Feuerwehr so stark gefordert wie selten zuvor

von Redaktion

Fast 7500 Einsätze im Landkreis Rosenheim – 1260 Menschen gerettet, 121 Tote geborgen

Rosenheim – Die Feuerwehren im Landkreis Rosenheim verzeichneten im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg ihrer Einsatzzahlen. Insgesamt rückten die Einsatzkräfte knapp 7500-mal aus, was einem Durchschnitt von rund 20 Einsätzen pro Tag entspricht. Dies teilte Kreisbrandrat Richard Schrank auf der Kommandantendienst- und Kreisfeuerwehrverbandsversammlung in der Fliegerhalle in Mietraching mit.

Ruhepause der
Pandemie ist vorbei

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Einsätze um gut 600. Die Ruhephase, die laut Schrank auf die Corona-Pandemie zurückzuführen war, sei nun vorbei. Besonders auffällig sei der Anstieg bei Großbränden, deren Zahl zuvor stetig zurückgegangen war. Insgesamt wurden die Feuerwehren beinahe 1380-mal zu Brandeinsätzen gerufen. Der Großteil der Einsätze entfiel jedoch mit fast 5200 Fällen auf technische Hilfeleistungen.

Schrank: „Wir leben
im gelobten Land“

Im Rahmen dieser Einsätze konnten 1260 Personen gerettet werden, davon 153 über Feuerwehr-Leitern. Allerdings mussten die Einsatzkräfte auch 121 Tote bergen, die entweder bereits verstorben aufgefunden wurden oder nicht mehr gerettet werden konnten. Darüber hinaus wurden mehr als 1000 Menschen an den Einsatzorten betreut und versorgt. Trotz der hohen Einsatzzahlen wurden lediglich 13 Feuerwehrdienstleistende verletzt, was laut Schrank „im Verhältnis zu der hohen Einsatzzahl relativ wenig“ sei.

Gewalt gegen Einsatzkräfte gab es erfreulicherweise nicht. „Dumme Sprüche sind wir mittlerweile gewohnt, aber sonst leben wir im gelobten Land“, so Schrank. Knapp 7800 Frauen und Männer leisten derzeit ehrenamtlich Dienst bei den Feuerwehren im Landkreis Rosenheim, fast 100 mehr als im Jahr zuvor. Der Anteil der Frauen steigt kontinuierlich und liegt inzwischen bei 542. Nachwuchssorgen bestehen nicht, was laut Kreisjugendfeuerwehrwart Marco Polster auf zahlreiche Aktivitäten zurückzuführen ist, mit denen Mädchen und Buben an die Feuerwehr herangeführt werden. Im vergangenen Jahr wechselten fast 200 Jugendliche aus den 105 Jugendfeuerwehrgruppen in den aktiven Dienst. Zur Sicherstellung einer hohen Einsatzqualität wurden mehr als 350 Ausbildungsveranstaltungen durchgeführt, an denen rund 4500 Feuerwehrleute teilnahmen. Kreisbrandrat Schrank lobte hierbei ausdrücklich die bayerischen Feuerwehrschulen, die auf die Bedarfe reagiert hätten: „So haben wir Lücken aufholen können.“

Auch in Sachen Ausrüstung wird derzeit kräftig investiert. Nach jahrelanger Planung habe nun die Phase der Umsetzung begonnen. Zwei Stromerzeuger mit einer Leistung von jeweils 150 Kilovoltampere wurden bereits ausgeliefert, zwei weitere folgen im Juni. Zudem sind fünf neue Verkehrssicherungsanhänger für das dritte Quartal angekündigt.

Um flexibel auf unterschiedliche Einsatzlagen reagieren zu können, wird nun auch das sogenannte Wechsellader-Konzept umgesetzt. „Die ersten vier Lkw sind da“, berichtete Schrank. Vier weitere Fahrzeuge sind geplant. Diese Lkw können verschiedene Abroll-Container transportieren, welche je nach Einsatzlage speziell ausgestattet werden – beispielsweise für Atemschutzeinsätze, Umwelteinsätze, Brandeinsätze oder Hochwasserlagen. Auch Container für Lagebesprechungen vor Ort sind vorgesehen.

Die Feuerwehr in Bad Feilnbach erhielt zudem von einem privaten Spender ein geländegängiges Quad inklusive passendem Anhänger. Abschließend betonte Schrank, dass es keine „normalen Einsätze“ gebe, da jeder Einsatz anders sei. „Normalität im Einsatz würde im Übrigen das Können und die Genialität der Einsatzkräfte einschränken“, so der Kreisbrandrat.

Landrat Otto Lederer hob in seinem Grußwort die hohe Qualität der Feuerwehrarbeit hervor, die mit großem Vertrauen der Bürger einhergehe. Er zeigte sich dankbar, dass Gewalt gegen Einsatzkräfte kaum vorkomme, kündigte jedoch an, im Falle von Übergriffen „mit aller Härte des Gesetzes dagegen vorzugehen“. Lederer lobte zudem den Zusammenhalt der Feuerwehren, auch über die Grenze hinweg mit den Kameraden aus Tirol. „Hier zeigt sich, dass die Feuerwehren zusammenhalten, und wenn dann auch noch die Kameraden aus Tirol mithelfen, dann werden wir alle Einsatzlagen stemmen“, so Lederer. Er dankte den Gemeinden für ihre Unterstützung und betonte das gute Miteinander aller Blaulicht-Organisationen im Landkreis.

Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier dankte den Feuerwehrleuten ebenfalls für ihren „unschätzbaren Dienst“: „Ich sehe Engagement, Herzblut und Gemeinschaft, auf die man sich immer verlassen kann.“ Auch der Rosenheimer Landtagsabgeordnete Daniel Artmann würdigte das Ehrenamt im Feuerwehrdienst als „wichtigen Baustein in unserem Sicherheitsnetz“, der für den Staat unbezahlbar sei.

Gegenseitiges

Vertrauen ist groß

Markus Otto, Ortsvorsitzender des Technischen Hilfswerks Rosenheim, hob die gute Zusammenarbeit aller Blaulichtorganisationen hervor: „Wir haben gemeinsam viele Einsätze geleistet. Hier hat sich gegenseitiges Vertrauen aufgebaut und das macht es so wertvoll.“ Andreas Oblasser, Bezirksfeuerwehrkommandant aus Kufstein, betonte die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, die längst über routinemäßige Einsätze hinausgehe.

Er erinnerte an den Hochwasser-Katastrophenfall Anfang Juni, bei dem innerhalb von zwei Stunden ein Einsatz-Zug zusammengestellt werden konnte. Oblasser appellierte, die gute Zusammenarbeit fortzusetzen, denn „helfen tun wir überall gleich.“

116 Feuerwehren im
Landkreis Rosenheim

Im Landkreis Rosenheim gibt es aktuell 116 freiwillige Feuerwehren sowie zwei Betriebsfeuerwehren in der Justizvollzugsanstalt Bernau und beim Unternehmen Neenah Gessner mit Standorten in Feldkirchen-Westerham und Bruckmühl.

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