Rosenheim – „Wir stehen für die Werte ein, die eine Gesellschaft stark machen“, so Isabella Alberer bei der Begrüßung der rund 100 Gäste, die am Montag zur Aufnahme des Schulverbands „Gesundheit und Soziales – Stadt und Landkreis Rosenheim“ in das Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ in das Schüler- und Studentenzentrum in Rosenheim gekommen waren.
Wie wichtig diese Werte sind, betonte Andreas März in seinem Grußwort. In der Stadtgesellschaft Rosenheim hätten 42 Prozent der Einwohner mit Hauptwohnsitz einen Migrationshintergrund, bei den Bürgern unter 18 Jahren seien es sogar 56 Prozent. Das bunte Leben beginne schon im Kindergarten und gehe in der Schule weiter, so der Oberbürgermeister. Die Schule sei „ein Ort, wo man nicht nur den Stoff lernt, sondern auch von anderen lernt“.
Es sei „ein Zeichen für Mut, hinzusehen, wenn Ausgrenzung passiert, es braucht Menschen, die den Mut haben, den Mund aufzumachen.“ Das Gute sei, „dass wir – Gott sei Dank – in einem Land leben“, wo dies möglich sei. „Zivilcourage endet nicht mit einem Türschild“, so März abschließend. Respekt im Umgang miteinander müsse täglich gelebt werden.
Die Pflegedirektorin Judith Hantl-Merget sieht über Rassismus hinaus die Gefahr, dass sich immer mehr Menschen nur noch in Kreisen Gleichgesinnter bewegen und andere als Feinde wahrnehmen würden. Die sozialen Medien würden diese Entwicklung beschleunigen. Problematisch sei auch, dass in manchen Gesellschaften der Wert eines Menschen nur über seinen Besitz bestimmt werde. Hantl-Merget dankte den Schülern und Schülerinnen dafür, dass sie sich für die Aufnahme in das Netzwerk entschieden haben, denn „es braucht immer einen ersten Schritt“.
Die Patin der Aktion, Sigrid Knothe, sieht die Ausgrenzung von Menschen nicht auf den Rassismus beschränkt. Ausgrenzung könne ebenso auf Grund von Aussehen, Kleidung oder Sprache erfolgen. Auch Senioren würden oft ausgegrenzt. Eine besondere Gefahr stelle in diesem Zusammenhang die Anonymität der Äußerungen in modernen Medien dar. Für Knothe gibt es noch einen wichtigen Aspekt: „Respekt ist keine Einbahnstraße.“ Wer andere respektiere, könne auch selbst Respekt einfordern. Respekt müsse in beide Richtungen gehen.
Schülersprecher Richard Weigert betonte die Notwendigkeit eines breiten Konsenses. Ein Traum, den man allein träumt, bleibe ein Traum, während ein Traum, den man gemeinsam träumt, Wirklichkeit werde, zitierte er die japanische Filmemacherin Yoko Ono. Respekt für das Land, in das sie gekommen sind, fordert seine Kollegin Marianne Splett von Migranten. So könnte sich jeder in seiner Schule willkommen fühlen. Sprecherin Lisa Kruck betrachtet die kulturelle Vielfalt – die Schüler kommen aus zehn Kulturkreisen – als Vorteil, weil man voneinander lernen kann, und ihr Kollege Marcell Giske sieht es als Aufgabe der Jugend, „für eine Gesellschaft zu sorgen, in der alle Menschen gleichwertig sind“.
„In welcher Welt wollen wir leben?“ Dies ist für den Regionalkoordinator der Aktion, Tobias Wolf, die entscheidende Frage, die sich jeder stellen sollte. Aber erst durch entsprechendes Handeln werde die Welt zu dem, was man wolle.
Alfred Schubert