Biker-Sperre sorgt für Widerstand

von Redaktion

Es ist offiziell. Ab dem 30. April wird der Sudelfeldpass einseitig für Motorradfahrer gesperrt. Doch was bedeutet das für die beliebte Biker-Route? Fakt ist, während sich ein Teil über die Entscheidung freut, regt sich schon jetzt erheblicher Widerstand. Wie es jetzt weitergeht.

Oberaudorf/Brannenburg/Bayrischzell – Jetzt ist es doch passiert. Was bereits jahrelang zur Debatte stand, wird in wenigen Tagen am Sudelfeld zur Realität. Ab dem 30. April wird die Passstraße zwischen Tatzelwurm und Bayrischzell für Motorradfahrer gesperrt. Das gaben das Miesbacher und Rosenheimer Landratsamt bekannt. 

Zwischen 11 und
21 Uhr nur noch in
eine Richtung

Zwar beschränkt sich die Sperre auf die Zeit zwischen 11 und 21 Uhr und außerdem nur auf eine Richtung. Wer allerdings die engen Kurven vom Inntal hinüber nach Bayrischzell mit dem Bike befahren will, wird nun für die beiden kommenden Jahre eingeschränkt.

Jeweils in der Sommersaison, zwischen April und 31. Oktober 2025 sowie 2026, geht es für Motorradfahrer nur noch in Richtung Rosenheim. „Die Sperrung gilt probeweise und wird im Rahmen eines zweijährigen Versuchs intensiv ausgewertet“, heißt es vonseiten des Rosenheimer Landratsamtes. 

Der Entscheidung zugrunde liegt eine Diskussion, die bereits 40 Jahre zurückgeht. Schon im Jahr 1985 wurde eine Sperre für Biker ausgesprochen. Diese hielt allerdings nur drei Monate. Seitdem besteht die Frage, ob die dort regelmäßig festgestellte, teilweise lebensbedrohliche Fahrweise auf zwei Rädern eingeschränkt werden soll. 

Laut Polizei haben die bisherigen Maßnahmen wie intensive Kontrollen oder Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht dazu geführt, die Anzahl an schweren Motorradunfällen zu senken. „Vielmehr ist in den vergangenen Jahren, trotz umfangreicher baulicher Maßnahmen, eine Steigerung der Unfallzahlen zu konstatieren“, sagt Stefan Sonntag, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, auf OVB-Nachfrage.  Das Polizeipräsidium war demnach regelmäßig bei den Sitzungen der Fachbehörden in einer „neutralen und beratenden Rolle” beteiligt, um bei einer Entscheidung zu unterstützen. Dabei hätte die „Erfahrung vergleichbarer Verkehrskonzepte“ gezeigt, dass mit der temporären Sperre die Sicherheit erhöht und die Unfallzahlen zurückgehen können. Damit spielt Sonntag wohl auf die Sperre am Kesselberg an.

Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wurde die Strecke in den vergangenen beiden Jahren für Biker dicht gemacht – die Unfallzahlen sinken seitdem. 

Für die CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig ist die Entscheidung „ein überfälliger und richtiger Schritt für mehr Sicherheit“. Sie beschäftigt sich schon länger mit der Passstraße und ist spätestens seit ihrem Termin in Oberaudorf vor knapp zwei Jahren im Austausch mit den Behörden. Dementsprechend sieht sie die befristete einseitige Sperrung als „eine gute Lösung“, um zu sehen, ob sich auf dieser Strecke etwas ändert. „Die Sperrung ist zwar ein schwerwiegender Einschnitt, aber die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer hat oberste Priorität“, sagt Ludwig.

Etwas anders sehen es einige Motorradliebhaber, die bereits eine Petition gegen die Sperre aufgesetzt haben. Eine Motorradfahrerin aus Traunstein fühlt sich in ihrer Freiheit, die Straße wie jeder andere Verkehrsteilnehmer zu benutzen, eingeschränkt und fordert die Behörden dazu auf, einen „angemessenen Kompromiss“ zu finden.

Schon einen Tag nach dem Start haben gut 300 Menschen die Petition unterschrieben. „Es dürfen keine Unschuldigen bestraft werden“, ist dabei in den Kommentaren zu lesen.

Mehrere
Maßnahmen
getestet

Das Rosenheimer Landratsamt betont allerdings, dass die geforderten Kompromisse bereits abgewogen wurden. „Unter anderem gab es Tempolimits, Überholverbote, Unterfahrschutz, Rüttelstreifen, Markierungsnägel, polizeiliche Kontrollen und Fahrtenbuchauflagen“, zählt Sibylle Gaßner-Nickl, Pressesprecherin des Landratsamtes, auf. Weitere bauliche Maßnahmen seien laut Straßenbauamt nicht mehr möglich, ohne die Verkehrssicherheit für andere Verkehrsteilnehmer zu beeinträchtigen.

Daher wird ab dem 30. April nicht mehr nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Fahrtrichtung am Sudelfeld durch die Polizei überwacht. „Es wird an die Lage angepasst kontrolliert“, bestätigt Polizeisprecher Sonntag. Neben anlassunabhängigen Kontrollen im täglichen Dienst sollen auch Schwerpunkteinsätze unter Beteiligung der Verkehrsdienststellen sowie der Bereitschaftspolizei durchgeführt werden.

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