Kliniken rüsten sich für den Krisenfall

von Redaktion

Krankenhäuser auf den Kriegsfall vorbereiten – was nach einem Schreckens-Szenario klingt, forderte nun Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). Doch wie ist überhaupt der Stand der Dinge bei den Kliniken in der Region? Ein Überblick.

Rosenheim/Traunstein/Mühldorf/Altötting – In den kommenden Jahren möchte Deutschland so viel Geld in Rüstung investieren wie seit Jahrzehnten nicht. Die unruhige politische Weltlage hat für allerhand Diskussionsstoff gesorgt. „Die militärische Bedrohung Europas durch Russland und die mögliche Abkehr des neuen US-Präsidenten Trump von der bisherigen Sicherheitspartnerschaft bedeuten auch massiven Handlungsbedarf für das deutsche Gesundheitssystem und die ganze Zivilgesellschaft“, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach der Ausgburger Allgemeinen Mitte März.

„Ebenso wichtig
wie die Bundeswehr“

Handlungsbedarf für das deutsche Gesundheitssystem: Dieser besteht nicht erst seit einer potenziellen Bedrohung durch Russland. Marode Kliniken, Personalmangel und hohe Kosten machen dem System schon lange zu schaffen. Jetzt gehe es allerdings darum, die Kliniken auf alle Arten von Krisen vorzubereiten, betonte Gerlach. Auch auf kriegerische Angriffe. „Denn eine intakte Gesundheitsversorgung ist für die Verteidigung eines Landes ebenso wichtig wie die Bundeswehr“, machte sie deutlich.

Doch wie ist der Status quo in der Region? Sind die Kliniken auf den Ernstfall vorbereitet? „Die zunehmende Gefahrenlage, sei es hinsichtlich Naturkatastrophen, Terroranschlägen oder denkbaren militärischen Auseinandersetzungen, hat auch im InnKlinikum zu einer Anpassung interner Prozesse geführt“, erklärt Dr. Wolfgang Richter, Medizinvorstand am InnKlinikum Altötting und Mühldorf auf OVB-Anfrage. „Um einen sogenannten ‚Massenanfall von Verletzten‘ bewältigen zu können, wird an den Klinikstandorten Altötting und Mühldorf derzeit der sogenannte Klinikalarm- und Einsatzplan erweitert.“ Darin seien sowohl Vorgehen als auch die Verantwortlichkeiten für den Fall der Fälle festgelegt.

Solche Pläne gibt es auch für die Romed-Kliniken sowie die Kliniken Südostbayern (KSOB). „Die Romed-Kliniken verfügen, wie gesetzlich vorgegeben, über Krankenhaus-Alarm- und Einsatzpläne (KAEP) und sind somit auf zivile Sonderlagen, wie beispielsweise einen Massenanfall von Verletzten (MANV), entsprechend vorbereitet. Diese Pläne werden regelmäßig evaluiert, aktualisiert und geübt“, erklärt eine Romed-Pressesprecherin. Und auch bei den Kliniken Südostbayern in Traunstein bestätigt man, dass die
KAEP regelmäßig auf Aktualität geprüft würden.

Die Pläne würden laut KSOB-Sprecher mit den zuständigen Behörden abgestimmt. Sie greifen bei Naturkatastrophen, Cyber-Angriffen oder auch Pandemielagen, wie zur Corona-Pandemie vor fünf Jahren. Änderungen, wie Gerlach sie fordert, könnten dem Sprecher zufolge allerdings nicht von den Kliniken selbst initiiert werden. „Sie unterliegen politischen und rechtlichen Vorgaben, die von den zuständigen Institutionen festgelegt werden.“ Ähnlich reagiert man bei Romed auf die Forderungen. „Die aus Sicht der Romed-Kliniken präventiven Forderungen der Ministerin benötigen eine weitere Präzisierung“, sagt die Sprecherin. Man gehe davon aus, dass dies in weiterer enger Abstimmung mit dem bayerischen Gesundheitsministerium erfolgen wird.

Für die ärztlichen Mitarbeiter am InnKlinikum gab und gibt es zudem noch gesonderte Schulungen, um sich auf „die Aufrechterhaltung der Patientenversorgung bei einem erheblich gesteigerten Behandlungsbedarf“ vorzubereiten. „Es läuft zudem ein Austausch mit den Landratsämtern und dem Katastrophenschutz bezüglich der koordinierten Vorgehensweise in möglichen Krisensituationen“, erklärt Richter.

„Katastrophenschutz
hat sich bewährt“

Auch in Rosenheim gebe es bereits eine enge Zusammenarbeit und einen regelmäßigen Austausch mit Stadt und Landkreis Rosenheim. „Die Zusammenarbeit mit der Führungsgruppe Katastrophenschutz hat sich beispielsweise auch während der Corona-Pandemie bestens bewährt“, betont die Klinik-Sprecherin. Dass man aus der Pandemie einiges lernen konnte, macht auch Richter von den InnKliniken deutlich. „Auch hier hatten wir es mit einer außergewöhnlichen medizinischen Bedrohungslage zu tun, die wir hervorragend bewältigen konnten“, sagt der Medizinvorstand. „Ich bin davon überzeugt, dass wir auch die Herausforderung eines möglichen krisenbedingten Massenanfalles von Patienten gemeinsam bewältigen können.“

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