Fisch des Jahres findet Heimat in Rosenheim

von Redaktion

Der Huchen im Fokus – Landesfischereitag-Teilnehmer setzen bedrohte Fischart in der Mangfall aus

Rosenheim – Zum ersten Mal fand der Bayerische Landesfischereitag in Rosenheim statt. Im Mittelpunkt der zweitägigen Veranstaltung stand Bayerns Fisch des Jahres, der Huchen. 15 Exemplare wurden am vergangenen Freitag in der Mangfall in die Freiheit entlassen.

Der Huchen ist der größte Salmonide der Donauregion. „Im Mittelalter stellten Fischer noch spezielle Fallen für diese Fischart auf, um den Bestand dieser Jäger zu begrenzen“, weiß Reiner Schäfer, Vorsitzender des Kreisfischereivereins Rosenheim. Mittlerweile ist der Huchen jedoch in ganz Deutschland sehr selten geworden und in vielen Gebieten sogar stark vom Aussterben bedroht. Sein Bestand ist daher auf die Auswilderung von nachgezüchteten Fischen angewiesen.

Der Besatzungsaktion
folgen harte Klagen
über Naturschützer

Darum wurden nun anlässlich des Bayerischen Landesfischereitags 15 Junghuchen in der Mangfall in Rosenheim gesetzt. Ursprünglich war die Besatzaktion für den Inn geplant. Aufgrund von Hochwasser mussten die Fischer sich aber spontan umentscheiden. „Huchen brauchen klares Wasser und das ist bei Hochwasser nicht der Fall. Mit der Zeit werden die Fische aber wahrscheinlich von der Mangfall in den Inn wandern“, meint Schäfer.

Um die 14 Grad beträgt aktuell die Wassertemperatur in der Mangfall, ideal für die Huchen. Wärmer als 22 Grad mögen sie es nämlich nicht. Angeliefert wurden die 15 Jungfische in einem speziellen Fischcontainer. Beim eigentlichen Besatz musste dann alles ganz schnell gehen, denn Huchen haben einen hohen Sauerstoffbedarf und halten es nur sehr kurz außerhalb des Wassers aus. Neben Axel Bartelt, Präsident des Landesfischereiverbands Bayern, und Maximilian Degenhart vom Kreisfischereiverein Rosenheim, schlüpfte auch Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März für die Besatzaktion in Fischerstiefel. Die Huchen selbst bekamen von dem Rummel um sie herum kaum etwas mit. Entlassen in die Mangfall, schwammen sie in aller Ruhe stromaufwärts davon. Die Fische stammen von der Fischzucht Thalhamer Mühle im Amerang und sind jetzt zwei Jahre alt. Gefüttert wurden sie mit lebenden Fischen, denn nur so ist sichergestellt, dass sie sich in freier Wildbahn auch wirklich selbst ernähren können. Ausgewachsene Huchen können bis eineinhalb Meter lang und über 30 Kilogramm schwer werden. Ihr Schonmaß liegt bei 90 Zentimetern. Bis die neu besetzten Exemplare in der Mangfall diese Größe erreicht haben, wird also noch einige Zeit vergehen.

Tag zwei des Bayerischen Landesfischereitags war von Fachvorträgen geprägt. Im Kuko Rosenheim diskutierten Experten in einem internationalen Symposium über mögliche Schutzstrategien für die Zukunft des Huchens. Höhepunkt war der Festakt am Samstagnachmittag. Daran nahmen auch Staatsministerin Michaela Kaniber, der stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger, Rosenheims Landrat Otto Lederer und Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März teil.

Die Fischerkönige standen, dekoriert mit ihren glanzvollen, teils über acht Kilogramm schweren Fischerketten, Spalier, als Michaela Kaniber und Hubert Aiwanger am KuKo eintrafen. Kaniber und Aiwanger eröffneten zunächst offiziell die neue Sonderausstellung „Huchen – König ohne Reich“, die anschaulich und informativ Lebensraum und Biologie des seltenen Fisches thematisiert.

„Der Artenschutz hört nicht bei der Gewässeroberfläche auf“, steht für Michaela Kaniber fest. Und auch Hubert Aiwanger sprach sich für mehr Balance beim Artenschutz aus, indem man die Bestände von Prädatoren wie Fischotter und Gänsesäger besser reguliere.

Über 140000 Mitglieder zählt der bayerische Landesfischereiverband. „Wir sind eine starke Stimme für Fische und Fischer“, steht damit für Präsident Axel Bartelt fest. Auch ihn beschäftigten in seiner Rede die Feinde der Fischer, insbesondere der Fischotter, der derzeit Fischern und Teichwirten enorm zusetze. Scharf kritisierte Bartelt die Klagen von Naturschutzverbänden aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gegen die bayerische Regelung zur Dezimierung der Fischotter. „Das ist ein klarer Missbrauch des Verbandsklagerechts“, ärgert sich Bartelt.

Rosenheims Landrat Otto Lederer sieht in den Fischern „Naturnutzer und Naturschützer“. Gerade in der Region Rosenheim sei die Fischerei unglaublich aktiv. „Wir haben in Stadt und Landkreis rund 300 Gewässer und 23 Fischervereine“, führte er aus.

Neuer Fischerkönig:
„So einen Biss habe
ich noch nie gehabt“

An zwei dieser Seen, dem Happinger See und dem Happinger-Au-See in Rosenheim, wurde am Samstagvormittag das Bayerische Königsfischen ausgetragen. Über 40 Fischer aus ganz Bayern beteiligten sich daran. Den stattlichsten Fang konnte am Schluss der Rosenheimer Dominik Kagerer vorweisen. 9,6 Kilogramm schwer war der Karpfen, den er an Land zog.

„So einen schnellen Biss habe ich noch nie gehabt. Um 7 Uhr habe ich die Angel ausgeworfen und eine Minute später hat der Karpfen angebissen“, erzählte der 27-Jährige freudestrahlend. Staatsministerin Michaela Kaniber hängte ihm die Königskette um, umrahmt von den Fischerkönigen aus ganz Bayern.

Aiwanger: Huchen in Gefahr – Fischotter-Abschuss gefordert

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