Rosenheim – Stau-Schwerpunkt Rosenheim: Das gesamte Inntal hindurch bis auf die A8, Anschlussstelle Bad Aibling, standen gestern die Lkw. Ein weiterer Stau bildete sich derweil auf der A8 – wegen der Brückenbaustelle bei Rohrdorf. „Und irgendwann sind die beiden Staus dann zusammengewachsen“, berichtete eine Beamtin der Verkehrspolizei-Inspektion (VPI) Rosenheim. „Die Gesamtlänge des Staus betrug damit circa 30 km“, heißt es in der Pressemitteilung der VPI.
Zäh wie Marmelade läuft‘s derzeit auf den großen Verkehrsadern in der Region. Weil die Strecken ohnehin oft stark ausgelastet sind. Und weil mitunter drei Zutaten zusammenkommen: Baustellen, Blockabfertigung – und eine neue Maßnahme in Tirol. VPI-Einsatzleiter Markus Jerger spricht von „Checkpoint-Maßnahmen“ der Österreicher. „Die werden jetzt unregelmäßig an Tagen durchgeführt, an denen in Österreich ein sektorales Fahrverbot für Lkw (über 7,5 Tonnen) angeordnet ist.“ Folge: Ein Lkw-Fahrer, der in Kufstein durchs Raster fällt, weil sein Tour-Ziel in Italien liegt, darf dann nicht in Österreich das Ende des Lkw-Fahrverbots abwarten. Er wird zurück nach Deutschland geschickt.
Neue Schikane oder
nur Selbstschutz?
Eine neue Schikane der Österreicher? Womöglich eher Selbstschutz. Etwa wegen der Mega-Baustelle am Brenner. Dort soll in den nächsten Jahren die 1800 Meter lange Luegbrücke abgebaut und neu aufgestellt werden. Und an manchen Tagen – wie am vergangenen Mittwoch – gibt es Sonderfahrverbote: Von 7 Uhr bis 22 Uhr durfte kein Lkw die Brücke passieren. Weil sonst der Verkehrsinfarkt droht. Die Österreicher schickten also die Lkw mit Ziel Italien postwendend zurück. Kontrolliert wird im Bereich der Ausfahrt Kufstein Nord. Eine österreichische Streife sondiert per Blickkontakt einreisende Lkw. „Verdächtige Fahrzeuge“, sagt Jerger, würden von der Autobahn geleitet und kontrolliert. Verdächtig ist, wer kein österreichisches Kennzeichen hat, das auf Anliegerverkehr schließen lässt. Oder wer keine Lebensmittel transportiert. „Sollte das Schwerfahrzeug nicht unter die Ausnahmeregelung fallen, wird es in Richtung Deutschland zurückgeschickt“, sagt Jerger.
Alles hängt an
der Luegbrücke
Der Leiter der Verkehrsabteilung der Landespolizeidirektion Tirol, Enrico Leitgeb, begründet das mit dem Schutz der Menschen in den Transitkorridoren. Schwere Fahrzeuge würden aus guten Gründen zurückgeleitet, sagte er auf OVB-Anfrage: „Um ein Stauchaos am Brennerkorridor zu verhindern, beziehungsweise den Verkehrsfluss auf der A12 und A13, und um die Versorgungssicherheit der Bevölkerung aufrechtzuerhalten.“
Die Maßnahme hänge mit der Sanierung der Luegbrücke zusammen und werde im Laufe des Jahres noch öfter vollzogen werden, insbesondere an allen Samstagen im Sommer, sagt Leitgeb. Hört sich berechenbar an. Im Luegbrücken-Fahrkalender kann man sich über die Verbotstage im Voraus informieren. Beispielsweise sind für den Juni folgende Tage als Lkw-frei markiert: Sonntag, 1., und Mittwoch, 18. Juni, sowie Samstag, 7., 14., 21. und 28. Juni. Allerdings kann das Zurückschicken der Lkw nach Beobachtungen der Polizei noch in den Tagen danach für Frust sorgen – wenn sich der Rückstau nach den „Checkpoint-Maßnahmen“ zusätzlich unters Lkw-Aufkommen normaler Transittage mischt.
Michael Weiser