Fragen nach Unfallserie von Senioren in der Region

von Redaktion

Ein Todesopfer, hoher Sachschaden – Hitze in Kombination mit Alter und Verkehrsaufkommen ursächlich?

Grabenstätt/Altenmarkt/Bad Heilbrunn – Drei Senioren, drei schwere Verkehrsunfälle in der Region am Freitag und Samstag – ohne offensichtliche Beteiligung von anderen Verkehrsteilnehmern. Liegt es am Hitzewetter in Kombination mit dem Alter? Die schreckliche Unfallserie beginnt ausgerechnet am Freitag, den 13., in Grabenstätt. Ein 85-jähriger Münchner verliert während der Fahrt in seinem Mercedes kurzzeitig das Bewusstsein und kracht ohnmächtig gegen eine Hauswand. Er hat offenbar Glück im Unglück – äußere Verletzungen sind nicht zu sehen, trotzdem wird er ins Krankenhaus eingeliefert.

Am Samstag folgen zwei weitere Unfälle mit noch schlimmeren Folgen, mit ähnlichem Muster. Um 17.30 Uhr kommt ein 74-Jähriger aus dem Landkreis Traunstein mutmaßlich wegen eines medizinischen Notfalls auf der B304 in Richtung Stein an der Traun von der Straße ab. Er kracht mit seinem BMW offenbar ungebremst gegen zwei geparkte Autos, einen Fahnenmast und eine Straßenlaterne. Der Mann wird schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.

Trauriger Tiefpunkt ist der Tod einer 84-jährigen Seniorin aus Lenggries. Gegen 17.40 Uhr fährt sie auf B472 von Bichl kommend in Richtung Bad Heilbrunn. Zwischen Untersteinbach und Unterenzenau kommt sie aus noch ungeklärter Ursache alleinbeteiligt von der Fahrbahn ab. Hochkatapultiert von einer Feldeinfahrt überschlägt sich ihr Pkw und bleibt auf dem Dach liegen. Die Fahrerin zieht sich dabei so schwere Verletzungen zu, dass sie noch an der Unfallstelle verstirbt.

Drei Unfälle binnen etwa 30 Stunden in unserer Region. Es herrscht an diesen Tagen große Hitze und es sind jeweils Senioren beteiligt. Der Schluss liegt nahe, dass ein Zusammenhang zwischen den Faktoren Wetter und Alter besteht. „Man könnte das mutmaßen. Natürlich haben es ältere Leute bei so heißem Wetter gesundheitlich schwerer. Trotzdem muss jeder Einzelfall hinterfragt werden“, sagt ein Sprecher der Polizeiinspektion Traunstein am Sonntag dem OVB.

Neben der Hitze und dem Alter verweist der Beamte auch auf das höhere Verkehrsaufkommen in der Region: „Zweifelsohne sind mehr Leute auf den Straßen unterwegs, auch Radfahrer. Da kommt es natürlich auch zu mehr kritischen Situationen.“ Ein Fahrrad ist nach bisherigen Erkenntnissen freilich nur in den ersten Unfall in Grabenstätt involviert. Zum Glück nur indirekt – es lehnt an der Hauswand, wo der ohnmächtige Fahrer einschlägt, und wird zerstört.

Beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd will man ebenfalls keine pauschalen Urteile fällen. „Es kann sein, dass es das Hitzewetter ist, bei dem nicht nur ältere Leute unachtsam werden. Es kann in manchen Fällen aber auch nur eine Kleinigkeit sein, dass man abgelenkt ist“, sagt der Sprecher auf OVB-Anfrage. Bei aufsehenerregenden Unfällen wie in den vergangenen Tagen gebe es eine Berichtspflicht der Polizeiinspektionen. Die dramatische Häufung könne auch „purer Zufall“ sein – echte Erkenntnisse könne nur die langfristige Auswertung von Statistiken geben.

Fest steht nur der materielle Schaden. In Grabenstätt wird der Sachschaden am Pkw auf 3000 Euro geschätzt. Das Auto musste von einem Abschleppdienst geborgen werden. Das demolierte Fahrrad dürfte etwa 1000 Euro wert gewesen sein. Der Sachschaden an der Hauswand und am Fahrbahnbelag wird derzeit mit insgesamt 2000 Euro beziffert. Beim Unfall nahe Altenmarkt dürfte ein Gesamtschaden von 60000 Euro entstanden sein. Den gesundheitlichen Zustand des schwer verletzten Mannes bezeichnet die Polizeiinspektion Trostberg am Sonntag als „unverändert“.

Die Schadenshöhe beim Unfall bei Bad Heilbrunn beträgt etwa 10000 Euro – doch das wird mit Blick auf den Tod der Seniorin zur absoluten Nebensache. Lars Becker

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