe oder die Angabe der Herkunft des Unfallfahrers. Auf OVB-Nachfrage bestätigte ein Sprecher der Autobahnpolizei am Sonntag, dass es sich bei dem Unfallfahrer um einen Minderjährigen handelt, der mit dem Dienstauto seines Vaters gefahren sei.
Die Autobahn in Fahrtrichtung München war auf Höhe des Unfalls für einige Stunden komplett gesperrt. Großalarm wurde für die Feuerwehren ausgerufen. 87 Einsatzkräfte der Feuerwehren Mößling, Erharting, Ampfing und Töging waren an der Rettung beteiligt, erklärte Einsatzleiter Michael Jäkel gegenüber dem OVB. Auch das BRK war mit zwei Rettungswägen, einem Notarzt, dem Einsatzleiter Rettungsdienst und dem Rettungshubschrauber Christoph München vor Ort.
Über eine Stunde benötigten die Einsatzkräfte laut Jäkel, um den eingeklemmten Jugendlichen zu befreien. Mit mehreren Rettungsspreizern, Rettungsschere und einem Kettenzug wurde versucht, ihn aus den Trümmern des Autos zu retten.
Mit Winden und Hydraulikzylindern wurde der beladene Sattelschlepper angehoben. Dann wurde der Wagen mittels Seilwinde einige Meter unter dem Laster herausgezogen. „Das war schwierig, weil das Auto so deformiert war, dass das Dach oder Armaturenbrett in Richtung der Person gedrückt haben“, berichtet Jäkel. Er habe vor Ort das Alter der eingeklemmten Person erfahren, diese Information aber nicht an seine Leute, „die ganz vorne“ waren, weitergegeben, „um niemanden abzulenken.“
„Sind im Einsatz
voller Adrenalin“
„Wir sind in solchen Situationen voller Adrenalin und funktionieren. Wir rufen das ab, was wir immer üben.“ Nach dem Einsatz führe man, so erklärt Jäkel weiter, mit allen Beteiligten Gespräche, um das Geschehene aufzufangen. „Wir hatten auch einen Kollegen dabei, der in psychosozialer Nachversorgung für Einsatzkräfte ausgebildet ist“, so Jäkel. Die Feuerwehren sicherten die etwa 500 Meter lange Unfallstelle ab und leuchteten sie aus. Einige Autos, die durch das Trümmerfeld gefahren waren, wurden leicht beschädigt.
Andrea Klemm