Bad Aibling – Bad Aibling war am Wochenende Austragungsort des diesjährigen Landesjägertages des Bayerischen Jagdverbandes. In Arbeitsgruppen und Vorträgen diskutierten die Teilnehmer über Themen wie Jungjägerausbildung, Rotwildfütterung, Niederwild, große Beutegreifer und um die Jagdgesetznovelle.
In seinem Grußwort an die Jäger forderte Sebastian Friesinger (CSU) vehement, sich auf die Hinterfüße zu stellen und das Verbandsklagerecht einzugrenzen: „Es kann nicht sein, dass einer in Hamburg gegen irgendeinen Vorschlag, der in Rosenheim stattfindet, klagt“, so Friesinger. Hier müsste man sich zusammenraufen und sich engagieren.
„Welches Jagdrecht wollen wir?“
Höhepunkt der Zusammenkunft in Bad Aibling war die Rede von Staatsminister Hubert Aiwanger. Er lobte den Landesjägertag als eine gute Gelegenheit, politische Themen zu erörtern und Praktiker zu treffen.
Die Jäger seien seit Jahrhunderten auf dem richtigen Weg, betonte er, insbesondere wenn sie vor Ort den Schulterschluss mit den Grundeigentümern suchten. „Welches Jagdrecht wollen wir?“, fragte er dann in die Runde. „Wollen wir ein an Grund und Boden gebundenes Jagdrecht, bei dem die Politik lediglich gewisse Rahmenbedingungen setzt? Oder wollen wir ein staatliches Jagdrecht, bei dem die Politik – je nach politischer Gesinnung – bis in die Ausübung der Jagd hinein eingreift?“
Aiwanger selbst machte deutlich, dass der richtige Weg für ihn ein an Grund und Boden gebundenes Jagdrecht ist. Der Minister will deshalb, so betonte er in Aibling, das Bayerische Jagdgesetz weiterentwickeln und stärker auf Eigenverantwortung sowie auf die Partnerschaft von Grundbesitzern und Jägern vor Ort setzen. „Das erreichen wir mit weniger Planwirtschaft und mehr Eigenverantwortung sowie Handlungsspielraum vor Ort“, betonte er.
Scharfe Kritik übte er an den ständig neuen Vorgaben der „großen Politik“, die zur Verunsicherung der Menschen führe. Er forderte: „Wir brauchen das Einvernehmen der Beteiligten vor Ort und deren Eigenverantwortung – nicht den Staatszugriff und Staatsdurchgriff von oben.“
„Den Wolf endlich in die Bejagung bringen“
Anschließend setzte er sich vehement für die Abschussplanfreiheit ein. Sein Vorschlag zur Weiterentwicklung des Jagdgesetzes vor Ort sieht vor, dass Jagdgenossenschaften und Jäger – sofern sie dies wünschen – von der Pflicht zur Abschussplanung befreit werden können. Ziel müsse es sein, von der reinen Zahlendebatte wegzukommen. Stattdessen solle eine einmalige gemeinsame Waldbegehung durchgeführt werden, bei der Naturbedingungen und Pflanzungen begutachtet werden. „Wenn es vor Ort passt, passt es – wenn nicht, hilft auch das schönste Papier nichts“, resümierte der Minister.
Auch der Wolf war ein Thema in Bad Aibling. Aiwangers Credo: „Wir müssen den Wolf endlich wieder in die Bejagung bringen.“ Wenn Tiere, wie der Wolf, „zunehmend Probleme“ machten, müsse man sie eben regulieren. Der Bestand sei sprunghaft gestiegen, da könne man nicht länger nur zuschauen. „Ich verstehe nicht, dass verhindert wird, den Wolf in Bayern auch ins Jagdrecht zu bringen“, so Aiwanger.
Er brach eine Lanze für die Jäger: „Der Wolf wird von uns nicht ausgerottet, er wird von uns im Zweifel vernünftig bewirtschaftet – wenn man uns endlich lässt.“ Und weiter: „Die Jäger können sowohl bei der Bejagung als auch bei der Arterhaltung besser mit dem Wolf umgehen als in der jetzigen Situation des Totalschutzes.“
Vernunft statt Ideologie forderte Aiwanger auch beim Thema Fischotter. Zudem plädierte er dafür, Photovoltaik-Freiflächenanlagen stärker als Lebensräume für die Tierwelt zu nutzen.
Am Ende gab es noch einmal kräftigen Applaus von den Teilnehmern des Landesjägertages, als Aiwanger betonte: „Wir brauchen draußen keine Gschaftlhuber, sondern mehr Praktiker – und die sitzen heute hier.“ Standing Ovations waren dem Staatsminister da im Kurhaussaal sicher.