Ersatzteil aus dem Labor

von Redaktion

Rosenheimer Augenarzt Eberwein baut eine Hornhautbank auf

Rosenheim – Wohl kein anderes Sinnesorgan ist für die Lebensqualität so wichtig wie das Auge. Professor Philipp Eberwein weiß, welchen Segen er seinen Patienten bescheren kann, wenn er das erkrankte oder verletzte Körperteil wieder funktionstüchtig macht. „Viele Patienten mit Hornhauterkrankungen wissen gar nicht, welche Möglichkeiten wir heute haben. Wenn sie bei uns operiert wurden, sind sie häufig überglücklich, dass ihnen geholfen wurde“, sagt der Augenarzt, eine Koryphäe in seinem Fach. Behandlungsmethoden auf dem Gebiet der Augenheilkunde immer weiter zu perfektionieren – das ist sein Lebenszweck.

Voller Leidenschaft für großes Vorhaben

Der Mediziner arbeitet seit vielen Jahren im Augencentrum Rosenheim, und nun treibt er voller Leidenschaft ein großes Vorhaben voran: den Aufbau einer Hornhautbank. „Das ist eine Herzensangelegenheit von mir. Etwas, was ich gerne an die Gesellschaft zurückgeben möchte“, sagt der 50-Jährige mit einem Lächeln, das verrät, dass er Medizin nicht nur als Beruf, sondern als Berufung begreift.

Schon seit Jahren hat er sich auf die Diagnostik und Therapie von Hornhauterkrankungen spezialisiert. Eine komplexe ärztliche Kunst, die er nun auf eine breitere Basis stellt. „Ich will nicht nur Hornhäute verpflanzen, sondern sie auch stets zur Verfügung haben“, lautet sein Plan. Und dafür eben eine sogenannte Hornhautbank gründen, die Spendermaterial von Verstorbenen bereithält. Die Frage, ob nicht auch eine künstliche Herstellung möglich wäre, verneint er. „Es gab Versuche, aber die haben leider nicht geklappt.“

Um das Gewebe professionell aufzubereiten, bedarf es einer ausgetüftelten Logistik, die nur mithilfe einer Hornhautbank zu leisten ist. „Genau in diesem Raum, den wir jetzt als Besprechungszimmer nutzen, wird das Labor entstehen. Und zwar nach den strengen, gesetzlich festgelegten Kriterien, die für Reinräume gelten“, erläutert er sein Vorgehen. Zunächst 170000 Euro aus Eigenmitteln will Eberwein in das Rosenheimer Projekt stecken, angesiedelt im zweiten Geschoss eines Bürogebäudes in der Münchner Straße unweit vom Bahnhof. Als Sponsor hat er mehrere Lions-Clubs aus der Region gewinnen können,

Lions tritt weltweit für die Rettung des Augenlichts auf. An sieben Orten engagiert sich der Verein bereits in Deutschland auf diesem Gebiet. „Wir wollen jetzt der achte Standort werden“, sagt Eberwein. Insgesamt gibt es zwischen Kiel, Greifswald, Freiburg und München 15 dieser medizinischen Einrichtungen. Und die haben gut zu tun. „Wir führen deutschlandweit etwa 8500 Hornhaut-Transplantationen pro Jahr durch, der Bedarf liegt aber bei 13500 bis 14000“, sagt der Augenarzt. Die Unterdeckung findet er für ein Land wie das unsrige blamabel: Er macht regularische Hürden dafür verantwortlich, unter anderem die Beharrung auf der Zustimmungslösung bei der Organ- und Gewebespende. Ohne abgesicherte Willenserklärung des Verstorbenen, also ohne den Organspendeausweis, wird die Entnahme oftmals wesentlich schwieriger.

An der Notwendigkeit einer Hornhautbank hat Eberwein aber keinen Zweifel, Anfang 2026 soll sie in Rosenheim in Betrieb gehen. Er schätzt, dass die Hornhautbank den Operateuren im ersten Jahr etwa 100 Transplantate zur Verfügung stellen könnte, was etwa der Zahl der vom Augenzentrum pro Jahr vorgenommenen Eingriffe entspreche.

Angeleiert hat Eberwein zu diesem Zweck bereits Kooperationen mit den Klinikverbünden Südostbayern, Romed und Ebersberg. „Natürlich könnte ich das Geld dafür auch für die Entwicklungshilfe spenden. Aber es ist doch auch mal schön, etwas für die Menschen vor Ort zu machen, zumal Deutschland auf dem Gebiet der Gewinnung von Hornhautspendern noch ein Entwicklungsland ist.“

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