Rosenheim – Friederike Kayser-Büker steht nicht gerne im Rampenlicht. Trotzdem dreht sich am Tag der Pflege vieles um sie. Die 59-Jährige hat in den 80ern ihre Ausbildung zur Krankenschwester absolviert.
In ihrem Berufsleben hat sie sich als Fachkraft für Intensivpflege und als Lehrerin für Pflegeberufe weiterqualifiziert und gearbeitet. Seit fünf Jahren ist sie im Romed-Klinikverbund und leitet die Abteilung Praktische Ausbildung Pflege.
„Uns sind die
Patienten unter den
Händen gestorben“
Zum morgigen (18. Mai) Tag der offenen Tür der Romed-Kliniken unter dem Motto „Pflege mit Kompetenz und Innovation“ spricht sie über ihren Beruf, den die Wasserburgerin mit all ihren Facetten lebt: von Nachtschichten in der Toxikologie, bei denen sie sich um Patienten mit Vergiftungen kümmerte, bis zum Weitergeben ihres Wissens an die Ausbilder der nächsten Generation.
Diese Flexibilität, die die Pflege mit ihren verschiedenen Jobs bietet, war bei ihrer Berufswahl ausschlaggebend. Gleichzeitig bietet ihr der Beruf auch eine Freiheit: „Mit der Pflege hatte ich immer die Möglichkeit, in die ganze Welt hinauszugehen.“ Denn bereits als junge Frau wusste sie, dass sie viel reisen möchte.
Nach ihrer Zeit als Krankenschwester arbeitete sie in einer Toxikologie, als die ersten AIDS-Patienten dort waren: „Das werde ich nie vergessen. Uns sind die Patienten unter den Händen gestorben.
Wir wussten nicht, was los ist.“ Heute könnte sie sich eine Nachtschicht in der Toxikologie nicht mehr vorstellen. Jetzt leitet sie an der Romed-Klinik die Abteilung der praktischen Ausbildung Pflege.
Für sie der Höhepunkt ihrer Karriere: „Ich darf jetzt alles, was ich kann und gelernt habe, in Strukturen weitergeben.“ In ihrem Leben hat sie viele Menschen kennengelernt und ihre Kontakte sind mittlerweile weltweit verstreut. Bei ihren Reisen hat sie viel gesehen und erlebt. Obwohl sie privat unterwegs war, hat sie immer auf die Pflege-Situation im Land geachtet. Außerdem sind viele ihrer internationalen Bekannten ebenfalls in der Pflege tätig. Erst im Februar besuchte sie eine Freundin in Honduras. Diese Reise ist in Erinnerung geblieben: „Der Onkel der Freundin ist leider in der Zeit verstorben“, erzählt Kayser-Büker.
Der Onkel ihrer Freundin war Dialyse-Patient. Die Behandlung finanzierte die Familie. Als es zu einem Notfall kam, musste er ins Krankenhaus. Die nächsten Tage haben seine 80-jährige Frau und die Tochter tagelang auf Plastikstühlen vor der Tür kampiert und haben gewartet“, erinnert sich Kayser-Büker.
Die Frauen haben vor dem Krankenhaus gewartet, weil sie losgeschickt wurden, um Medikamente zu besorgen. Laut Kayser-Büker mussten die beiden selbst nach dem Kauf der Medizin noch weiter bangen, da nicht sicher war, dass die Medizin auch bei ihrem Mann beziehungsweise Vater ankommt.
„Wir können uns überhaupt nicht vorstellen, wie das Gesundheitswesen in der ganzen Welt funktioniert oder eben nicht funktioniert“, betont Kayser-Büker.
Ein System, das die bald 60-Jährige beeindruckt hat, gibt es in Südafrika.
Dort haben sie Spezialtrucks, welche sich um mit HIV infizierte Menschen kümmern, aber auch Medizin in entlegene Dörfer bringen. „Da weiß die Bevölkerung genau: ‚Nächsten Donnerstag kommen die wieder und bringen Medikamente.‘“
Schaut man nach Europa, ist die medizinische Versorgung ähnlich wie die deutsche. Teilweise gibt es Länder, die fortschrittlicher sind, doch auf solche Vergleiche möchte Kayser-Büker keinen Fokus legen: „Es geht um diese hervorragende Versorgung, die wir hier haben. Auch hier in der Region.“
Weiter sagt sie: „Wir können stolz auf unser Gesundheitssystem sein.“ Trotzdem muss sich etwas ändern: Das Statistische Bundesamt hat berechnet, dass im Jahr 2049 zwischen 280000 und 690 000 Pflegekräfte fehlen werden. Als Grund hierfür wird oft der omnipräsente Fachkräftemangel genannt.
Fachkräfte- und
Wohnraummangel
gehen Hand in Hand
Kayser-Büker sieht in Rosenheim und der Umgebung ein anderes Problem für zukünftig fehlendes Personal: Wohnraummangel.
„Wir tun alles, um gut auszubilden und stellen uns gut auf, auch um zukünftig ausländische Pflegefachkräfte viel besser integrieren zu können – wenn die Leute keine Wohnung finden, hilft das alles nichts.“