In der Region lebt es sich sicher

von Redaktion

Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd stellt seine Sicherheitsbilanz 2024 vor. Wie viele Straftaten wurden in der Region begangen, wie viele wurden aufgeklärt? Es lebt sich insgesamt sicher in der Region Rosenheim. Aber es gibt Handlungsbedarf. Und einen Bereich mit besonders hohem Risiko.

Rosenheim – Welche Ecken in der Region Rosenheim sind besonders gefährlich? Was tut oder lässt man besser im Landkreis? Oder ist das Land vor den Bergen noch halbwegs heile Welt? Frank Hellwig als Chef des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in Rosenheim hat im Sicherheitsgespräch für das Jahr 2024 ein insgesamt positives Bild gezeichnet. Es gebe weniger Verbrechen als im bayerischen Schnitt, auch die Aufklärungsquote sei höher. In der Region liegt sie bei 78,9 Prozent, bayernweit bei 67,9 Prozent. „Wir können uns sehen lassen“, sagte Hellwig.

Diese verhältnismäßig hohe Sicherheit erreichen die Polizeibeamten durch hohe Einsatzbereitschaft. Alle 15 Minuten rückt die Polizei in der Region aus. Im Schnitt sind es 93 Einsätze pro Tag. Eine hohe Zahl. Frank Hellwig trommelte dennoch für die Notruf-Initiative. „Ich kann nur appellieren: Wählt die 110. Wir rücken lieber einmal zu viel als einmal zu wenig aus.

Die Polizei mache, in Zusammenarbeit mit Behörden und Kommunen, einen guten Job. Ähnlich äußerte sich Landrat Otto Lederer. Wenn Innenminister Herrmann sage, dass es sich nirgendwo in Deutschland so sicher lebe wie in Bayern, „dann können wir sagen, in Rosenheim leben heißt noch sicherer leben“.

Was nicht heißt: absolut sicher leben. Auch im Landkreis Rosenheim verstoßen zu viele Menschen gegen zu viele Gesetze, das räumen die Beamten ein. 7922 Straftaten ohne ausländerrechtliche Verstöße registrierten die Beamten für die Region (521 Verstöße oder 6,2 Prozent weniger als 2023). Und sie sagen, was ihnen Kopfschmerzen bereitet. Ein Detail in der Jahresbilanz 2024: Unter der Gesamtbevölkerung von 268391 Einwohnern im Landkreis Rosenheim (ohne die kreisfreie Stadt) leben zwölf Prozent Ausländer. Sie stellen aber 39,9 Prozent der Tatverdächtigen. Herausgerechnet sind dabei Vergehen wie illegale Einwanderung. Ein beträchtlicher Teil der Delikte fällt auf geringfügigere Vergehen wie Schwarzfahren oder Ladendiebstahl. Viele Vergehen werden in der Enge von Gemeinschaftsunterkünften registriert. Allerdings gibt es auch Menschen mit besonderem Aggressionspotenzial. „Wir stellen fest, dass sich im Kontakt mit Menschen, die aus gescheiterten Staaten kommen, vielleicht aus Hunger oder Krieg, manchmal auch Konflikte ergeben“, sagte Frank Hellwig. „Das macht uns Sorgen.“

Und wo besteht sonst akuter Handlungsbedarf? Michael Siefener als stellvertretender Chef des Polizeipräsidiums erläuterte das anhand von Statistiken über Gewaltkriminalität, Sexualdelikte, Callcenter-Betrug, Rauschgiftdelikte, Einbrüche und Verkehrssicherheit. Sein Fazit ist überraschend: Die größte Gefahr verbreiten nicht unbedingt Kriminelle, sondern mitunter ganz normale Rosenheimer – hinterm Steuer eines Autos.

6689 Autounfälle zählte die Polizei 2024 im Landkreis. Das sind 361 oder 5,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Aber immer noch zu viele. Ebenso die Toten: 14 Menschen starben 2024 im Straßenverkehr (2023: 17). An allen möglichen Orten fühlten sich die Menschen sicherer als auf den Straßen, man habe sich mit dem Risiko dort offenbar abgefunden. „Doch wir finden uns nicht ab“, sagte Siefener. Die meisten Unfälle seien unnötig, sagte Siefener, sie seien etwa auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen.

Callcenter-Betrug liegt im Trend. 16 Festnahmen vermeldet die Polizei für 2024. Meist Laufburschen. Die Drahtzieher von Telefonbetrug sitzen oft im Ausland – etwa in der Türkei. Auf Beutezug gehen sie mit Anrufen in großem Umfang. Im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums waren vergangenes Jahr 2622 Versuche zu verzeichnen, 2,99 Prozent mehr als 2023. Dabei machten die Kriminellen 63-mal Beute, 50 Prozent häufiger als 2023 (41 Betrugsfälle). Die Gesamthöhe der Beute stieg von 1,2 Millionen Euro im Jahre 2023 auf 2,5 Millionen in 2024.

Eine erfreuliche Zahl vermeldet die Polizei auf dem Gebiet der Gewaltkriminalität. 2023 hatte die Statistik einen Zehnjahreshöchststand von 271 Delikten ausgewiesen: 2024 sank die Zahl um 20,3 Prozent auf 271. Darunter sind acht vollendete oder versuchte Tötungsdelikte.

Auf niedrigem Niveau bewegen sich die Zahlen bei den Einbrüchen. 43 Delikte zählte die Polizei 2024, gegenüber 44 im Jahr zuvor. Davon seien zwei Drittel im Versuchsstadium steckengeblieben, erläuterte Siefener. Das liege einerseits an Maßnahmen der Polizei zur Bekämpfung des Einbrecher-Unwesens, andererseits an Vorbeugung. Zudem hätten sich Kriminelle andere „Geschäftsmodelle“ wie Cyber-Betrug gesucht.

Sage und schreibe 14,9 Prozent Anstieg verzeichnet die Polizei im Landkreis Rosenheim auf dem Gebiet der Sexualstraftaten. 340 Delikte wurden 2024 gezählt, gegenüber 296 im Jahr zuvor. Alarmierende Zahlen, die der Erklärung bedürfen. In 37 Fällen der sexuellen Gewalt – Vergewaltigung oder Nötigung – ermittelte die Polizei 2023, 18 waren es 2024. Der weit überwiegende Teil der Delikte entfällt auf die Verbreitung „strafbarer pornografischer Inhalte“, vor allem von Kinderpornografie.

Fortsetzung auf Seite 10

Artikel 7 von 11