„Brutal“: Feuerwehr muss Gaffer bei Rettungseinsatz bändigen

von Redaktion

Erfolgreich um das Leben eines 72-jährigen Schwimmers gekämpft – Kommandant in Seeon-Seebruck fassungslos

Seebruck – Es waren wohl Wassersportler, die am vergangenen Samstag den 72-Jährigen in akuter Not in der Nähe des Strandbades fanden. So berichten es Augenzeugen. Die Seebrucker Wasserwacht rückte aus, den Mann in Not zu retten. Rettungswagen und die Feuerwehr Seebruck eilten hinzu, der Rettungshubschrauber wurde alarmiert.

Während die Aktiven der Wasserwacht von dem Moment an, als sie den Mann an Bord hatten, mittels Herzdruckmassage um das Leben des 72-Jährigen kämpften und den Kampf nach Aussagen von Augenzeugen auch bis in den Hafen nicht aufgaben, waren Sanitäter und Feuerwehr damit beschäftigt, einen Sichtschutz vor dem Hafenwirt aufzubauen. Und die Zufahrt Richtung Hafen/Hafenwirt/Strandbad zu sperren.

„Es war brutal“, sagt Martin Niedermaier, Kommandant der Seebrucker Feuerwehr, der mit seiner Mannschaft zwischen 15.30 und 16 Uhr vom Tag der offenen Tür bei den Seeoner Kameraden weggeholt worden war.

Solche Mengen an Schaulustigen habe er in seiner Feuerwehrzeit noch nicht erlebt. Es war Traumwetter, dementsprechend war viel am, im und auf dem Chiemsee los. So weit, so verständlich. Wo dann aber das Verständnis des Feuerwehrkommandanten aufhört: Die Dutzenden Handys, die auf das Geschehen gerichtet waren, möglichst nahe heran zu halten. Die 25 Aktiven der Seebrucker Wehr hatten alle Hände voll zu tun, die Schaulustigen – darunter eine Hochzeitsgesellschaft – von dem Verunglückten und seinen Rettern fernzuhalten. Glücklicherweise mussten sie bei der Betreuung des Mannes, der vermutlich einen Schwächeanfall erlitten hatte, kaum eingreifen, ihn nur vom Boot der Wasserwacht in den bereitstehenden Rettungswagen bringen. „Die Absperrung gegen die Gaffer war für uns das viel größere Problem“, ärgert sich Niedermaier noch einen Tag später über die Rücksichtslosigkeit der Zuschauer.

Unter den ungewollten Zuschauern war zufällig auch eine OVB-Redakteurin, die ob des ganzen Trubels auf ihrem Segelboot festsaß. Nur ein paar Meter von dem Fleck weg, auf dem „Christoph 14“, der Rettungshubschrauber, „auf einem winzigen Grünstreifen“ neben den Tennisplätzen, direkt am Seeufer landete.

Wo der Mann herkam und ob er noch lebt, darüber gab es zunächst widersprüchliche Angaben. Die eine Polizeistelle sagte „er hat‘s überlebt“, die andere „er hat‘s nicht überlebt.“ Dann stellte sich heraus, dass es am Samstag in Seebruck gleich zwei Einsätze mit zwei Männern Anfang 70 gab. Der Mann aus dem Landkreis Landshut, dessen Zustand den Einsatz des Rettungshubschraubers auslöste, überlebte seinen Schwächeanfall nicht. Ein 72-Jähriger aus dem nördlichen Landkreis Rosenheim hingegen, der im weiteren Verlauf des Nachmittags aus dem Chiemsee gerettet wurde, überlebte.Sylvia Hampel.

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