Stark gegen häusliche Gewalt

von Redaktion

Verein „MaVia“ Rosenheim und Miesbach kämpft trotz Finanzprobleme für Frauen und Kinder

Rosenheim – Mit großem Engagement und unermüdlichem Einsatz setzen sich die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter von „MaVia“ in Rosenheim und Miesbach seit Jahren für Frauen, Kinder und Jugendliche ein, die von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffen sind. Dies wurde bei der Jahreshauptversammlung des Vereins deutlich, wie „MaVia“ mitteilt. Die Veranstaltung war nicht nur Rückblick auf ein bewegtes Jahr, sondern zugleich ein emotionaler Appell für Solidarität und gesellschaftliche Verantwortung.

Trotz finanzieller Engpässe und eines Defizits im Jahresabschluss von 30507 Euro konnte der Verein dank Rücklagen und Defizitausgleichen seine wichtige Arbeit fortsetzen. 185 Mitglieder, darunter zehn Gemeinden, unterstützen „MaVia“, das sich als Anlaufstelle, Schutzraum und Stimme für Betroffene versteht.

Wie Oberbürgermeister Andreas März in seiner Ansprache betonte, ist die Anzahl gewaltbetroffener Frauen deutschlandweit erneut angestiegen – ein Trend, der sich auch in den regionalen Zahlen widerspiegelt. Im Jahr 2024 wurden in den Beratungsstellen von „MaVia“ 2129 Kontakte verzeichnet, erneut mehr als im Vorjahr. Insgesamt wurden 349 betroffene Frauen und zehn betroffene Kinder beraten und begleitet. Besonders alarmierend ist, dass 382 Kinder und Jugendliche von häuslicher Gewalt mitbetroffen waren. Rund 60 Prozent aller Anfragen betrafen aktuelles Gewalterleben. Bei der Hälfte dieser Fälle handelte es sich um psychische Gewalt, mindestens 30 Prozent der Betroffenen waren physischer Gewalt ausgesetzt.

Die Beratungen und Begleitungen bei „MaVia“ sind kostenlos und richten sich auch an Angehörige und Fachpersonal. Ab Juli 2025 wird das Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche erweitert. „Es ist mir ein großes Anliegen, einen geschützten, verlässlichen Raum zu schaffen, in dem jedes Kind in seinem eigenen Tempo Vertrauen fassen und heilsame Erfahrungen machen darf“, betont eine Mitarbeiterin. Dieses Angebot wird durch eine Anschubfinanzierung von Aktion Mensch ermöglicht.

Ein zentraler Bestandteil der Arbeit von „MaVia“ ist zudem die Prävention. So wurden Workshops in 121 Schulklassen durchgeführt und über 3000 Schüler, Eltern sowie Lehrkräfte erreicht – ein Zuwachs von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Team setzt sich mit Leidenschaft dafür ein, Kinder und Jugendliche zu stärken und sie vor sexualisierter Gewalt zu schützen. Auch Lehrkräfte und Fachpersonal werden regelmäßig geschult und sensibilisiert.

Neben Krisenintervention bietet „MaVia“ weitere Angebote wie traumasensibles Yoga, Selbstbehauptungskurse, ein Kreativ-Café und kunsttherapeutische Begleitung für Betroffene. Diese schaffen Räume, in denen durch unterschiedliche Zugänge Selbstwirksamkeit erfahren werden kann.

Mit dem neuen Gewalthilfegesetz, das 2025 verabschiedet wurde, erhalten gewaltbetroffene Frauen und mitbetroffene Kinder erstmals einen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung. Noch ungeklärt ist jedoch die Finanzierung und der Ausbau personeller Kapazitäten, um sicherzustellen, dass kein Hilferuf ungehört bleibt.

Die Solidarität aus der Region trägt den Verein maßgeblich. Benefizkonzerte, Spendenaktionen und ehrenamtliches Engagement unterstützen die Arbeit von „MaVia“. Der Verein bedankt sich ausdrücklich bei allen Unterstützern, die mit Zeit, Geld und Herzblut dazu beitragen, dass Hilfe möglich bleibt. Stadt und Landkreis Rosenheim stehen seit vielen Jahren sowohl durch Zuschüsse als auch durch ihre wohlwollende Haltung an der Seite des Vereins.

Mit einem geplanten Wirtschaftsvolumen von über 720000 Euro und einem erwarteten Defizit von rund 56000 Euro bleibt die finanzielle Lage angespannt. Dennoch zeigt sich der Verein zuversichtlich und kämpft weiterhin für ein Leben ohne Gewalt, für Selbstbestimmung und für die Macht über das eigene Leben.

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