Kampf um Rosenheimer Wälder

von Redaktion

Waldbesitzer zwischen Klimakrise, Bürokratieflut und politischem Streit gefangen

Rosenheim – Viele Menschen haben nach Ansicht von Anna Bruckmeier, Leiterin des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Rosenheim, ein Bedürfnis, den Wald mit seiner sozialen Funktion zu erleben. 33 Prozent der Fläche des Landkreises Rosenheim sind von Wald bedeckt, welcher 48 Millionen Tonnen Kohlendioxid bindet.

Die Hälfte dieser Waldflächen befindet sich in Privatbesitz, und deren Eigentümer tragen generationsübergreifend große Verantwortung in Bezug auf Pflege, Erhalt und Nachhaltigkeit. Wertvolle und unverzichtbare Unterstützung leistet die Waldbesitzervereinigung Rosenheim (WBV), die ihre Mitglieder zur Jahresversammlung ins Gasthaus Höhensteiger nach Westerndorf St. Peter eingeladen hatte. Der Vorsitzende Alois Kalteis bekundete seine Freude über das große Interesse an der Veranstaltung und begrüßte zahlreiche Mitglieder, Bernhard Breitsameter als Referenten des Abends sowie Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Bankenwelt im Saal der Traditionsgaststätte. Ein bedeutender Tagesordnungspunkt war die Neuwahl von Hans Gschwendtner zum Dritten Vorsitzenden, Hans Bürger zum Beisitzer und Franz Voggenauer zum Beirat.

Für den Vorsitzenden Alois Kalteis war das vergangene Waldjahr angesichts der Vereinsaktivitäten und Wetterkapriolen sehr abwechslungsreich. Positiv entwickelten sich die Holzpreise, und es wurde weniger Käferholz verzeichnet. Es gab 82 Termine zu Veranstaltungen sowie Vorstandssitzungen. Unter anderem bestand großes Interesse am Vereinsausflug an die Mecklenburgische Seenplatte sowie an Aktionen wie Douglasienbewertung, Holzsubmission, Laubholzsammelverkauf, Pflanzschulung und anderen Angeboten.

Die angeschlossenen Waldbauern stehen zu ihrer Vereinigung und widmen sich mit Herzblut und Leidenschaft ihrem kostbaren Schatz Wald. Allerdings habe die Bürokratie, etwa durch Datenschutz, PEFC-Zertifizierung (Nachweis, dass Unternehmen Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern einsetzen) und viele andere Zertifizierungen, ein umfangreiches Maß erreicht. Wichtig sei es, miteinander zu reden zwischen Jägern, Waldbesitzern, Verbänden und Politik, wie Kalteis am Schluss seines Berichtes anregte.

Die neue parlamentarische Staatssekretärin im Innenministerium des Deutschen Bundestages, Daniela Ludwig, bekundete in ihren Grußworten, sich wie schon beim Agrargesetz für den Abbau von Bürokratie zugunsten der Waldbesitzer einzusetzen und sich für sie in Brüssel stark zu machen.

Für Landrat Otto Lederer ist es wichtig, die Funktion des Waldes zu erhalten. Nachhaltigkeit komme aus der Forstwirtschaft und benötige kein Entwaldungsgesetz, wie von der Politik gefordert. Waldnutzung müsse mit Aufenthaltswert konform gehen und mit dem Klimawandel mithalten können, so der Landrat.

Neue Lösungsansätze zum besseren Verständnis über den Wald in der Gesellschaft forderte der neue Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, Bernhard Breitsameter, zu Beginn seines Referats. Augenmerk sei ein anderes Reden mit Nichtwaldbesitzern. Der Wald, der gerade einmal neun Prozent der Erdoberfläche einnimmt, ist weltweit die größte Klimaanlage und stehe nicht nur für „gute Luft“, Erholung und als Sauerstoffproduzent da. Die soziale Öffentlichkeitsarbeit habe in der Waldwirtschaftspolitik in den vergangenen Jahren völlig versagt. 115 Gesetze vonseiten der EU behindern wichtige Aufgaben und Arbeiten der Waldbesitzer, und Kontrollen seien unüberschaubar.

Eine unverkennbare Bedrohung sei der Klimawandel, der sich im Jahr 2024 massiv auswirkte. Ein Umdenken sei vonnöten, auch was das Pflanzen alternativer Baumarten betrifft. Absolut schädlich sei parteipolitisches Denken, wie das „EUDR“-Gesetz (European Union Deforestation Regulation) sowie das Bundeswaldgesetz, die den Erhalt und den Ausbau von Waldflächen erschweren würden. Waldumbau sei nötig, und ein „Weiter so“ zur Erhöhung des Kugelschreiberverbrauchs abzuwenden.

Peter Strim

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