Oberbergkirchen – Das Großfeuer in Oberbergkirchen ist gelöscht, vier Familien haben in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ihr Zuhause verloren. Zehn Menschen wurden von den Flammen aus dem Schlaf gerissen, stehen vor einer ungewissen Zukunft. Drei der vier betroffenen Häuser sind nicht mehr bewohnbar.
„Den Leuten geht es den Umständen entsprechend gut“, berichtet am gestrigen Freitag Bürgermeister Michael Hausperger den OVB-Heimatzeitungen. Insgesamt sind sieben Erwachsene und drei Kinder betroffen. Eine Tochter stehe mitten in den Abschlussprüfungen, müsste eigentlich viel lernen. „Da haben sich die Eltern die größten Sorgen gemacht.“
Familien sind
vorerst versorgt
Derzeit seien die Familien bei Verwandten und ihren erwachsenen Kindern in der Region untergekommen, sagt Hausperger. Falls sie in nächster Zeit eine Wohnung brauchen, hätten die Gemeinde und Landrat Max Heimerl Hilfe angeboten. „Sie wissen, dass sie jederzeit auf die Gemeinde zukommen können.“ Das Feuer war in der Nacht vermutlich in einer Doppelgarage ausgebrochen, in der ein E-Auto und ein Hybridauto standen. Bürgermeister Hausperger vermutet, dass die Temperatur des anfänglichen Feuers schon sehr stark angestiegen war, als schließlich die Scheiben barsten und die Flammen mit dem Sauerstoff neue Nahrung bekamen. „Dann ist es blitzschnell gegangen“ und die Flammen griffen auf die benachbarten Dachstühle über. „Als die Feuerwehren kamen, war es schon ein Vollbrand.“ Es habe nur eine Viertel- bis halbe Stunde gebraucht, „bis alles in Flammen stand“, wohl auch, weil es windig war.
Hausperger hatte das Feuer schon von seinem rund zwei Kilometer entfernten Haus aus gesehen. Er war sofort auf den Beinen. „Da muss man funktionieren. Da kommt man nicht zum Denken.“ Ebenso die Nachbarn, 14 Feuerwehren, die Polizei, Malteser, BRK und THW. Sie alle packten an.
„Die Nachbarn haben sofort angeboten, das Wasser aus ihren Pools und Teichen zu nutzen. Die Feuerwehr musste den Saugschlauch nur über den Gartenzaun hängen“, erzählt Hausperger. Er selber habe seine Mitarbeiter sofort angewiesen, die Pumpe im Trinkwasserbrunnen mit „voller Power“ laufen zu lassen, damit der Hochbehälter mit seinen 300 Kubikmetern nicht leer laufe, wenn die Feuerwehren ihn anzapfen. Auch der Dorfteich wurde genutzt. „Der Einsatzleiter war hervorragend“, bilanziert Hausperger. Alle hätten angepackt und geholfen, wo sie konnten. Auch jetzt gebe es von der Gemeinde und von jedem aus dem Dorf noch alle erdenkliche Hilfe – und wenn es einfach nur eine Kabeltrommel ist, damit es wieder Strom gibt.
Die betroffenen Familien hätten vor rund 30 Jahren in der Siedlung gebaut und sich aktiv in das Dorfleben eingebracht, berichtet Hausperger. „Das tut weh. Zuerst baut man, dann muss man sparsam sein und dann richtet man doch wieder was neu her. Und im Endeffekt ist jetzt eigentlich alles zunichtegemacht, was man sich die letzten Jahre aufgebaut hat. Das ist schon tragisch.“ Die Betroffenen würden momentan auch einfach funktionieren und müssen viel organisieren, seien wohl wieder „etwas gefasster“ als in der Brandnacht, berichtet Hausperger. „Sie müssen schauen, wie es weitergeht. Die haben ihre Heimat verloren.“
Gutachter und
Versicherung gefragt
Dazu gehört es, die Schäden möglichst schnell aufzunehmen und zu bewerten. Am Freitag seien schon die ersten Gutachter vor Ort gewesen, berichtet Hausperger. Die Polizei bezifferte den Schaden in ihren ersten Schätzungen auf über eine Million Euro.
Wie lange es dauert, bis der Wiederaufbau beginnt, lasse sich noch nicht abschätzen, sagt Bürgermeister Hausperger. „Sie brauchen wieder ihre Heimat. Wir hoffen, dass die Versicherungen auch dementsprechend anständig mit dem Ganzen umgehen.“ Jörg Eschenfelder