„Sicherheit ist Kernaufgabe Nr. 1“ – Neuer Chef der Wachtmeisterei

von Redaktion

Jakob Steiner und sein 27-köpfiges Team bei der Justiz Traunstein bewältigen vielseitige Herausforderungen

Traunstein – Wer die Justiz Traunstein mit Landgericht, Amtsgericht und Staatsanwaltschaft oder eines der anderen Amtsgerichte in Altötting, Laufen, Mühldorf und Rosenheim aus irgendeinem Grund besucht – überall sind insgesamt etwa 60 Frauen und Männer in blauer Uniform mit Aufschrift „Justiz“ an den Sicherheitsschleusen die ersten Ansprechpartner. Sie leiten alles in die richtigen Wege. In Traunstein steht ab 1. April ein neuer Chef an der Spitze der Wachtmeisterei – ein Anlass, deren breite Aufgabenpalette zu beleuchten.

Jakob Steiner, seit April 2004 bei der Justiz und inzwischen Justizsicherheitshauptsekretär, wirkte in den vergangenen sechs Jahren als stellvertretender Leiter des Wachtmeisterteams. Der 52-Jährige ist Nachfolger von Franz Tradler, der vor einigen Monaten in den Ruhestand wechselte. Landgerichtspräsidentin Anja Kesting überreichte Jakob Steiner im Beisein von Vizepräsidentin Andrea Titz und Rechtspflegeramtsrätin Clarissa Helldobler, zuständig für den Bereich Wachtmeisterei, die Ernennungsurkunde. Wie die Präsidentin betonte, war Steiner der „Wunschkandidat“ – sowohl der Behördenführung als auch des Teams. Die vielfältigen Aufgaben erfordern laut Präsidentin „besondere Fähigkeiten“ wie guten Überblick, hohes Verantwortungsbewusstsein und große Sorgfalt, aber auch Erfahrung im Umgang mit Menschen und „viel Fingerspitzengefühl“. Die Wachtmeister seien das „Gesicht der Behörde“: „Die Bürger haben zu ihnen den ersten Kontakt, egal, worum es geht. Sie müssen stets freundlich, aufmerksam und ausgeglichen sein, auch, wenn mal jemand aufgeregt ist.“

Steiner sprach von „Sicherheit als Kernaufgabe Nr. 1“. Dazu zählten nicht nur die Eingangskontrollen an den Zugangsschleusen, die nach dem Tod eines Kollegen in Dachau im Jahr 2012 im ganzen Freistaat eingeführt wurden. Wie andernorts unterstützten Angehörige eines privaten Sicherheitsdienstes die Wachtmeisterei in Traunstein personell. Sicherheit in Gerichtssälen und Büros sei ein zentraler Punkt. Herausforderungen bedeuteten Großverfahren wie 2024 der Mordfall Hanna. Zeitweise hätten die Zuhörerzahlen wegen des Andrangs an Interessierten beschränkt werden müssen – aufgrund der vollständigen Auslastung der vorhandenen Sitzplätze. Ein anderes Beispiel seien Hauptverhandlungen unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen, etwa mit gewaltbereiten Angeklagten oder Beteiligten in Zeugenschutzprogrammen. Ein eigenes Zeugenbetreuerteam werde bei Bedarf unterstützend tätig, auch im Gerichtssaal. Falls erforderlich würden Videovernehmungen zwischen dem Zeugenraum und einem Sitzungssaal eingerichtet. Bedrohungen im Vorfeld oder sogar Handgreiflichkeiten gebe es mittlerweile nicht nur in klassischen Strafverfahren, sondern auch in Zivilprozessen und Familienangelegenheiten, hob der 52-Jährige heraus.

Verteilten Wachtmeister in der Vergangenheit Akten auf Fächer, fuhren die Stapel dann mit Rollwagen von Schreibtisch zu Schreibtisch, oft auch quer durch die Stadt in Außenstellen der Gerichte, so hat sich das gründlich geändert. Sie erfüllen inzwischen anspruchsvolle und sehr vielfältige Aufgaben – samt elektronischem Posteingang und Scanstraßen. Behördenintern stehen die Wachtmeister aktuell vor einer riesigen Aufgabe – der Einführung der elektronischen Akte. Im Mai 2022 bereits erfolgte in Traunstein die Umstellung in Zivilverfahren. Am 25. Februar startete die sogenannte „E-Akte“ in Strafverfahren. Sie soll künftig die Papierakten bei Gerichten wie Staatsanwaltschaft ersetzen. Sämtliche Papierdokumente müssen eingescannt werden. Spezielle Schulungen waren erforderlich, müssen doch Wachtmeister entscheiden, welches Dokument welchem Vorgang zuzuordnen ist. Auch andere Behörden wie die Polizei sollen nach und nach ins Boot geholt werden. Bislang entwickelt sich das Projekt nach Überzeugung von Präsidentin Anja Kesting behördenübergreifend positiv.

Bei technischer Unterstützung sind Wachtmeister gefragte Nothelfer. Videokonferenzen über das Internet sind in Zivilprozessen längst an der Tagesordnung. Wenn es irgendwo an der Technik hakt – das Team kann nahezu immer für Abhilfe sorgen.

Wie viel Personal jeweils eingesetzt wird, bestimmt das Oberlandesgericht München. 27 Bedienstete, davon 13 Frauen inklusive drei im Mutterschutz und 14 Männer, gehören dem Team von Jakob Steiner an. Sie alle haben die anfängliche 18-monatige Ausbildung absolviert – zunächst eine 14-wöchige Ausbildung in der Bayerischen Justizakademie in Pegnitz, gefolgt von der praktischen Ausbildung bei der Staatsanwaltschaft und Gericht mit zusätzlich jeweils einwöchiger Hospitanz bei der Polizei und in einer Justizvollzugsanstalt. Sportliche Aktivitäten für die körperliche Fitness sind regelmäßig angesagt.

Jakob Steiner hat den Berufswechsel nie bereut. Er begründete: „Im Team herrscht eine Superchemie. Der Zusammenhalt ist groß. Jeder kann sich auf jeden verlassen. Kein Tag ist wie der andere. Du trägst ein Stück weit zur Gerechtigkeit in der Gesellschaft bei. Und: Du hast nie Nachtdienst.“ kd

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