Karten-Frust bei den Starbulls-Fans

von Redaktion

Im Stadion der Starbulls Rosenheim werden viele beliebte Stehplätze in Sitzplätze umgewandelt. Der Aufschrei war groß. Jetzt gab es auf der Mitgliederversammlung Neuigkeiten, wie es in der nächsten Saison mit den Karten weitergeht. Was die Fans wissen müssen und welche Veränderungen noch fix sind.

Rosenheim – Die Welt rund um die Starbulls Rosenheim könnte zurzeit nicht heiler sein. Eine erfolgreiche DEL2-Saison gespielt, den Kader für das nächste Jahr mehr oder weniger zusammen und das Stadion wird immer moderner. Wenn es da nur nicht diese eine brisante Entscheidung gäbe, die seit Wochen für Diskussionen unter den Fans sorgt. Anfang Mai gab der Verein bekannt, dass die Stehplätze an einer der Längsseiten des Stadions – dort, wo manche Fans seit mehr als 50 Jahren die Spiele ihrer Mannschaft verfolgen – zur neuen Saison wegfallen. Stattdessen entstehen an der Stelle Sitzplätze – die teilweise mehr als das Doppelte kosten.

„Zu viert zahle ich
jetzt 160 Euro“

Wie groß die Sorgen einiger Fans sind, wurde auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung der Starbulls deutlich. „Wo sollen wir uns ab jetzt hinstellen, wenn zum Beispiel viele Gästefans erwartet werden?“, fragte eine Frau. Sie fühle sich ein wenig wie eine „Vertriebene“. Ein Familienvater wollte wissen, wie er sich in dieser Saison mehr als ein Spiel live im Stadion leisten kann. „Wenn ich zu viert mit zwei Kindern gehe, zahle ich ab jetzt 160 Euro – für ein Spiel“, betonte der Mann. Bislang sei er mit seiner elfjährigen Tochter im weggefallenen Stehplatzbereich gestanden. Auch wegen der guten Sicht für Kinder dort.

Die übrig gebliebenen Stehplatzbereiche seien allerdings nichts für Kinder. „Ich brauche mich mit meinem Kind nicht in die Kurve zu stellen, wo es Bierduschen, Gehüpfe und ein Gequetsche gibt“, sagte er. Die Folge daraus sei, dass er nicht wisse, ob seine Tochter heuer noch mitgehen kann. So könne er das Argument, dass die Umwandlung Familien helfen soll, besser einen Platz zu finden, nicht nachvollziehen. Vielmehr brauche es eine Familienkarte oder sogar einen eigenen Block für Familien.

Es sind Argumente, die Marcus Thaller, Vorstandsvorsitzender der Starbulls, nachvollziehen kann. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, die war emotional“, gestand er. Fakt sei aber auch, dass die Auslastung der Sitzplätze im Rofa-Stadion seit Jahren bei 100 Prozent liege, bei den Stehplätzen seien es 75 Prozent. „Das stellt uns vor Herausforderungen, weil es zum einen um die direkten Einnahmen aus den Verkäufen der Sitzplatzkarten geht, aber auch um die indirekten Einnahmen“, sagte Thaller. Ohne Sitzplätze sei es schwer, neue Sponsoren zu finden, da diese auch gerne einen Sitzplatz hätten, wenn sie in den Verein hohe Summen investieren.

