Töging – Die Gerüchte entwickelten sich rasant: ein bewaffneter Mann in der Comenius-Schule in Töging, SEK-Einsatz, Sturm auf die Schule, Waffen in der Turnhalle. Manfred Putz, Leiter der Comenius-Schulen, sagt sechs Stunden nach Beginn des Einsatzes: „Das war eine Lawine auf Whatsapp mit Falschmeldungen und dem ganzen Müll.“
Gestern um 7.50 Uhr, unmittelbar vor Schulbeginn, hatten ihm drei Schülerinnen von einem Mann berichtet, der ihnen auf dem Schulweg begegnet ist. Sie hätten „schussähnliche Geräusche“ gehört“, sagt die Polizei, Rektor Putz berichtet von einem „Gegenstand, mit der er auf die Schülerinnen gezielt“ habe. „Das haben sie für ein Gewehr gehalten.“ Putz nimmt die Aussagen der elf- und 13-jährigen Mädchen ernst. Er informiert die Polizei. Mit einem Großaufgebot sichert diese die Schule und leitet die Suche nach dem mutmaßlichen Schützen ein.
Beamte befragen die Mädchen, ein Helikopter kreist, Polizeiautos und Rettungsfahrzeuge überall. Trotz der umfassenden Maßnahmen urteilt die Polizei: „Die Lage war sehr ruhig.“
Das bestätigt auch Schulleiter Putz: „Der Unterricht war nicht beeinträchtigt, manche Schüler haben gar nichts mitbekommen“, sagt er, „die Schüler waren eher interessiert als schockiert.“
Draußen, vor allem in sozialen Netzwerken, tobt derweil die Gerüchteküche. So wild, dass sich die Polizei genötigt fühlt, permanent selbst zu berichten, „um weiteren Falschmeldungen vorzubeugen“. Aus der Schule kamen diese nicht, da ist sich Rektor Putz sicher. Es gebe ein Verbot für Mobiltelefone, sagt er, „die Schüler müssen ihre Handys ausgeschaltet lassen“.
Als Falschinformation entpuppt sich auf OVB-Anfrage auch die scheinbare Gewissheit, dass es jüngst Vorfälle gegeben habe, bei denen Schüler von Fremden bedroht worden sind. Polizeikommissar Fabian Unterhuber aus Altötting kennt die Gerüchte, betont aber: „Das kann ich nicht bestätigen.“ Auch Putz weiß, dass immer wieder Männer gemeldet werden, die angeblich Schüler ansprechen. „Geredet wird sofort“, sagt er. Belege gebe es nicht.
Polizist Unterhuber sagt zum Wirbel am Donnerstag: „Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen konnten keine Hinweise auf eine Gefährdungslage festgestellt werden.“ Er hofft jetzt auf Hinweise aus der Bevölkerung, die die Polizei unter 08671/96440 annimmt.
Schulleiter Putz ist froh, dass der Tag so glimpflich verlaufen ist: „Gott sei Dank ist nichts passiert.“ Er nimmt den Verlauf als Beleg dafür, dass die Schule vorbereitet ist: „Der Krisen- und Notfallplan hat funktioniert“, sagt er, „es war eine gute Übung.“ Zugleich nennt er das Verhalten der Mädchen gut: „Die Schülerinnen haben richtig gehandelt, uns ihre Beobachtung zu melden.“ Lehrerin Dorothea Weingartner sagt: „Wir werden wohl nie herausfinden, wie viel Fantasie da eine Rolle gespielt hat.“ Schülerin Emily fand die Aktion angemessen: „Es ist gut, zu wissen, dass die Polizei schnell zur Stelle wäre.“
Peter Becker, Jörg Eschenfeld und
Markus Honervogt