von Redaktion

Unterhalb des Grabes gewährt eine Ruinenarchitektur Einblick in die „Unterwelt“ mit den auf Erlösung wartenden Verstorbenen des Alten Bundes, angefangen bei Adam und Eva.

Diese Darstellung am Heiligen Grab in Aschau verdient besondere Beachtung, da sie bei vergleichbaren Kulissenheiliggräbern sehr selten in dieser Form zu sehen ist.

Aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis ist die Formulierung „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ bekannt.

Der Abstieg Christi in die Unterwelt, der zwischen dem Tod und Begräbnis von Jesus und seiner Auferstehung angesiedelt und gedanklich vor allem mit dem Karsamstag verbunden ist, erschließt sich nicht unmittelbar aus biblischen Quellen, ist aber unter anderem in 2. Petrus 3,18f angedeutet.

Bis heute ist für die Trauermette am Karsamstag die Lesung des Kirchenlehrers Epiphanius (+ 535) vorgesehen, in der dieser Abstieg in die Unterwelt ausgemalt und gedeutet wird: Was ist das? Tiefes Schweigen herrscht heute auf der Erde, tiefes Schweigen und Einsamkeit. Tiefes Schweigen, weil der König ruht. … Gott ist – als Mensch – gestorben, und die Unterwelt erbebt. Gott ist für kurze Zeit in Schlaf gesunken und hat die in der Welt des Todes auferweckt. Er geht auf die Suche nach dem erstgeschaffenen Menschen wie nach dem verlorenen Schaf. Besuchen will er, „die völlig in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes.“ Er kommt, um den gefangenen Adam und die mitgefangene Eva von ihren Schmerzen zu erlösen, er, zugleich Gott und der Eva Sohn… (zitiert in: Deutsches Liturg. Institut, Trier 2011, Trauermette S. 26)

So wie das Kreuz, das der Vollstreckung eines grausamen Todesurteils diente, erst durch die Auferstehung Christi und die theologische Reflexion darüber zum Segenszeichen wurde, erfuhren auch die Leidenswerkzeuge Christi den Bedeutungswandel von Foltergeräten zu einem Symbol des Sieges über Leid und Tod.

„Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos“ – schreibt der Apostel Paulus in 1. Korinther 15,17 und bekräftigt gleich darauf: „Nun aber ist Christus auferweckt worden als erster der Entschlafenen“. Mit der Auferstehung Jesu steht und fällt alles. Auch das Aschauer Heilige Grab zielt auf den österlichen Sieg über den Tod, was mit der krönenden Kartusche „Sein Grab wird glorreich sein“ angedeutet wird.

Die ganze Theatralik des barocken Kulissenaufbaus in der Aschauer Pfarrkirche ist darauf ausgerichtet, mit allen Sinnen Passion und Ostern aufzunehmen als einen Weg vom Dunkel ins Licht, verwirklicht: in Glaube (links mit dem Kelch), Hoffnung (rechts mit Anker) und Liebe (durch den auferstandenen Christus in der Mitte).