Rosenheim – In den vergangenen Tagen sorgten immer wieder Brände in der Region für Schlagzeilen. Neben menschlicher Fahrlässigkeit sind auch natürliche Ursachen denkbar. Ist das Frühjahr 2025 also ungewöhnlich warm und viel zu trocken? Oder sind die aktuellen Entwicklungen im Rahmen langjähriger Schwankungen vollkommen normal? Elisabeth Brunnbauer, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst (DWD), hat im OVB-Gespräch Antworten.
Aktuell herrscht im Landkreis Rosenheim die Waldbrand-Gefahrenstufe 3 bis 4. Ist das für diese Jahreszeit ungewöhnlich oder normal?
Es ist tatsächlich normal und hat nicht mal unbedingt was mit dem Klimawandel zu tun, also das gab es auch früher schon. Wenn es im Frühjahr längere Zeit nicht geregnet hat, ist die Vegetation noch nicht so weit entwickelt. Es ist noch altes Laub vom Frühjahr da und es sind fast noch keine Blätter an den Bäumen, teils nicht einmal Knospen. Wenn es dann eine längere trockene Phase gibt, dann kann bei einem offenen Feuer oder auch bei Arbeiten, wo etwas verbrannt wird, ein Funke auf Gras, Laub oder Unterholz überspringen und ein Waldbrand entstehen.
Hat das schon mit dem Klimawandel zu tun?
Erst mal ist das nichts Ungewöhnliches. Aber: Mit den Umstellungen der Wetterlagen im Zuge des Klimawandels kommt es im Frühjahr zu längeren Trockenperioden. Dadurch steigt natürlich auch die Gefahr für Waldbrände.
Ist das Frühjahr außergewöhnlich trocken?
Ja. In Bayern allerdings nicht unbedingt. Eher in Norddeutschland. Wir in Bayern hatten noch vergleichsweise Glück. Wir hatten immer mal wieder Niederschläge. Dennoch ist es so, dass die Waldbrandgefahr hoch ist. In Norddeutschland haben wir aktuell sogar eine sehr hohe Gefahr, also Waldbrand-Gefahrenstufe 5.
Kann auch hohes trockenes Gras Feuer verursachen oder benötigt es immer „externe“ Ursachen wie Zigaretten?
Der trockene Untergrund ist auf jeden Fall eine Gefahr. Zum Beispiel auch, wenn man ein noch heißes Auto mit noch warmem Katalysator am Waldrand parkt. Ein bekanntes Missverständnis dagegen ist, dass Glasscherben einen Waldbrand verursachen können. Die Brennkraft reicht einfach nicht. Dennoch sollte man natürlich trotzdem kein Glas im Wald liegen lassen.
Liefert die aktuelle Trockenheit einen Ausblick auf den Sommer?
Nein, da kann man noch keine Prognosen treffen. Allerdings war es in den vergangenen Jahren so, dass sich diese Trockenperioden immer wieder wiederholt haben und es dann auch im Sommer Trockenheit gab. Aber es gab auch immer wieder Jahre, in denen es dann auf einmal viel geregnet hat, wo es im Mai und Anfang Juni dann Hochwasser gab. Da war es dann gut, wenn es mal abtrocknen konnte, nachdem alles überflutet war. Man kann da keine Aussage treffen.
Könnte es hier auch zu solchen Bränden wie im Januar in Los Angeles kommen?
Bei uns eher nicht. Wobei man auch nie vergessen darf, dass da auch noch das Feuerwehrmanagement dazukommt. Da kommt es darauf an, wie man sich vorbereitet hat. Gerade bei den Feuern in Los Angeles hat man gehört, dass sie sehr an Feuerwehrkräften und Technik gespart haben. Bei uns ist es so, dass die Feuerwehren schon sehr gut reagieren. Und wir, beziehungsweise die Regierung, geben ja auch Warnungen raus, damit jeder auch Acht gibt und zum Beispiel nicht im Wald oder am Waldrand ein Feuer entfacht. Hinzu kommt, dass wir natürlich auch nicht diese extreme Hitze haben, die dort geherrscht hat.
Interview: Patricia Huber