Zwischen Sensation und Überraschung

von Redaktion

Zwei Wochen nach dem Tod von Papst Franziskus steht sein Nachfolger fest. Robert Prevost ist jetzt Leo XIV. Er ist der erste US-amerikanische Papst in der Geschichte der katholischen Kirche. Was die Kirchenvertreter aus der Region zu der Wahl sagen, wie sie seine ersten Worte beurteilen – und welche Hoffnungen sie haben.

Rosenheim/Mühldorf/Bad Aibling/Altötting/Wasserburg/ Traunstein – Um kurz nach 18 Uhr läuteten am Donnerstag, 8. Mai, in der gesamten Region fast 15 Minuten lang die Kirchenglocken. Nur wenige Minuten zuvor stieg aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle im Vatikan weißer Rauch auf. Die 133 wahlberechtigten Kardinäle hatten sich im vierten Wahlgang mit großer Mehrheit auf den 267. Papst der Kirchengemeinde einigen können. Mit Robert Prevost wurde somit erstmals ein US-Amerikaner zum neuen Kirchenoberhaupt gewählt.

„Wir haben den Livestream verfolgt und hatten den Kamin im Blick“, sagt Rosenheims Stadtpfarrer Thomas Schlichting auf OVB-Anfrage. Als die Glocken von St. Peter begonnen haben zu läuten, haben kurze Zeit danach auch die Glocken in Rosenheim eingesetzt.

„Ich schaue voller Hoffnung auf die Amtszeit von Papst Leo XIV. Er hat gestern bei seinem ersten Gruß auf dem Petersplatz in Rom einen sehr positiven Eindruck vermittelt“, sagt Schlichting. Der neue Papst sei ein Mensch, dem der Frieden ein zentrales Anliegen ist und dem es darauf ankomme, Brücken zu bauen.

„Ich denke, aufgrund seiner vielfältigen Erfahrungen kann er zwischen unterschiedlichen Positionen vermitteln“, fügt der Stadtpfarrer hinzu. So kenne Papst Leo XIV. sowohl die Weltkirche als auch die päpstliche Verwaltung in Rom. Zudem habe er Leitungserfahrung in seinem Orden der Augustiner. „Vor allem freut mich, dass wir einen neuen Papst haben, der auch selbst als Seelsorger in der Gemeinde gearbeitet hat und damit unmittelbare Seelsorge-Erfahrung mitbringt“, so Schlichting weiter.

Über diesen Aspekt freut sich auch die Rosenheimer Seelsorgerin und Gemeindereferentin Hannelore Maurer. „Die Biografie von Robert Francis Prevost stimmt mich hoffnungsvoll. Er ist ein Papst, der sehr lange selbst als Seelsorger an der Basis gearbeitet hat“, sagt sie auf OVB-Anfrage. Als Augustiner sei er ein Mensch mit Verlass und geistlichem Tiefgang. Zudem kenne er als Missionar in Peru die „wirklichen Nöte der Menschen.“

„Da für ihn die Einheit der Weltkirche ganz oben steht, wird er sich nicht zu vorschnellen Reformen verleiten lassen, aber den Weg des offenen Dialogs von Papst Franziskus weitergehen. Darauf kommt es letztlich an“, zeigt sich Hannelore Maurer überzeugt. Das Schönste sei für sie persönlich das flammende Herz in seinem Wappen, das sich an der Spiritualität des heiligen Augustinus orientiere. „Die Liebe steht über allem“, sagt sie. Für Pater Edmund Hipp, Rektor des Redemptoristenklosters in Gars am Inn, ging das Konklave „überraschend schnell“ vonstatten. Er habe mit einer länger andauernden Wahlzeit gerechnet, da es viele Kandidaten gegeben habe, die sich untereinander „nicht gut“ kennen würden.

Er sieht es „als positives Zeichen“, dass die Kardinäle sich doch recht schnell einigen konnten. Er selbst habe nicht darüber spekuliert, wer das Pontifikat antreten könnte, und „keinen Favoriten“ gehabt.

Die kurze Rede, die der Amerikaner Robert Francis Prevost auf dem Balkon des Petersdoms gehalten hat, hat Pater Hipp „beeindruckt.“ Es ging „in erster Linie“ um Frieden, und nicht – wie beim US-Präsidenten Donald Trump – um „America first“. Der Rektor des Redemptoristenklosters geht davon aus, dass Papst Leo XIV. einen ähnlichen Weg wie Papst Franziskus beschreiten werde.

Das habe auch seine Rede verdeutlicht. „Es ging um Frieden, Nächstenliebe, die Liebe Gottes“, sagt er. Er habe auch die synodale Kirche erwähnt. „Wichtig ist: Er ist ein Brückenbauer. Er setzt sich für Frieden in der Welt und in der Kirche ein“, so Pater Hipp. Es gab gewisse Erwartungen, dass sich der neue Papst an „alten Werten“ orientiere und einen „konservativen Weg“ beschreiten werde. „So ist es, Gott sei Dank nicht gekommen“, sagt Pater Hipp. Er sei optimistisch, dass Papst Leo XIV. den Weg seines Vorgängers beschreiten werde. Zufrieden mit der Wahl ist auch Dr. Klaus Metzl, Stadtpfarrer im Pfarrverband Altötting. Die Kardinäle haben einen sehr bescheidenen, erfahrenen und auf vielen Ebenen kompetenten Stellvertreter Jesu Christi auf Erden gewählt, der mit seiner Botschaft vom Frieden die Kirche als ein Werkzeug von Frieden etablieren wird. Der sich in seiner Mission aber auch den Armen und Bedrängten zuwenden wird, was eine Konstante zu Papst Franziskus sein wird“, sagt er auf OVB-Anfrage.

Optimistisch äußert sich auch Astrid Mandlsperger, stellvertretende Vorsitzende des Stadt-Katholikenrats Mühldorf: „Bisher hat mir Papst Leo gut gefallen. Er hat seine Rede mit dem Friedensgruß begonnen, das empfinde ich als sehr zeitgemäß“, sagt sie auf OVB-Anfrage. Papst Leo ist ihr zufolge ein Mann des Ausgleichs. „Das wäre für die katholische Kirche nicht das Falscheste“, sagt sie.

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