Star-Wars-Socken, Waldi und eine Spitze

von Redaktion

So heiß war Markus Söders Radl-Show gestern am Chiemsee

Grabenstätt/Gstadt – Die CSU lud gestern zu einer Radl-Tour mit Markus Söder am Chiemsee – und einige kamen sogar von ganz weit her. Bayerns Ministerpräsident erfüllte die Erwartungen, ob nun am Rednerpult oder als Showtalent. Auch in Sachen Kritik an der Bundespolitik in Berlin.

Kurz bevor das Landesoberhaupt auf dem Grabenstätter Marktplatz erscheinen soll, lassen ein paar Schaulustige schnell noch ein Foto von sich auf dem Rednerpult mit dem Söder-Porträt im Hintergrund machen. Vermutlich unter dem Titel: einmal Bayerischer Ministerpräsident sein. Sogar ein Storch fliegt neugierig über den Schauplatz, der voll mit erwartungsfreudigen Radlern ist.

Volksnähe in
Wahlkampf-Zeiten

Die meisten sind schon grau und älteren Semesters, es gibt aber auch ein paar junge Fans von Markus Söder. Schließlich nutzt der längst die Chancen der sozialen Medien nicht nur mit seinem Foodblog #söderisst. Auch diese „Radl-Tour mit Markus Söder“ am Chiemsee ist auf Volksnähe angelegt. Es sind schließlich Wahlkampf-Zeiten im Landkreis Traunstein, Martin Lackner möchte bei der Wahl am 29. Juni gern Nachfolger des nach Berlin abgewanderten populären Traunsteiner Landrats Siegfried Walch werden.

Beide stehen neben Markus Söder auf dem Podium, als dieser schließlich bei strahlendem Sonnenschein und heißen 30 Grad durch ein Meer von Selfiejägern die Bühne betritt. Die jungen Fans neben dem Podium registrieren als Erstes begeistert, dass der Ministerpräsident lustig-bunte Star-Wars-Socken trägt. Die älteren lauschen lieber den launigen Worten von Bayerns Nummer 1.

Mit den Worten „Willkommen in der schönsten Region Bayerns, Deutschlands und der Welt“ liefert Walch das passende Entree. Und der im dunkelblauen Sportdress mit Bayern-Signet und kurzen Radlhosen gekleidete Söder nimmt die Vorlage dankbar auf.

„Der Traumsee meiner Kindheit“ sei der Chiemsee gewesen, hat er ins Goldene Buch der Gemeinde Grabenstätt geschrieben. Und er legt gleich noch eine Liebeserklärung an die Region drauf: „Der Chiemsee ist der schönste See.“

Er verbinde perfekt das „Panorama der Berge mit Platz und Luft zum Atmen“. Schon als Kind sei er mit seinen Eltern im Urlaub in Aschau im Chiemgau gewesen und habe das bayerische Meer lieben gelernt.

Diesem Herzenbekenntnis folgt ein scharfer Seitenhieb gegen die Bundespolitik in Berlin – auch wenn die inzwischen federführend von Bundeskanzler Friedrich Merz und seiner CSU mitgestaltet wird. „Bayerns Seele liegt im ländlichen Raum. In jedem bayerischen Dorf steckt mehr Verstand als im Berliner Regierungsviertel“, poltert Söder.

Auf den zarten Hinweis von Walch, dass sich das jetzt seit dem Regierungswechsel von der Ampel zur GroKo geändert habe, meint der Ministerpräsident nur, dass er sich da noch nicht ganz so sicher sei.

Der ehemalige Traunsteiner Landrat, der sich nun als Bundestagsabgeordneter seine Sporen in der großen Politik verdient, erinnert Söder manchmal an sich in früheren Zeiten: „Der Siggi ist ein großes politisches Talent und hat eine große Zukunft vor sich.“ Vielleicht ja irgendwann als Nachfolger von Markus Söder in der Rolle als Bayerns Ministerpräsident?

An diesem Nachmittag behält Söder aber das Zepter klar in der Hand. Mit Blick auf die schwierige Weltlage mit den Kriegen zwischen Ukraine/Russland und Iran/Israel fördert Söder die Menge auf, nicht in Depression zu verfallen: „Es gibt keinen Anlass zur Angst. Wir leben im schönsten Bundesland Deutschlands und mein Ziel ist, dass das so bleibt.“ Das Erfolgsgeheimnis Bayerns sei die Mischung aus „Laptop und Lederhose“ und „Innovation und Tradition.“ Dann vergibt er fünf Radlhelme im bayerischen Blau-Weiß an Glückliche aus dem Publikum und macht sich selbst auf zu seinem schwarzen Mountainbike. Natürlich mit Elektro-Antrieb, schließlich müssen in der glühenden Hitze über 20 Kilometer bis nach Gstadt bewältigt werden und im Ziel warten weitere Kameras. Bevor es jedoch losgeht auf der Tour, macht Söder noch ein letztes Selfie – mit einer Frau und ihrem stolzen Hund Waldi.

„Entspannt ins
Gespräch kommen“

Dann schwingt sich Söder aufs Rad und an die Spitze des Pelotons mit etwa 200 Followern, das zuvor mit kostenlosen isotonischen Getränken versorgt worden ist. Ganz vorn neben dem Ministerpräsidenten fährt ein Mann im Liegefahrrad mit blauem Piraten-Kopftuch und Beinprothese. Eine lange Schlange mit Polizei-Eskorte voran setzt sich in Bewegung, vorbei an (halb)nackten Badenden, auf dem Weg auf die andere Seite des Chiemsees. Mit dem Ziel, mal „so richtig entspannt ins Gespräch zu kommen“ (Lackner).

Im Ziel warten nach etwa eineinhalb Stunden Fahrzeit neben einem Ball mit CSU-Logo eine deftige Brotzeit mit drei Schnittlauchbroten samt Radi und ein kaltes Getränk auf Kosten der Partei des Ministerpräsidenten. Auch Markus Söder, der während der Fahrt locker mit ein paar Mitradlern geplaudert hat, setzt sich an die extra aufgebauten hölzernen Biertische direkt am Chiemsee und lässt sich sein Bier schmecken.

Ein paar Tische entfernt sitzt Lucca im Deutschland-Fußball-Trikot. Er kommt aus Sandhausen bei Heidelberg und ist um 5 Uhr morgens früh in den ICE gestiegen, um Söder live zu erleben.

Das Geld war es ihm wert. „Ich finde den Typen witzig. Er sagt ehrlich, was er denkt, das ist in der heutigen Zeit faszinierend“, so der 20-Jährige zum OVB: „Es war heiß, aber ich fand die Radltour echt cool.“

Geredet habe Markus Söder wegen der Vielzahl der Radfahrer nicht mit ihm, „aber ich habe ein Selfie mit ihm.“ Was will man mehr?

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