Hürdenlauf und lange Wartezeiten

von Redaktion

Unterwegs mit der Bundespolizei – Die harte Realität der Zugkontrollen an der Grenze

Rosenheim/Kufstein – Kurz nach Mittag, 13.20 Uhr. Rainer Scharf, Pressesprecher der Bundespolizei Rosenheim, steigt am Rosenheimer Bahnhof in die Regionalbahn in Richtung Kufstein. Der Zug ist gut gefüllt, aber noch nicht überfüllt, wie man es zu den Pendlerzeiten gewohnt ist. Immer wieder piept sein Funkgerät. Manchmal hört man zwischen Rauschen und Knacken auch Scharfs Kollegen einen Standort durchgeben. „So weiß die Zentrale immer Bescheid, wer gerade wo unterwegs ist“, erklärt er. Dass das durchaus sinnvoll ist, wird sich später noch zeigen.

Herausforderungen
für das Personal

Scharf ist nicht der einzige Bundespolizist, der an diesem Tag mit dem Zug unterwegs ist. Täglich fahren seine Kollegen zwischen Rosenheim und Kufstein oder Salzburg hin und her. Neu ist das in der Region nicht. Die Grenze zu Österreich wird schließlich schon seit zehn Jahren kontrolliert. Seit dem 7. Mai besteht allerdings eine „Personalintensivierung“, sagt Scharf. Besonders um die Nebenübergänge zu überwachen.

An der Haltestelle in Kiefersfelden steigen die ersten beiden Polizisten in den Zug. Sie fahren lediglich bis nach Kufstein, um dann die von dort aus fahrende Regionalbahn zurück in Richtung Kiefersfelden zu kontrollieren.

Auch in den Regionalbahnen wird intensiv kontrolliert. Dadurch ist auch die Chance, nach einer Zurückweisung bei einem zweiten Einreiseversuch nach Deutschland erwischt zu werden, deutlich höher. Ab Kufstein wollten die Beamten eigentlich einen aus Italien kommenden Railjet zurück nach Rosenheim besteigen. Doch auch sie sind machtlos: Die Anzeigetafel meldet 80 Minuten Verspätung. Also Planänderung und ab zurück in die Regionalbahn nach Flintsbach – zu den Kollegen von vorhin. Dort geht es dann wieder in die nächste Bahn in Richtung Kufstein. Der Zug wird gründlich kontrolliert. Allerdings muss nicht jeder seine Papiere vorzeigen. „Wir kontrollieren nur stichprobenartig“, erklärt einer der Polizisten. Nicht alle Fahrgäste haben dafür Verständnis. Zwei junge Leute müssen ihren Aufenthaltstitel nachweisen. Ihre Sitznachbarn werden nicht kontrolliert. Die Beamten gehen weiter Richtung Lok. Empört ruft ihnen die junge Frau anschließend auf Englisch nach: „Haben Sie jetzt nur uns gefragt?“

„Manchmal sind die Leute von den Maßnahmen überrascht“, erklärt einer der Polizisten. „Beschwerden gab es aber noch keine.“ Die übrige Kontrolle verläuft ereignislos. Auch eine Kindergartengruppe befindet sich im Zug. Als die Beamten vorbeilaufen, wird es plötzlich mucksmäuschenstill. Mit großen, staunenden Augen beobachten die Kinder die Beamten und flüstern ehrfurchtsvoll: „Oh, die Polizei.“ Am Gleis in Kufstein wartet bereits eine andere Streife auf den verspäteten Zug aus Italien.

Die Polizisten, die diese Bahn eigentlich kontrollieren wollten, sind längst wieder abgezogen. Denn inzwischen hat der Railjet knapp zweieinhalb Stunden Verspätung. Auch das ist die Realität der Bundespolizei: warten und sich die Beine in den Bauch stehen. Denn auch unpünktliche Züge gehören zu ihrem Alltag.

Als der Zug dann endlich einfährt, muss es schnell gehen. Sobald die Grenze überquert ist, startet die Kontrolle. Der Zug ist voll, fast schon überfüllt. In den Gängen sitzen Menschen, liegen Koffer und Rucksäcke. Es hat etwas von einem Hürdenlauf, den die Beamten auf ihrem Weg durch den Zug absolvieren.

„Das sind die Rosenheim- Cops“, sagt ein Fahrgast lachend, als die Bundespolizisten ihn passieren. Schnellen Schrittes überprüfen sie die Abteile, ehe sie in einem Zugteil stoppen. „Federal Police, border control, your passports please“, sagt ein Polizist. Der andere wiederholt die Aufforderung auf Deutsch. Die meisten Fahrgäste haben ihre Dokumente schnell parat. Manch einer muss aber zunächst in seinem Gepäck wühlen, bis er alle Dokumente beisammen hat. Bei Stichproben stellen die Polizisten keine unerlaubten Einreisen fest. Wen sie kontrollieren, entscheiden sie aus dem Bauch heraus.

„Man bekommt
ein Gespür dafür“

„Man bekommt irgendwann ein Gespür dafür“, erklärt einer der beiden Polizisten. „Oft erkennt man es auch schon daran, wie die Leute auf uns reagieren.“ Kaum am anderen Ende des Zuges angekommen, wird auch schon der nächste Halt angesagt: Rosenheim. Dort steigen die Polizisten wieder aus – und machen sich erneut auf nach Kufstein.

Entwicklungen bei den Grenzkontrollen

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