Zwischen Sensation und Überraschung…

von Redaktion

Fortsetzung von Seite 13

Mandlspergers Hoffnung: „Für die Rolle der Frau werde er vielleicht das fortsetzen, was Papst Franziskus getan hat. Ich glaube aber nicht, dass Frauen bald in Weiheämter kommen.“ Sie sagt aber auch: „Tendenziell wurden Frauen in der Kirche in den letzten Jahrzehnten gestärkt. Das gilt auch für die Laien. In Deutschland kann es ohne sie auch gar nicht gehen, es gibt zu wenige junge Männer, die sich zu Priestern weihen lassen. Deshalb muss die Kirche die Laien stärker einbinden.“

Etwas überrascht von der Wahl zeigte sich der Traunsteiner Stadtpfarrer Konrad Roider. „Ich muss gestehen, dass ich mit Kardinal Parolin gerechnet hatte, denn ihn kannten die meisten der Kardinäle, und die wenigen Wahlgänge schienen fast als Bestätigung dafür“, sagt er auf Anfrage. Umso größer sei die Überraschung gewesen, als er dann noch während einer Maiandacht den Namen des neuen Papstes zugeflüstert bekam.

„Der Name Leo ist eine gewisse Ansage. Das hängt sicherlich auch mit der Herkunft des neuen Papstes zusammen“, sagt Roider. Aufgrund seines verhältnismäßig jungen Alters – Papst Leo XIV. ist 69 Jahre alt – vermutet der Pfarrer, dass er die Kirche lange leiten wird. Die ersten Worte des neuen Papstes seien gut gewählt gewesen. „Ich hoffe, dass diese Worte nun Wirkung finden“, sagt er.

Darauf, einen „Pontifex der Einheit“ gefunden zu haben, hofft Pfarrer Andreas Kolb, der seit rund drei Monaten für den Pfarrverband Rott-Griesstätt-Ramerberg zuständig ist. Der 31-Jährige hofft darauf, dass es Papst Leo XIV. gelingt, sowohl das konservative als auch das progressive Lager in der katholischen Kirche zusammenführen zu können. Kolbs Hoffnung speise sich aus den Anfangsworten des neu gewählten Oberhauptes der katholischen Kirche. Die Rede auf dem Balkon des Petersdoms sei „zeichenhaft“.

„Er will sich ganz massiv für den Frieden in der Welt einsetzen, als globaler Papst“, sagt Pfarrer Kolb. Auch auf der politischen Ebene sehe er ihn als „globalen Player“. Das sei hinsichtlich seiner amerikanischen Herkunft besonders spannend, da sich der umstrittene US-Präsident Donald Trump auch immer wieder auf Gott berufe.

Welchen Weg der neu gewählte Pontifex beschreiten wird, kann Kolb nur erahnen. „Franziskus war kein großer Papst der Reformen, aber er hat viele Türen geöffnet. Ich kenne Papst Leo XIV. nicht näher. Meine Ersteinschätzung ist, dass er sich in keiner Richtung zu weit hinauslehnen wird“, vermutet der Rotter Pfarrer. „Das Papsttum heutzutage ist eine große Aufgabe. Ich wünsche ihm Kraft und Segen dafür“, schließt Kolb.

Besondere Spannung herrschte im Norden von Bad Aibling. Zwar wussten Stadtpfarrer Philipp Kielbassa und die Gläubigen dort seit kurz nach 18 Uhr, dass ein neuer Papst gewählt worden war. Doch feierte man um 19 Uhr „ganz normal die Abendmesse in der Dorfkirche Ellmosen“ und verfolgte nicht die Bekanntgabe des Namens und den ersten öffentlichen Auftritt Leos XIV. „Wir haben das Geschehen in Rom sozusagen betend mitgefeiert und erst im Anschluss erfahren, wer der neue Papst ist“, so Kielbassa.

Für ihn seien der Name und die Person des neuen Papstes unbekannt und wie für viele Menschen auch überraschend gewesen, aber im positiven Sinn. Beim ersten Auftritt, den er später im Fernsehen verfolgte, sei dieser ihm aber sehr sympathisch gewesen, so der Aiblinger Seelsorger. Auch dass er „Frieden“ und „Brückenbauen“ so hervorgehoben habe, heiße doch „Pontifex“ nichts anderes als Brückenbauer. „Ich bin gespannt, wie wir ihn alle nun ein bisschen kennenlernen werden“, sagt der Aiblinger Seelsorger, der sich nicht anmaßen möchte, Wünsche und Forderungen zu äußern: „Er ist es, der gewählt wurde und der mit seiner eigenen Persönlichkeit und von seinem eigenen Standpunkt und Glauben heraus sehen wird, welche Akzente er setzen möchte.

Was Vorwürfe angeht, Robert Francis Prevost habe in seiner Zeit in Chicago sowie als Bischof in Chiclayo Missbrauchsfälle nicht konsequent verfolgt, betont Kielbassa, dies von hier aus überhaupt nicht beurteilen zu können. Zweifellos seien Missbrauchsfälle – „in der Kirche ebenso wie sonst überall auf der Welt“ – eine sehr schlimme Problematik, die es weiter aufzuarbeiten gelte. „Es sind wichtige Schritte gegangen worden und es müssen weitere gegangen werden. Ich sehe keinen Anlass, zu unterstellen, dass das nicht geschehen wird. Vom Papst bis hin zur letzten Kirchenbank in der kleinsten Dorfkirche müssen wir alle einschreiten, zur Hilfe eilen und das Notwendige tun – und nicht damit aufhören, alles zu verhindern, was nicht den Schutz der Kinder gewährleistet.“ 

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