Rosenheim – 50 Jahre alt wäre Shahzada Dawood 2025 geworden. Doch im Juni 2023 endete sein Leben abrupt: Er starb, als das Mini-U-Boot „Titan“ nur wenige hundert Meter vom Wrack der „Titanic“ implodierte. Mit ihm starb sein Sohn Suleman (19).
Vor genau zwei Jahren ereignete sich das Drama. Um ihren Gatten und Sohn trauert noch immer Christine Dawood. Die gebürtige Rosenheimerin hat ihren beiden Lieben berührende Worte gewidmet.
Christine Dawood
verlor Mann und Sohn in der Tiefe
„Du warst mein Ein und Alles – mein Alles“, schrieb die Rosenheimerin kürzlich auf Facebook im Gedenken an Ehemann Shahzada. „Alles Gute zum Geburtstag, Shay, meine Liebe so tief. In den Armen der Erinnerung halte ich deine Seele.“
Ihr Ehemann werde für immer 48 Jahre alt bleiben, „eingefroren in der Zeit“. Auch an ihren verstorbenen Sohn richtet sie bewegende Worte. „In jedem Flüstern des Windes spüre ich deine Umarmung. Du bist mein Engel, der auf mich schaut, in der warmen Zärtlichkeit des Sonnenscheins.“
Die „Titan“ hatte am 18. Juni 2023 um vier Uhr morgens ihren langen Weg in die lichtlose Tiefe des Atlantik angetreten. Ziel der Tauchfahrt: das Wrack der legendären „Titanic“ in 3800 Metern Tiefe. Doch wenige Minuten vor sechs Uhr morgens brach der Kontakt ab. Unmittelbar danach begann die Suche nach dem Klein-U-Boot.
Schiffe der US-Navy wie auch der kanadischen Marine liefen aus, Flugzeuge der Küstenwachen suchten das Meer vor Neufundland ab. „Wir waren alle so voller Hoffnung“, erklärte Christine Dawood kürzlich in einem Interview. „Wir dachten nicht daran, dass sie schon gegangen sein könnten.“ Bis zum Morgen des 22. Juni 2023 hätte der Luftvorrat im Mini-U-Boot reichen können. Allerdings hatte ein Schiff der Navy bereis am 18. Juni ein Geräusch aufgefangen, das dem Krachen glich, mit dem ein Unterwasser-Fahrzeug vom Gewicht des Wassers schlagartig zerdrückt wird. Vermutlich markierte dieses Geräusch das Ende der „Titan“ und ihrer fünf Passagiere. „Ich hatte Hoffnung, bis wir diese 96-Stunden-Marke hinter uns ließen“, erzählt Christine Dawood in dem besagten Interview. Kurz darauf habe sie eine Nachricht an ihre Familie abgesetzt, „ich sagte Ihnen, dass ich mich aufs Schlimmste vorbereite“. Tochter Alina, an der Seite ihrer Mutter an Bord des Forschungsschiffs, von dem aus die „Titan“ gestartet war, hoffte weiter – bis die Küstenwache anrief und mitteilte, dass man Trümmer auf dem Meeresgrund gefunden habe.
Seitdem trauert die Ehefrau und Mutter. Die US-Behörden haben ihre Untersuchungen weitgehend abgeschlossen. Und Vorwürfe gegen den Eigner und Entwickler der „Titan“ erhoben. Unter anderem habe Richard Stockton Rush, Gründer des „Titan“-Unternehmens „Ocean Gate“, besorgniserregende Zwischenfälle und Pannen bereits vor der Tragödie heruntergespielt. Allerdings starb Rush selbst bei der Katastrophe im Atlantik.
Christine Dawood bleibt die Erinnerung an Sohn und Ehemann. Und an die lichterfüllten Minuten vor dem Gang in die Tiefe. „Wir umarmten und witzelten noch“, erzählt sie, „weil Shahzada wirklich so aufgeregt war.“ Diese Fähigkeit, sich wie ein Kind zu freuen, sei eine echte Stärke ihres Mannes gewesen. Auch Suleman habe sich so auf den Ausflug gefreut.
Eigentlich sei abgemacht gewesen, dass sie mit ihrem Mann zur „Titanic“ reisen werde. „Ich trat einen Schritt zurück und überließ den Platz meinem Sohn, weil er sich so sehr wünschte mitzufahren.“