Ohne dieses „frische“ Geld sei es schwierig, wirtschaftlich Schritt oder auch den „Status quo“ in der Liga zu halten. Unter anderem, da die Kosten für die Spieler um zehn bis 15 Prozent pro Jahr nach oben gehen. Schließlich wolle man sich sowohl sportlich als auch wirtschaftlich mit den Konkurrenten zum Beispiel aus Düsseldorf oder Krefeld messen. „Heißt, wir sind jedes Jahr aufs Neue gezwungen und in der Verantwortung, den Verein bestmöglich und stabil hinzustellen“, betonte Marcus Thaller. „Wenn es nicht um so viel Geld gehen würde, dann hätten wir die Entscheidung mit Sicherheit auch nicht getroffen.“

Mit der Umwandlung der Steh- in Sitzplätze können ab der nächsten Saison auch rund 200 Sitzplätze in den Tageskartenverkauf gehen, erklärte der Starbulls-Chef. Davon seien 75 Prozent für die Kategorien eins und zwei, der Rest für die günstigere Kategorie drei. Auch arbeite der Verein an rund 80 Plätzen speziell für Familien in einem Stadionblock, berichtete Sponsoring-Leiter Darwin Kuhn. Der veränderte Gästeblock bietet in Zukunft Platz für 400 Fans. In Ausnahmesituationen – wenn andere Vereine mit Sonderzügen anreisen – könne dieser aber erweitert werden.

Erweitert werden soll das Stadion auch im Bereich des Vorbaus auf der Seite der beiden Haupteingänge. Dort, wo sich aktuell die Marc O’Polo Lounge befindet, ist eine Aufstockung geplant – unter anderem mit weiteren exklusiven Logen. „Eigentlich sollten im Mai die Bagger kommen“, berichtete Marcus Thaller. Im Januar sei aber festgestellt worden, dass „in der Planung nicht alles zufriedenstellend war“. „Wir haben hier klar gesagt, wir werden mit Sicherheit keinen Schnellschuss machen, sondern das muss durchdacht und sauber geplant sein und den Wünschen vom Verein und den Nutzen des Vereins Sorge tragen“, machte der Vereinsvorsitzende deutlich.

Die Folge sei eine komplette Neuplanung gewesen. Genauso habe es eine neue Baugenehmigung gebraucht. „Die liegt mittlerweile vor“, verkündete Thaller. Wann es genau mit dem Bau losgeht, konnte er aber noch nicht verraten.

Für den Sommer seien zumindest die Fundamentarbeiten geplant. Fix ist hingegen, dass zur neuen Saison in Zusammenarbeit mit der Stadt die Soundanlage im Stadion „optimiert wird“. „Ich glaube, jeder hat es gehört oder auch nicht gehört, dass hier Optimierungsbedarf besteht und das konnte jetzt kurzfristig erreicht werden“, sagte der Vorsitzende.

Die Umbauten am Stadion und im Stadion sind allerdings nicht die einzigen Veränderungen im Verein. Auch personell stellt sich der Verein neu auf, was die erste außerordentliche Mitgliederversammlung erst notwendig machte. Fast einstimmig – eine Enthaltung – wurde Stephan Gottwald, ehemaliger Kapitän der Starbulls, als Dritter Vorsitzender bestätigt. Und auch einen Vierten Vorsitzenden hat der Rosenheimer Eishockeyverein ab sofort: Raphael Bernegger – 15 Spiele für die erste Mannschaft – wurde mit großer Mehrheit in das Amt gewählt.

Kinder sollen
Profis werden

Die beiden „Neuen“ im Vorstand sollen sich insbesondere um den Nachwuchs der Starbulls kümmern. „Ziel ist es, die Kids so auszubilden, dass sie später bei uns bei den Profis spielen und nicht irgendwo anders. Das schreiben wir uns auf die Fahne“, machte Gottwald klar.

Mit all diesen Veränderungen wollen sich die Starbulls für die kommenden Jahre rüsten – auch, um die sportlichen Ziele zu erreichen. Es gehe darum, sich in der DEL2 dauerhaft und wirtschaftlich zu etablieren, sagte Marcus Thaller. Ein konkreteres Ziel äußerte der Starbulls-Chef am Ende aber doch noch. Genauer gesagt für das Jahr 2028, das 100-jährige Jubiläum des Eishockey-Standorts Rosenheim. „Bis dahin wollen wir so weit sein, dass wir um den Aufstieg in die DEL mitspielen können“, sagte Thaller.

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