Heftiges Unwetter: Ryanair-Maschine im Sinkflug über der Region

von Redaktion

Nach schweren Turbulenzen setzt Maschine in Memmingen zur Sicherheitslandung an – Pilot fordert „medizinische Hilfe“ an

Rosenheim//Landkreis – Aufgrund des starken Unwetters am Mittwochabend (4. Juni) ist ein Flugzeug auf dem Weg von Berlin nach Mailand in starke Turbulenzen geraten. Bevor die Ryanair-Maschine in Memmingen eine sogenannte Sicherheitslandung durchführen konnte, überflog sie auch den Landkreis Rosenheim. Der Sinkflug begann westlich von Rosenheim, zuvor führte die außerplanmäßige Flugbahn insbesondere auch über Großkarolinenfeld, Kolbermoor und Bad Feilnbach, wie eine Rekonstruktion der Route auf dem Portal „flightradar24“ zeigt. Doch was war genau geschehen, und kam das Flugzeug den Landkreis-Kommunen womöglich gefährlich nah?

Prellungen
und Platzwunden

Bereits am späten Mittwochabend machten Medienberichte die Runde, wonach eine Passagiermaschine der Fluglinie Ryanair durch die Witterungsverhältnisse in Süddeutschland zu einer unplanmäßigen Landung im Unterallgäu gezwungen war. Polizeiangaben zufolge waren 179 Passagiere und sechs Crew-Mitglieder an Bord, berichtet etwa welt.de. Demnach seien die Turbulenzen derart heftig gewesen, dass acht Passagiere und ein Besatzungsmitglied verletzt worden seien. Unter anderem soll ein zweijähriges Kind Prellungen davongetragen haben, eine Frau etwa erlitt eine Platzwunde am Kopf, heißt es in dem Bericht. Auf OVB-Anfrage bestätigte nun ein Sprecher der Fluggesellschaft Ryanair, dass der Flug FR8 von Berlin nach Mailand am Mittwochabend aufgrund von Turbulenzen nach Memmingen umgeleitet wurde.

„Der Kapitän rief im Voraus nach medizinischer Hilfe, und die Maschine landete normal“, so Ryanair. Um die Passagiere so schnell wie möglich an ihr Ziel zu bringen, habe das Unternehmen noch in der Nacht einen Ersatztransport von Memmingen nach Mailand sowie am Donnerstagmorgen einen Ersatzflug organisiert, teilt Ryanair gegenüber dem OVB mit. „Wir entschuldigen uns aufrichtig bei den betroffenen Passagieren“, heißt es.

Zu genauen Details, die die Flugroute über den Landkreis Rosenheim betreffen, waren seitens der Fluggesellschaft keine Informationen zu erhalten. Ute Otterbein, Pressesprecherin der Deutschen Flugsicherung (DFS), erklärte indes auf Nachfrage, dass der Pilot selbst nach dem Durchflug von Turbulenzen entschieden hatte, dass er landen möchte. „Das ist keine Notlandung, das nennt man Sicherheitslandung“, so Otterbein.

Die Pressesprecherin fügt an: „Nach unseren Aufzeichnungen hat der Pilot unseren Lotsen gemeldet, dass er in Memmingen landen möchte und hat dies dann auch sicher getan.“ Auf die Frage nach einer möglichen Gefährdung für die überflogenen Gebiete, wie etwa Großkarolinenfeld, Kolbermoor oder Bad Feilnbach, erklärt Otterbein, dass ein Sinkflug generell notwendig sei, um an einem Flughafen zu landen – „der ist weder für die Passagiere noch für die Bevölkerung darunter gefährlich“. Dass der Weiterflug in Richtung Mailand nicht genehmigt wurde, liege im Zuständigkeitsgebiet des Luftamtes Südbayern, erklärt die Deutsche Flugsicherung.

Das Luftamt selbst betonte auf OVB-Nachfrage noch einmal, dass es sich bei der Landung der Ryanair-Maschine in Memmingen „nicht um eine Notlandung“ gehandelt hatte, da kein Notfall wie etwa der Ausfall von Flugzeugtriebwerken oder der Bordtechnik vorlag. Die Sicherheitslandung habe der Pilot rein vorsorglich eingeleitet, erklärt Wolfgang Rupp, Pressesprecher der Regierung von Oberbayern, zu der das Luftamt Südbayern gehört.

Deshalb ist klar: „Die Sicherheitslandung wurde nicht behördlich angeordnet, sondern vom Piloten eigenverantwortlich eingeleitet.“ Laut Rupp war ein unmittelbarer Weiterflug der Maschine nach der Sicherheitslandung in Memmingen aus mehreren Gründen nicht möglich.

Techniker
checkt Flugzeug

„Zum einen wäre ein solcher Start in den Zeitraum des allgemeinen Nachtflugverbots am Memminger Flughafen gefallen“, so der Pressesprecher. Die Maschine musste zum anderen vor einem Start durch einen Techniker von Ryanair „gecheckt“ werden. Dieser sei jedoch erst am gestrigen Donnerstagmorgen eingeflogen worden.

Die Wahl der konkreten Reiseroute und mögliche kurzfristig wetterbedingte Änderungen obliegen ganz generell den Piloten in Absprache mit der Airline, erklärt Rupp. Das Luftamt sei insoweit nicht eingebunden. „Hinweise, dass Gefahren für die Passagiere oder andere Personen bestanden, liegen dem Luftamt nicht vor“, betont Rupp.

Nicolas Bettinger

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