Rosenheim/Dachau – „Wir haben irgendwie einen Nerv getroffen”, sagt Martin Echter im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen und klingt dabei selbst noch überrascht. Und das, obwohl der junge Grundschullehrer mittlerweile ein ganzes Unternehmen auf diesen „Nerv“ aufgebaut hat. Mithilfe einer App will er, zusammen mit seinen beiden Mitgründern Baris Özkan und Manuel Ledutke, das tägliche Leben in Kitas digitalisieren.
Kampf gegen
den Zettelsalat
Das bedeutet nicht, dass künftig schon alle Kleinkinder auf Tablets herumdrücken sollen, sondern dass speziell die Betreuer und Eltern einfacher miteinander kommunizieren können. „Denn bisher läuft das alles über eine gefühlt unendliche Anzahl an Listen”, meint Echter. Von der Anwesenheit der Kinder über die Dienstpläne bis hin zur Organisation eines Grillfestes: „Da habe ich auch schon ausgedruckte Zettel am Aushang gesehen, wo draufstand, wer den Nudelsalat mitbringt.” All das soll mit einer App unkomplizierter werden. „Wir haben mit einigen Kitas zusammengearbeitet und nach und nach die wichtigsten Funktionen herauskristallisiert“, beschreibt Manuel Ledutke, der IT-Spezialist der drei Gründer. Im besten Fall braucht es dann keine Whatsapp-Chats, Facebook-Gruppen oder Aushänge am Schwarzen Brett mehr.
Die Kinder können zum Beispiel über die Software morgens krankgemeldet werden. Es gibt Anwesenheitslisten, Speisemenüs, Dienstpläne und Schließzeiten. „Dank einer KI funktioniert das auch in 33 Sprachen”, fügt Ledutke hinzu.
Und das Konzept der erst im Februar 2025 offiziell gegründeten Firma „L3D1 Solutions” scheint zu funktionieren. Was im Landkreis Dachau begann, wird mittlerweile an rund 100 Kitas in ganz Deutschland integriert – auch in der Region rund um Rosenheim. „Wir haben Kontakt zu Kitas in Richtung Chiemsee und auch in Berchtesgaden“, bestätigt Echter. Die Gründer merken dabei an der großen Nachfrage, wie sehr die Kitas versuchen, sich in diesem Bereich zu entwickeln. Laut einer Studie, an der auch Professor Edeltraud Botzum von der TH Rosenheim beteiligt war, setzt sich mittlerweile ein Großteil der Kita-Leitungen mit dem Thema Digitalisierung auseinander.
Die meisten scheitern demnach aber an „zu geringer Budget-Ausstattung, fehlenden zeitlichen Ressourcen oder mangelhafter digitaler Infrastruktur”.
Auch die Entwickler der sogenannten „Kitaversum-App“ kennen diese Probleme. „Es gibt Anbieter, die nicht alles abdecken und dafür relativ teuer sind”, meint Ledutke.
Die Software des Start-ups wird daher in verschiedenen Modellen angeboten. Je nachdem, ob die Kita beispielsweise auch „noch ein paar I-Pads für die Betreuer braucht“ oder wie viele Gruppen abgedeckt werden müssen, variiert der Preis. „Runtergerechnet wäre das billigste derzeit ungefähr 7,50 Euro pro Kind pro Jahr“, meint Martin Echter.
Auch nach der Veröffentlichung der App arbeitet das Team von mittlerweile sechs Personen an Verbesserungen.
Auch für Träger soll vieles leichter werden
„Wir möchten es zum Beispiel künftig für die Träger von Kitas leichter machen”, sagt Ledutke und meint damit vor allem den Prozess der Registrierung.
Im besten Fall könnte man sehen, wo es noch freie Plätze gibt, und sich direkt dafür bewerben. Denn bevor man sich mit digitalen Kitas beschäftigt, gilt es auch in der Rosenheimer Region, überhaupt einen Platz zu finden.