Amerang – Museen in Deutschland sollen künftig erstmals eine eigene Zertifizierung für Nachhaltigkeit erhalten. Der Deutsche Museumsbund hat hierzu das Projekt „Zertifizierung Nachhaltige Museen – Vom Wollen zum Machen“ gestartet. Wie der Museumsbund mitteilt, hatten sich 50 Museen aus ganz Deutschland für eine Teilnahme beworben, sechs davon wurden ausgewählt. Unter diesen befindet sich auch das Freilichtmuseum Amerang des Bezirks Oberbayern.
„Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Claudia Richartz, Leiterin des Freilichtmuseums Amerang. „Und es ist auch kein Zufall, dass wir ausgewählt wurden. Der Bezirk Oberbayern hat bei uns in Sachen Nachhaltigkeit bereits eindrucksvolle Akzente gesetzt.“ Als jüngstes Beispiel nennt Richartz das neue Ausstellungsgebäude, das auch den Museumsbund beeindruckt habe. Beim Bau des Gebäudes wurde auf natürliche Baustoffe gesetzt: Der Boden besteht aus Lehm, und für die Massivholzwände wurden keinerlei chemische Holzschutzmittel verwendet.
Ziel des Projektes ist es laut Angaben des Deutschen Museumsbundes, den Museen eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Nachhaltigkeitszertifizierung anzubieten und Nachhaltigkeit dauerhaft und messbar in der Museumsbranche zu verankern. Das Projekt befindet sich derzeit in der Pilotphase, die bis Ende des Jahres dauern wird. Für Claudia Richartz und ihr Team bedeutet dies, zahlreiche Kriterienlisten zu Ökologie und Nachhaltigkeit abzuarbeiten. Dabei gehe es um deutlich mehr als Photovoltaik oder umweltfreundliche Baumaterialien bei Neubauten. Auf der Liste stehen unter anderem eine energiesparende Beleuchtung, sämtliche Heizverbräuche, ein ökologisches Abfallkonzept, der Umgang mit Trinkwasser, die Verwendung von Reinigungsmitteln sowie die Nutzung umweltfreundlicher Materialien im Ausstellungsbau.
Eine weitere Herausforderung sei es, die Nachhaltigkeitsziele in den Museumsteams zu verankern, betont Richartz. „Das heißt konkret: Auch unser Arbeitsalltag ändert sich, wie etwa bei der Verwendung umweltfreundlicher Materialien bei ihrer Arbeit. Oder beim Thema Mobilität.“ So spiele auch die Frage, wie die Beschäftigten zu ihrem Arbeitsplatz kommen, eine Rolle. „Am besten ist hier natürlich der Öffentliche Nahverkehr, aber das ist im ländlichen Raum nicht leicht umsetzbar. Gerade auch hier zum Freilichtmuseum ist es für uns genauso schwierig wie für unsere Gäste, mit Bus oder Bahn anzureisen.“ Das Team des Freilichtmuseums umfasst 14 Mitarbeiter, die laut Claudia Richartz hoch motiviert seien.
Auch die Angebote in den Museumsshops kommen auf den Prüfstand. „Hier haben wir bereits gehandelt. Unser Angebot entspricht den Kriterien. Wir beziehen viele regionale Produkte und achten auf die Lieferketten“, erläutert Richartz. Bis Ende des Jahres werden nun alle teilnehmenden Museen den Kriterienkatalog abarbeiten. Claudia Richartz hält es für wichtig, dass Nachhaltigkeit in der Museumsarbeit besser verankert wird und es künftig eine eigene Zertifizierung gibt. „Ich könnte mir vorstellen, dass bei bestimmten Förderungen von Projekten eines Tages eine Zertifizierung Voraussetzung ist. Dafür wollen wir gerüstet sein.“
Das Thema Nachhaltigkeit steht auch im Mittelpunkt des „Tags der Freilichtmuseen“, der am Sonntag, 25. Mai, bayernweit stattfindet. Der Aktionstag ist eine Initiative des Netzwerks „Freilichtmuseen in Bayern“, dem auch das Freilichtmuseum Amerang angehört. Bei einer offenen Führung um 11 Uhr wird Claudia Richartz den Besuchern erläutern, wie nachhaltig und ökologisch das neue Ausstellungsgebäude errichtet wurde. Zudem können Familien und Interessierte bei einem Nachhaltigkeitsspiel Rätselfragen rund um die 17 Ziele der Vereinten Nationen beantworten. Weitere Informationen zum Projekt des Deutschen Museumsbundes sind im Internet unter https://www.museumsbund.de/zertifizierung-nachhaltige-museen verfügbar.