Rohrdorf – Die Probleme auf den Autobahnen A8 und A93 potenzieren sich: Baustellen auf der A8, Lkw-Blockabfertigung auf der A93 zwischen Kufstein und Kiefersfelden an drei Tagen pro Woche, kilometerlange Staus und immer mehr Unfälle. „Im Baustellenbereich der A8 kann man einen deutlichen Anstieg von über 150 Prozent verzeichnen“, bilanziert Markus Jerger, Einsatzleiter der Verkehrspolizeiinspektion (VPI) Rosenheim. Ein Grund seien die fast täglichen und langen Stauungen. Doch auffällig ist auch: „Bei den Unfällen handelt sich hauptsächlich um Auffahrer oder Spurwechsler im oder am Ende des Staus.“
Gefahr lauert
am Stauende
Unfälle am Stauende sind nach Informationen der VPI ein häufiges Phänomen im Straßenverkehr. Sie gehören zu den gefährlichsten Unfallarten, insbesondere auf Autobahnen. „Die Häufung solcher Unfälle lässt sich durch mehrere zusammenwirkende Ursachen erklären“, so Jerger. Ablenkung, Müdigkeit, ein zu geringer Abstand, überhöhte Geschwindigkeit oder das Ignorieren von Warnsystemen seien die häufigsten menschlichen Fehler. Hinzu kämen schwierige Bedingungen durch dichten Verkehr, Gefahrensituationen durch plötzliches Anhalten, aber auch technische Mängel an Fahrzeugen. Erschwerend kommt auf der A8 hinzu, dass es keine Standstreifen gibt, auf die Pannenfahrzeuge ausweichen können.
„Unfälle am Stauende sind vermeidbar, wenn Fahrer vorausschauend, aufmerksam und defensiv fahren“, macht der Einsatzleiter der Verkehrspolizeiinspektion deutlich. Zugleich verweist er auf Fahrassistenzsysteme wie Notbremsassistent, automatische Distanzregelung (ACC), Müdigkeitserkennung oder die Stauwarnsysteme von Navigationsgeräten oder Radiosendern. Damit seien Fahrer nicht nur frühzeitig über Staus informiert, sondern im Stau auch sicherer. Zudem, so der Hinweis der Polizei, sollte ein Fahrer vor einem und im Stau immer bremsbereit sein.
Doch im Alltag sorgen tägliche Dauerstaus nicht nur für schlechte Laune, sondern bei manchen Autofahrern eben auch für Ungeduld und gefährliche Fahrmanöver. Die einen springen im Stau von Lücke zu Lücke, um Zeit zu gewinnen. Die anderen versuchen, über die Raststätten auszuweichen, so wie an den Rastanlagen Samerberg. „Neben der regelmäßigen Bestreifung finden dort sporadische Kontrollen statt“, informiert Markus Jerger auf OVB-Anfrage. Die wenigsten „Ausweichler“, so die Erfahrung der VPI, halten sich an die auf Parkplätzen vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit. Dass dann ein Bußgeld von 75 Euro fällig wird, ärgere natürlich alle, die erwischt werden. „Manche reden sich mit Nichtwissen heraus. Andere gehen schnell aufs WC, wenn sie die Kontrolle noch rechtzeitig erkennen“, beobachtet die Polizei.
Ursache für den Stau bei Rohrdorf ist die Baustelle an der Bahnbrücke. Hier verlangsamt sich der Verkehrsfluss durch die Verengung der Fahrbahn auf eine Spur und das erforderliche Einfädeln im Reißverschlussverfahren. Doch damit soll vor dem Start der Pfingstferien Schluss sein. Vorher wird die Autobahn bei Rohrdorf aber noch einmal voll gesperrt: ab Donnerstag, 5. Juni, um 20 Uhr. „Die Sperrung ist erforderlich, um nach der Fertigstellung der Brücke die Baustellenverkehrsführung abzubauen“, informiert ein Sprecher der Autobahn GmbH. Ab Freitagmorgen (6. Juni) stehen in beiden Fahrtrichtungen wieder jeweils zwei Fahrspuren für den Verkehr zur Verfügung.
Eng wird es nach den Pfingstferien dann noch einmal von Montag, 23. Juni, bis Freitag, 27. Juni. Für Stabilisierungsarbeiten an den Dammböschungen wird in Fahrtrichtung Salzburg der Verkehr auf eine Fahrspur verengt.
Auch an der Prientalbrücke bei Frasdorf werden die Sanierungsarbeiten nach den Pfingstferien fortgesetzt. Dazu wird ab Sonntag, 29. Juni, voraussichtlich bis Mitte Juli eine Fahrspur in Fahrtrichtung München gesperrt. Auch der Neubau der Autobahnbrücke bei Seehaus beginnt. Mit Verkehrseinschränkungen ist ab dem 23. Juni zu rechnen.
Neuer Staukalender
für Reiseplanung
Um Fahrten über die stauanfälligen Autobahnen A8 München-Salzburg und A93 Rosenheim-Kiefersfelden planbarer zu machen, hat die Autobahn GmbH einen Fahrkalender entwickelt. Darin werden farbige Zeitfenster angegeben, in denen mit flüssigem Verkehr (grün) bis hin zu sehr starkem Verkehr (dunkelrot) gerechnet werden muss. „Ziel ist es, allen Verkehrsteilnehmern, vor allem aber Urlaubsreisenden, Speditionen, Tourismusbetrieben oder Busunternehmen, für die Planung ihrer Reisen frühzeitig die Möglichkeit zu geben, Fahrten in verkehrsgünstige Zeiträume zu legen oder sie zumindest auf ein erhöhtes Verkehrsaufkommen aufmerksam zu machen“, so ein Sprecher der Autobahn GmbH.